Gentechnisch veränderter Mais und Nicht-Zielorganismen

Neue Studie: Bt-Mais unschädlich für Marienkäfer

Gentechnisch veränderter Mais hat keine schädlichen Auswirkungen auf den Zweipunkt-Marienkäfer. Das ist das Ergebnis einer im August 2010 veröffentlichten wissenschaftlichen Studie. Damit widerspricht sie einer ähnlichen, 2008 erschienenen Untersuchung. Auf diese hatte sich Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner berufen, um das Anbauverbot von Bt-Mais MON810 in Deutschland zu begründen.

Marienkäfer

Marienkäfer gehören zu den Insekten, die Maisfelder besiedeln. Das 2009 ausgesprochen Anbauverbot von Bt-Mais MON810 wurde unter anderem mit einer Studie begründet, in der schädliche Auswirkungen auf Marienkäfer gefunden wurden. Nun ist eine neue Untersuchung erschienen - mit anderen Ergebnissen.

Die Schlussfolgerungen der Veröffentlichung von 2008 stehen im Gegensatz zu zahlreichen anderen Arbeiten, in denen keine negativen Auswirkungen von Bt-Mais und Bt-Proteinen auf Marienkäfer gefunden werden konnten. Im Rahmen der Studie wurden Marienkäferlarven mit Mehlmotten-Eiern gefüttert, welche mit Bt-Proteinlösungen verschiedener Konzentrationen besprüht worden waren. Bei den so gefütterten Larven fanden die Wissenschaftler eine höhere Sterblichkeit als in den Kontrollgruppen und schlossen daraus auf eine mögliche Gefährdung des Zweipunkt-Marienkäfers durch Bt-Mais. Die Veröffentlichung wurde - zusammen mit einigen anderen - zur Begründung des Anbauverbots von MON810 herangezogen, das Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner im April 2009 aussprach.

Andere Wissenschaftler äußerten starke Zweifel an den Ergebnissen der Studie. Sie begründeten diese unter anderem damit, dass keine eindeutige Dosis-Wirkungsbeziehung nachgewiesen werden konnte: Die Sterblichkeit stieg nicht parallel zu der Bt-Proteinkonzentration in der jeweils aufgesprühten Lösung. Zudem war in einigen Kontrollgruppen, deren Futter nicht mit Bt-Protein besprüht wurde, die Sterblichkeit ungewöhnlich hoch. Weiterhin wurde kritisiert, dass nicht nachvollziehbar war, welche Menge an Bt-Protein auf die Eier aufgebracht wurde und wie viele Motteneier die Larven gefressen hatten. Nach Ansicht der Kritiker konnten die Larven ohnehin keine nennenswerten Mengen an Bt-Protein aufgenommen haben, da junge Marienkäferlarven ihre Beute nur aussaugen würden.

Die nun veröffentlichte Untersuchung überprüfte erneut die mögliche Schädigung von Zweipunkt-Marienkäferlarven durch Bt-Proteine. Zunächst sollte eindeutig geklärt werden, ob die Larven Mehlmotteneier vollständig fressen oder nur aussaugen. Junge Marienkäferlarven bekamen einzelne Mehlmotteneier angeboten und wurden beobachtet, während sie die Eier konsumierten. Das Ergebnis: Die Eier wurden nur ausgesaugt. In keinem einzigen Fall wurde beobachtet, dass eine Larve auch nur einen Teil einer Eihülle verspeist hätte.

Damit Marienkäferlarven tatsächlich eine biologisch relevante Menge an Bt-Protein aufnehmen, wurden in der neuen Studie Spinnmilben als Nahrungsquelle gewählt. Sie ernähren sich unter anderem von Mais und sind unter den natürlichen Beutetieren des Marienkäfers diejenigen, die Bt-Proteine am stärksten anreichern – wie viel genau, wurde mit Hilfe eines ELISA-Tests gemessen. Marienkäferlarven wurden ausschließlich mit Spinnmilben gefüttert, die sich zuvor von Bt-Mais ernährt hatten. Die Sterblichkeit dieser Larven unterschied sich nicht signifikant von der Kontrollgruppe, die mit Spinnmilben gefüttert wurde, die sich von konventionellem Mais ernährt hatten.

Schließlich wurden Marienkäferlarven mit gereinigtem Bt-Protein gefüttert, wobei die Konzentration des Bt-Proteins in der Nährlösung noch zehnmal höher gewählt wurde als in den Spinnmilben. Bei der Entwicklung der Larven gab es keine signifikanten Unterschiede gegenüber der Kontrollgruppe, die nur die reine Nährlösung erhalten hatte. In einer weiteren Kontrollgruppe wurden der Nährlösung Substanzen zugesetzt, die bekanntermaßen giftig auf Marienkäfer wirken. Hier fand man eine deutlich erhöhte Sterblichkeit und eine verlangsamte Entwicklung der überlebenden Larve. Das zeigt, dass der gewählte Versuchsaufbau grundsätzlich geeignet ist, schädliche Wirkungen von Bestandteilen der Futterlösung nachzuweisen.

Da die Marienkäferlarven im Experiment deutlich höheren Bt-Proteinmengen ausgesetzt waren, als es im Feld zu erwarten ist, schließen die Autoren der Studie aus ihren Ergebnissen, dass der Anbau von Bt-Mais keine schädlichen Auswirkungen auf den Zweipunkt-Marienkäfer hat.