Bt-Mais MON863

EFSA bleibt dabei: Keine Bedenken bei gv-Mais MON863

(28.06.07) Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat in einer Stellungnahme den gentechnisch veränderten Bt-Mais MON863 erneut als sicher für Mensch, Tier und Umwelt bewertet. MON863 war wiederholt in die Kritik geraten. Dabei ging es immer wieder um eine vom Antragsteller Monsanto im Zulassungsverfahren vorgelegte Fütterungsstudie mit Ratten. Im März veröffentlichte eine Arbeitsgruppe um den französischen Wissenschaftler Gilles Eric Séralini eine erneute Auswertung der Daten und äußerte Zweifel an der Unbedenklichkeit von MON863.

Die europäische Kommission hat daraufhin die EFSA aufgefordert, ihre bisherige Stellungnahme im Hinblick auf die Neubewertung der Daten durch Séralini zu überprüfen. Sie sollte hierzu auch Stellungnahmen der Mitgliedstaaten einholen.

durch Larvenfraß geschädigte Wurzel. Die beiden ersten Larvenstadien fressen an den Feinwurzeln, ältere Larven dringen in die Hauptwurzeln und den Stängel ein.

Maispflanze mit Schäden an der Wurzel. MON863 ist gentechnisch veränderter Bt-Mais, der gegen den Maiswurzelbohrer resistent ist. Der Maisschädling befällt vor allem die Wurzeln der Maispflanzen. In Europa breitet der Schädling sich erst seit Anfang der neunziger Jahre aus.

MON863 ist seit Januar 2006 in der EU als Lebens- und Futtermittel zugelassen.

Die EFSA hat von 11 Mitgliedstaaten (Österreich, tschechische Republik, Irland, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Italien, Niederlande, Rumänien, Schweden und UK) Stellungnahmen erhalten. Mit Ausnahme von 2 Staaten sehen sie keinen weiteren Handlungsbedarf. Österreich und Ungarn fordern weitere Untersuchungen.

Die Vorgeschichte:

Am 2. April 2004 hatte das Gremium für gentechnisch veränderte Organismen (GMO Panel) der EFSA eine erste Stellungnahme zu MON863 abgegeben. Die Experten kamen darin zu dem Schluss, dass der Mais als sicher für Mensch, Tier und Umwelt eingestuft werden kann. Grundlage für die Sicherheitsbewertung war unter anderem besagte von Monsanto durchgeführte 90-tägige Fütterungsstudie mit Ratten. Männliche und weibliche Ratten erhielten entweder eine Diät mit MON863-Mais in verschiedenen Dosierungen oder die konventionelle Ausgangslinie sowie weitere konventionelle Maissorten. Sowohl beim Wachstum der Tiere als auch bei verschiedenen biologischen Parametern gab es vereinzelt statistisch signifikante Abweichungen bei den mit MON863 gefütterten Tieren, die von der EFSA als „biologisch nicht relevant“ bewertet wurden.

Aber die Öffentlichkeit und insbesondere französische Wissenschaftler hatten Zweifel an der Unbedenklichkeit von MON863. Im Kern ging es darum, ob die beobachteten Abweichungen bei den Ratten, die mit MON863 gefüttert wurden, im Rahmen der üblichen „biologischen Streuung“ liegen oder ob sie als Indizien für gesundheitliche Gefahren zu werten sind. Es wurden weitere Gutachten eingeholt. Im Oktober 2004 beriet das EFSA-Expertengremium erneut und bekräftigte die Stellungnahme aus dem Frühjahr: Die Fütterungsversuche lieferten keine Hinweise, dass Mon863 für Menschen oder Tiere schädlich sein könnte.

Aber die Diskussion um MON863 war damit nicht beendet. Nachdem Greenpeace die Veröffentlichung der kompletten Fütterungsstudie im Juni 2005 gerichtlich durchgesetzt hatte, machte sich die Arbeitsgruppe um Séralini daran, die Original-Daten der Monsanto-Studie erneut auszuwerten. Séralini und seine Mitarbeiter kommen in ihrer Analyse zu dem Schluss, dass Ratten, die mit MON863-Maiskörner gefüttert wurden, geringfügige, aber dosierungsabhängige Abweichungen im Wachstum bei beiden Geschlechtern zeigten. Außerdem könnten einige der statistisch signifikanten Abweichungen etwa bei den Blut- und Urinmessungen als Hinweise auf Leber- oder Nierentoxizität gedeutet werden.

Dritte Stellungnahme der EFSA: Keine neuen Erkenntnisse

Eine Arbeitsgruppe der EFSA hat sich mit den statistischen Methoden der Séralini-Analyse beschäftigt, sich mit den Autoren der Studie getroffen und selbst eine neuerliche Auswertung vorgenommen. Zusätzlich wurde ein französisches Institut mit einer weiteren Analyse der statistischen Auswertung der Daten beauftragt. Die zuständigen Behörden der Mitgliedstaaten wurden ebenfalls um eine Stellungnahme gebeten.

Zusammenfassend kommt die EFSA zu folgender Einschätzung:

  • Alle statistisch signifikanten Abweichungen bei einzelnen Test-Parametern der Fütterungsstudie wurden noch einmal analysiert und bewertet und zwar unter Berücksichtigung von Art und Bedeutung, Ausmaß und Häufigkeit sowie im Hinblick auf eine mögliche Dosisabhängigkeit oder einen Einfluss des Geschlechts.
  • Die beobachteten Differenzen lassen sich in den meisten Fällen nicht in Beziehung setzen zu einer bestimmten Dosierung und zum Geschlecht der Versuchstiere. Mal gab es geringere, mal höhere Werte, die als isolierte zufällige Phänomene gedeutet werden können. Unterschiede in Blut- und Urinwerten konnten nicht in den Gewebeschnitten bestätigt werden, und weisen von daher nicht auf Organ-Schädigungen hin.
  • Die Hypothese von Séralini, dass die beobachteten Veränderungen in der Gewichtszunahme ein Hinweis sein könnten auf eine Störung des Hormonhaushalts, kann nicht durch die experimentellen Daten belegt werden.
  • Im Unterschied zu Séralini hat das GMO Panel die biologische Relevanz aller statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den mit gv-Mais gefütterten Tieren und der isogenen Kontroll-Gruppe eingeschätzt. Dabei wurde auch die natürliche Variabilität berücksichtigt, die sich aus den Daten der mit weiteren konventionellen Maissorten gefütterten Kontroll-Gruppen abschätzen ließ. Vor diesem Hintergrund wurden die Effekte als biologisch nicht relevant eingestuft.
  • Nach Auffassung des GMO Panels gibt die Studie von Séralini keine neuen Hinweise auf toxikologisch relevante Ergebnisse. Es gebe demnach keinen Grund, die bereits 2004 abgegebene Stellungnahme, dass Mon863 keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt habe, zu ändern.
  • Es wurden zur Bewertung unterschiedliche statistische Methoden angewandt. Das GMO Panel sieht es als notwendig an, die statistischen Methoden zur Auswertung von tierischen Studien zu vereinheitlichen. Es wurde bereits eine Arbeitsgruppe des GMO Panels für diese Aufgabe eingerichtet.