Käferfunde und Fraßschäden in Bt-Maisfeldern

Erste resistente Maiswurzelbohrer in den USA

In den USA gibt es Anzeichen dafür, dass der Maiswurzelbohrer gegen gentechnisch veränderten Bt-Mais resistent werden könnte. Wissenschaftler in Iowa, Illinois und Minnesota fanden lebende Exemplare des Käfers sowie offensichtlich durch sie verursachte Schäden in Bt-Maisfeldern. Das genaue Ausmaß der Resistenzbildung ist noch nicht bekannt. Betroffen sind bislang ausschließlich Maissorten von Monsanto. Die Firma sprach von Einzelfällen, will aber gemeinsam mit den Wissenschaftlern weitere Untersuchungen durchführen.

Maiswurzelbohrer, Käfer an einer Maiswurzel

Maisswurzelbohrer an einer Maiswurzel
Foto: Mihaly Czepo

durch den Maiswurzelbohrer abgefressene Maiswurzeln in Illinois 2011

Wurzelschäden an Maispflanzen auf einem Feld in Illinois, die offensichtlich durch den Fraß von Maiswurzelbohrer-Larven verursacht wurden.
Foto: Michael Gray, University of Illinois

Schäden durch den Maiswurzelbohrer in Illinois 2011

Wenn die Wurzeln geschädigt sind, leidet die Standfestigkeit der Pflanzen und sie fallen um.
Foto: Michael Gray, University of Illinois

drittes Larvenstadium des Maiswurzelbohrers

L3-Larve des Maiswurzelbohrers
Foto: K. Gloyna, BTL Bio-Test Labor

Von 2005 bis 2008 untersuchten Wissenschaftler der Universität Göttingen die Resistenzentwicklung des Maiswurzelbohrers gegenüber Bt-Mais (MON88017). Sie fanden heraus, dass vereinzelt Larven in Bt-Mais überlebten. Die Menge des vor allem in den Wurzeln gebildeten Bt-Proteins ist so gering, dass es vor allem auf das erste Larvenstadium (L1) tödlich wirkt. Maiswurzelbohrerlarven können sich außerdem auch von anderen Pflanzen, z.B. Gräsern, ernähren. Wenn die L1-Larven zunächst auf solchen Pflanzen fressen und erst dann zu Bt-Mais wechseln, können sich teilresistente Schädlinge entwickeln, die über mehrere Generationen zu Resistenzen führen können.

Ende Juli 2011 erschien in der Online-Zeitschrift PloS ONE eine Veröffentlichung des Entomologen Aaron Gassmann von der Iowa State University. Darin wurden erstmals Maiswurzelbohrer beschrieben, die im Feld gegenüber dem Bt-Protein Cry3Bb1 resistent geworden sind. Dieses Protein ist speziell gegen diesen Käfer gerichtet. 2009 hatte Gassmann ausgewachsene Maiswurzelbohrer auf vier Feldern in Iowa gesammelt, auf denen Bt-Mais der Firma Monsanto, der Cry3Bb1 bildet, angebaut wurde. In Laboruntersuchungen wiesen die Wissenschaftler nach, dass die Käfer eine deutlich höhere Dosis von Cry3Bb1 überlebten als ihre Artgenossen.

Zeitgleich mit der Veröffentlichung erschien eine Pressemitteilung von Monsanto, in der es hieß, in 99 Prozent aller Fälle würde der Schädling beim Anbau der beiden betroffenen Maissorten effektiv kontrolliert. Gleichwohl würde man die Ergebnisse ernst nehmen und weitere Studien auch gemeinsam mit Aaron Gassman durchführen. In einem Interview sagte ein Pressesprecher, es handele sich um lokal begrenzte Einzelfälle auf einer Fläche von unter 10000 Hektar.

Ende August 2011 schrieb der Entomologe Michael Gray von der Universität Urbana, Illinois, in einer Farmerzeitschrift, er habe in zwei Counties von Illinois Maiswurzelbohrer auf Feldern mit Bt-Mais gefunden. Um festzustellen, ob die Käfer resistent sind, müssten sie jedoch erst noch im Labor untersucht werden. Seitdem sollen sich eine Reihe von Landwirten bei Gray gemeldet haben, die ebenfalls von Diabrotica-Funden und dazu passenden Schäden an ihren Bt-Maispflanzen berichteten. Der Entomologe Ken Ostlie von der University of Minnesota berichtete von typischen Diabrotica-Schäden in Bt-Maisfeldern in Minnesota.

Für Wissenschaftler kommt diese Entwicklung nicht überraschend. Stefan Vidal von der Universität Göttingen äußerte bereits 2003 im Interview mit bioSicherheit, dass es in den USA in absehbarer Zeit zu Resistenzbildungen beim Maiswurzelbohrer kommen könnte, weil die entsprechenden Bt-Maissorten relativ niedrige Gehalte an Cry3Bb1 aufwiesen. Diese Befürchtung teilten auch eine Reihe von Wissenschaftlern, die die Environmental Protection Agency bei der Zulassung in den USA berieten, und sprachen sich deshalb für Refugienflächen von 50 Prozent aus. Die Behörde schrieb aber schließlich nur 20 Prozent vor. Eine Studie des Center for Science in the Public Interest zeigte, dass sich 2003 noch über 90 Prozent der Landwirte, die Bt-Mais anbauen, daran hielten, 2008 waren es dagegen nur noch drei Viertel.

Auch nach Ansicht von Aaron Gassmann könnten unzureichende Refugien zur Resistenzbildung beigetragen haben. Gassmann forderte außerdem eine integrierte Schädlingsbekämpfung, die nicht nur auf Bt-Pflanzen, sondern auf weitere Maßnahmen wie Fruchtwechsel setzt. So lange Resistenzen nur vereinzelt auftreten und die Häufigkeit der entsprechenden Gene in der Population niedrig ist, stellen sie kein Problem dar, sondern erst dann, wenn die Schädlingspopulation überwiegend aus resistenten Individuen besteht. Wie weit diese Entwicklung beim Westlichen Maiswurzelbohrer in den USA tatsächlich ist, ist derzeit noch unklar.