Forschungsinstitut für biologischen Landbau:

Gentechnisch veränderter Bt-Mais ohne Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit

Eine Arbeitsgruppe des schweizerischen Forschungsinstitutes für Biolandbau (FiBL) in Frick stellte bei Gewächshausversuchen fest, dass der von ihnen untersuchte gentechnisch veränderte Bt-Mais die Vitalität von Böden nicht verschlechtert. Dieses Projekt ist Teil des Nationalen Forschungsprogramms der Schweiz über Nutzen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen (NFP 59). Da auch die Versuche mit gv-Weizen des NFP 59 keine ökologischen Risiken zeigten, verstärkt sich die Diskussion um die Fortführung des Schweizer Gentechnik-Moratoriums.

Mais im Gewächshaus

Mais im Gewächshaus

Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms 59 (NFP 59) werden 29 Projekte bearbeitet, im Fokus stehen Freilandversuche mit gentechnisch verändertem Weizen. Weitere Projekte befassen sich auch mit ökonomischen und gesellschaftlichen Fragen bspw. zur Koexistenz des Anbaus von gv- und konventionellen Pflanzen. Ein Abschlussbericht dieser Projekte ist für den Sommer 2011 geplant.

Die Forschergruppe unter Leitung von Paul Mäder wollte herausfinden, ob Bt-Mais einen negativen Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit hat. Bodenmikroorganismen bauen Pflanzenmaterial ab und setzen so Pflanzennährstoffe frei. Falls Bt-Mais bzw. das enthaltene Bt-Protein die Bodenmikroorganismen beeinträchtigen würden, könnte dadurch die Bodenfruchtbarkeit sinken.

Zur Überprüfung dieser These bauten die Wissenschaftler im Gewächshaus Bt-Mais und herkömmlichen Mais an und analysierten anschließend die Bakterienvielfalt, freigesetzte Nährstoffe und Abbauraten von Pflanzenresten in den Böden. Es zeigte sich, dass es dabei keinen Unterschied zwischen Bt- und konventionellem Mais gab. Auch die Wahl der im Gewächshaus verwendeten Böden hatte keinen Einfluss auf das Ergebnis. Egal, ob die verwendeten Böden aus Biofeldern oder konventionellen Feldern stammten, der Bt-Mais hatte im Vergleich zum konventionellen Mais keine negative Auswirkung auf die Bodenvitalität.

Die Ergebnisse, so Mäder, können aber nicht ohne Weiteres auf andere Bt-Maispflanzen übertragen werden. Saatguthersteller wie Syngenta oder Monsanto hätten dem FiBL kein aktuelles Saatgut zur Verfügung gestellt. Der im Versuch verwendete Bt-Mais sei daher noch eine gentechnisch veränderte Pflanze der ersten Generation und würde eine geringere Bt-Menge enthalten als heutige Bt-Maispflanzen.

Die Untersuchungen wurden im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms über Nutzen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen (NFP 59) durchgeführt. Die Resultate hat die Arbeitsgruppe inzwischen zur Publikation in einer Fachzeitschrift eingereicht.

Bereits in der vergangenen Woche gab das NFP 59 die Ergebnisse von zwei weiteren Versuchen mit gentechnisch verändertem Weizen bekannt. Auch hier wurden keine negativen Effekte auf das Ökosystem gefunden. Vor diesem Hintergrund verstärkt sich die Diskussion um das Schweizer Gentechnik-Moratoriums, das 2013 ausläuft. Der Aargauer SVP-Nationalrat Lieni Füglistaller, Präsident der zuständigen nationalrätischen Wissenschaftskommission WBK, sieht in Anbetracht der positiven Forschungsergebnisse keine Option mehr für eine Verlängerung des Moratoriums. Nun müsse sich der Nationalrat für oder gegen Gentechnik entscheiden, so Flügistaller.

Das Forschungsinstitut für Biolandbau, das die Maisversuche zur Bodenfruchtbarkeit durchführte, bewertet die Situation völlig anders. Die Versuchsergebnisse, so eine Pressemitteilung des FiBL, seien „kein Persilschein für die Gentechnik“. Die Gentechnik müsse mit Blick auf die nachhaltige Entwicklung und die Qualitätsstrategie der Schweizer Landwirtschaft beurteilt werden, so Urs Niggli, Direktor des FiBL. Gentechnisch veränderte Pflanzen seien in der kleinstrukturierten Landwirtschaft der Schweiz keine Option. Eine Koexistenz von gentechnisch veränderten und konventionellen Pflanzen sowie die Wahlfreiheit der Konsumenten könne nicht gewährleistet werden. Auch das hätten Forschungsprojekte des FiBL im Rahmen von NFP 59 gezeigt. Zudem hätten die heute zur Verfügung stehenden gentechnisch veränderten Pflanzen weder ökologische noch wirtschaftliche Vorteile für die Schweizer Landwirtschaft.