Sicherheitsforschung

Gießen: Erneut Zerstörungen auf Gerste-Versuchsfeld

Erneut sind Teile eines Versuchsfeldes auf dem Gelände der Justus-Liebig-Universität in Gießen zerstört worden. Dort wird untersucht, ob gentechnisch veränderte Gerste unerwünschte Auswirkungen auf nützliche Mykorrhiza-Pilze hat. Das Projekt wird im Rahmen der biologischen Sicherheitsforschung öffentlich gefördert.

Schon im Vorjahr hatten radikale Gentechnik-Gegner das Versuchsfeld schwer beschädigt. Trotz der inzwischen erheblich verschärften Bewachungsmaßnahmen sind in der Nacht zum 13. Juni 2007 Unbekannte in das Versuchsgelände eingedrungen und haben systematisch Gerstepflanzen zerstört.

Transgene Gerste unterm Netz. Mitarbeiter des Projektes begutachten Wachstum und Gesundheit der Gerstepflanzen. Das Netz soll verhindern, dass Vögel und andere Kleintiere mit den transgenen Sorten in Berührung kommen.

Versuchsfeld mit gv-Gerste 2006, Mitarbeiter der Universität Gießen bei Beobachtungen im Versuchsfeld. Netzabdeckung und Freifläche um die Versuchsparzelle sind Teil der von der Genehmigungsbehörde angeordneten Sicherheitsauflagen.

Klare Botschaft: Vorlage zum Bedrucken von T-Shirts; Projektwerkstatt Saasen

Auf dem Gelände der Forschungsstation des Instituts für Phytopathologie und Angewandte Zoologie waren Ende April etwa 5000 gv-Gerstepflanzen ausgebracht worden, die aus zwei in den USA entwickelten Gerstelinien hervorgegangen sind. In einer ist ein aus einem Bodenpilz stammendes Chitinase-Gen aktiv. Chitinasen bauen Chitin ab, das auch ein Bestandteil der Zellwände von Pilzen ist. In die zweite Linie wurde ein Gen aus einem Bodenbakterium eingebracht, dass Glukanase bildet. Das Gen wurde in Gerste übertragen, um die Braueigenschaften zu verbessern sowie auch eine bessere Verdaulichkeit als Tierfutter zu erreichen. Glukanase hat aber auch pilzresistente Eigenschaften.

Das von dem Gießener Biologen Prof. Karl-Heinz Kogel geleitete Forschungsprojekt untersucht, ob durch die Bildung der Chitin und Glukan abbauenden Enzyme auch nützlich Pilze geschädigt werden. 70 bis 80 Prozent der Landpflanzen leben in Symbiose mit so genannten Mykorrhiza-Pilzen, wobei Pflanze und Pilz sich gegenseitig von Nutzen sind. Sollten die beiden gv-Gerstelinien diese für die Gesundheit und Vitalität der Pflanzen wichtigen Pilze beeinträchtigen, wäre das von großer Bedeutung für die Agrarökosysteme. Beide gv-Gerstelinien sind in Europa von einer möglichen kommerziellen Nutzung weit entfernt.

Trotz der Zerstörungen konnten im letzten Jahr Teile des Versuchs noch ausgewertet werden. In der laufenden Vegetationsperiode sollten die dabei gefundenen Ergebnisse überprüft und abgesichert werden.

Auch in diesem Jahr wird der Versuch nach der Aktion der radikalen Gentechnik-Gegner fortgesetzt. Ein Teil der Proben aus dem Wurzelbereich der Pflanzen war bereits entnommen worden.

Die Universität Gießen hat Strafantrag gegen die Täter gestellt.

Bereits Ende Mai 2007 waren in Gießen Versuchsfelder der Universität zerstört worden. Dort führte das Institut für Pflanzenzüchtung im Auftrag des Bundessortenamts Wertprüfungen mit zahlreichen Maissorten durch, darunter auch Sorten aus dem gv-Mais MON810. Solche Versuche sind im Rahmen der Sortenzulassung gesetzlich vorgeschrieben.