BMELV-Forschungsprogramm Koexistenz 2007

Wieder Attacke auf Koexistenz-Versuchsfeld

Wie schon im Vorjahr sind Teile eines Versuchsfelds mit gv-Mais in Forchheim (Baden-Württemberg) zerstört worden. Es gehört zum Forschungsprogramm Koexistenz des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), in dem praktische Fragen der Koexistenz von gentechnisch verändertem und konventionellem Maisanbau untersucht werden.

In der Nacht zum Samstag (23.06.07) drangen radikale Gentechnik-Gegner auf das Feld ein und zertrampelten Maispflanzen. Wie ein Sprecher des baden-württembergischen Landwirtschaftsministeriums sagte, wurde eine „erhebliche Fläche“ zerstört. Dennoch erscheint es möglich, die nicht betroffene Teilfläche des Versuchs in die Auswertung einzubeziehen.

Anbauversuche Koexistenz. Versuchsanordnung mit Testsystem aus Gelb- und Weißmais.
(Foto: FAL)

Zerstörungen auf der Versuchsfläche in Forchheim (Foto aus 2006). Die Gentechnik-Gegner, die sich „Vereinigung autonomer Bienen“ nennen, kündigten in einem Schreiben „eine vorzeitige Beendigung sämtlicher Versuche mit genmanipulierten Pflanzen“ an.

Das Versuchsfeld in Forchheim gehört zum Landestechnologiezentrum Augustenberg (LTZ) und ist einer von sechs Standorten, auf denen 2007 Anbauversuche zur Koexistenz stattfinden.

Das Forschungsprogramm Koexistenz des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) wurde 2004 von der damaligen Ministerin Renate Künast initiiert. An dem Programm sind mehrere Bundes- und Landesinstitute beteiligt. Es wird von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) koordiniert.

Ziel des bis 2009 angelegten Versuchsprogramms ist es, wirksame Konzepte zu entwickeln und in der Praxis zu überprüfen, wie der Anbau von gentechnisch verändertem und konventionellem Mais in räumlicher Nachbarschaft organisiert werden kann, ohne dass es zu wesentlichen GVO-Einträgen in den konventionellen Beständen kommt.

Seit 2005 werden im Rahmen des Programms Anbauversuche durchgeführt. Dabei wird nicht nur mit gv-Mais gearbeitet, sondern es kommen auch alternative Testsysteme zum Einsatz, etwa konventionelle Maissorten mit unterschiedlicher Körnerfarbe. Dieses Testsystem liefert jedoch keine exakten Messwerte, sondern nur qualitative Hinweise. Um exakte und vergleichbare Werte unter praxisnahen Bedingungen zu ermitteln, sind Versuche mit gv-Mais erforderlich.

  • Im ersten Versuchsjahr 2005 war es vorrangiges Ziel, geeignete Versuchsanordnungen zu etablieren. Es wurden verschiedene Testsystem eingesetzt und geprüft, ob sie sich zur Bestimmung von Auskreuzungsraten eignen.
  • 2006 wurden die systematischen Anbauversuche an sechs Standorten fortgeführt. Dabei ging es vor allem um Mindestabstände zwischen Feldern mit gv- und konventionellem Mais, aber auch darum, welchen Einfluss Zwischenflächen und die Art ihrer Bewirtschaftung haben. Ein weiteres Thema war die Wirksamkeit einer Mantelsaat, wenn etwa ein Feld mit gv-Mais mit einem Streifen konventionellem Mais abgegrenzt wird, der zusammen mit dem gv-Mais geerntet wird.
  • Auf Basis der Erfahrungen des Vorjahres wurden in diesem Jahr vier verschiedene Versuchsdesigns ausgewählt. Dabei soll etwa der von der Bundesregierung vorgesehene Mindestabstand von 150 Metern zwischen benachbarten Feldern mit gv- und konventionellem Mais überprüft werden. Untersucht wird auch, ob sich die Drillrichtung - und damit die Ausrichtung der Maisreihen auf dem Spender- und dem Empfängerfeld - auf die Auskreuzungsrate auswirkt.

Insgesamt werden 2007 an vier von sechs Standorten Versuche mit Bt-Mais durchgeführt. Die Fläche beträgt 22,8 Hektar.

Die Ergebnisse des Forschungsprogramms Koexistenz fließen in die Verordnung zur Guten fachlichen Praxis beim Anbau von gv-Pflanzen ein. Diese soll in der kommenden Anbausaison wirksam sein. Einen ersten Entwurf hat Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer vorgelegt.