Keine Koexistenz-Auflagen für gv-Alfalfa (Luzerne)

USA: Anbau gentechnisch veränderter Luzerne uneingeschränkt erlaubt

Das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium USDA hat am vergangenen Donnerstag den Anbau gentechnisch veränderter (gv-)Luzerne freigegeben, ohne dabei Auflagen für die Koexistenz mit konventionellem und ökologischem Luzerne-Anbau zu erlassen. Im Vorfeld dieser Entscheidung hatte Landwirtschaftsminister Tom Vilsack solche Auflagen erstmals in Erwägung gezogen. Öko-Verbände haben angekündigt, gegen die Entscheidung zu klagen.

Tom Vilsack USDA secretary

US-Landwirtschaftsminister Tom Vilsack: „Nachdem die Prüfung der Umweltsuswirkungen durchgeführt wurde und auch die Öffentlichkeit Gelegenheit hatte, Stellung zu nehmen, ist das Landwirtschaftsministerium zu dem Schluss gekommen, dass gentechnisch veränderte Alfalfa genauso sicher ist wie konventionell gezüchtete.“

Ein US-amerikanisches Gericht hatte 2007 den Anbau der seit 2005 genehmigten gv-Luzerne des Unternehmens Monsanto verboten, da mögliche Umweltrisiken und wirtschaftliche Folgen nicht ausreichend untersucht worden seien. Die darauf folgenden gerichtlichen Auseinandersetzungen hatten öffentliche Diskussionen über den Anbau von gv-Pflanzen ausgelöst, die für die USA bis dahin eher unüblich waren. Sie führten dazu, dass US-Landwirtschaftsminister Tom Vilsack im Dezember nicht nur eine neue Umweltverträglichkeitsprüfung vorlegte, sondern erstmals Anbauauflagen für gv-Pflanzen vorschlug, die konventionelle und ökologisch bewirtschaftete Anbauflächen vor Vermischungen mit gv-Luzerne schützen sollten. Das hatte ihm Kritik von Agrarexperten der Republikaner in Repräsentantenhaus und Senat eingebracht, die ein Festhalten an wissenschaftlichen Kriterien bei der Regulierung der Grünen Gentechnik anmahnten.

Am Ende verwarf die US-Regierung die Pläne für Koexistenz-Auflagen und verfügte eine uneingeschränkte Zulassung. Damit ist sie auf die zentrale Forderung von Anbauern und Vermarktern von Öko-Produkten nicht eingegangen. Landwirtschaftsminister Vilsack kündigte aber verschiedene Maßnahmen an, mit denen er Wünsche von Interessengruppen aufgreifen und den Dialog mit ihnen aufrechterhalten will. Unter anderem sollen zwei Beratungskomitees geschaffen werden, ein Komitee für Biotechnologie und die Landwirtschaft des 21. Jahrhunderts sowie ein Komitee für die nationalen genetischen Ressourcen. Die vorhandenen Modelle zur Auskreuzung von Luzerne sollen verfeinert und die freiwilligen Kontrollmechanismen der Industrie durch externe Audits ergänzt werden. Weiterhin will die USDA Forschung zur Produktion und genetischen Reinheit von Luzerne-Saatgut sowie zu Nachweismethoden von gv-Luzerne anstoßen.

Öko-Produzenten befürchten Absatzeinbußen

Christine Bushway vom Öko-Handelsverband erklärte, dass viele ihrer Mitglieder über die Genehmigung ohne Anbau-Auflagen schockiert seien. Sie äußerte sich zwar anerkennend darüber, dass Minister Vilsack sich des Themas Koexistenz angenommen hatte, doch stelle die letztlich getroffene Entscheidung für viele Öko-Anbauer ein Risiko dar. Enttäuscht reagierte auch Andrew Kimbrell, Direktor des Center for Food Safety. Er kündigte an, die Organisation werde gerichtlich gegen die Genehmigung vorgehen, um die Aussaat von gv-Luzerne in diesem Frühjahr zu verhindern.

Öko-Verbände hatten sich vehement dafür eingesetzt, dass der Anbau von gv-Luzerne nur unter strengen Koexistenzauflagen wie einem ausreichenden Abstand zu konventionellen und Öko-Anbauflächen zulässig sein soll. Sie fürchten, dass über den Pollen die gentechnisch veränderten Samen auf ihre Felder gelangen und ihre Ernten verunreinigen. Sollten sie die Luzerne daraufhin nicht mehr als Öko-Ware verkaufen können, hätten sie entsprechende Einbußen zu verkraften. Auch in den USA akzeptieren viele Hersteller von Öko-Lebensmitteln keine Rohware, in denen sich GVO-Spuren nachweisen lassen, auch wenn nach den gesetzlichen Regelungen der Status als Öko-Produkt dadurch nicht beeinträchtigt sein muss. Die Richtlinien der USDA für den ökologischen Anbau schließen die Nutzung von gv-Saatgut zwar aus. Bei geringen GVO-Anteilen, die über Pollenflug und Auskreuzung unbeabsichtigt in die Ernte gelangt sind, darf das Produkt aber als ökologisch vermarktet werden.

Luzerne wird zur Heuproduktion in den USA auf acht Millionen Hektar angebaut. Es ist flächenmäßig die viertwichtigste Kulturpflanze des Landes. Etwa 100.000 Hektar entfallen auf Öko-Anbau. Auskreuzung spielt bei der Herstellung von Heu aus Luzerne nur eine untergeordnete Rolle, da die Landwirte die Felder vor Beginn von Blüte und Pollenflug abernten. Bei der Saatgutvermehrung ist es dagegen möglich, dass gv-Luzerne auf konventionelle Sorten auskreuzt. Die ursprünglich diskutierten Koexistenz-Auflagen für den Anbau der gv-Luzerne bezogen sich daher vor allem auf die Saatgutvermehrung.