Zweiter Runder Tisch zur Grünen Gentechnik

Zweiter Runder Tisch: Schavan sieht „Fortschritte“

„Heute sind wir ein gutes Stück vorangekommen. Es war ein konzentriertes und intensives Gespräch“, bilanzierte Bundesforschungsministerin Annette Schavan den zweiten Runden Tisch zur Grünen Gentechnik, zu dem sie Vertreter aus Wissenschaft, Land- und Ernährungswirtschaft, Umweltverbänden und Kirchen nach Berlin eingeladen hatte. Vorrangige Themen waren die Kritik der Umweltverbände an der biologischen Sicherheitsforschung sowie künftige Schwerpunkte der Agrar- und Pflanzenforschung in Deutschland.

Nachdem der ersten Runde Tisch Mitte Mai weitgehend vom Austausch der bekannten Positionen von Kritikern und Befürwortern der Grünen Gentechnik geprägt war, sollten bei der zweiten Gesprächsrunde künftige Themen und Fragestellungen der öffentlich geförderten Agrar- und Pflanzenforschung sowie der ökologischen Sicherheitsforschung identifiziert werden. Ein konkretes Ergebnis kam zwar nicht zustande, doch jenseits der starren Diskussionsfronten waren erste Annäherungen erkennbar.

Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) moderierte den Runden Tisch. „Der einzige Weg, eine Abhängigkeit der Landwirte zur Industrie zu vermeiden, ist die öffentliche Forschung.“
Foto: BMBF

Gleich zu Beginn sprach Annette Schavan den „Neun-Punkte-Katalog für eine ökologische Risikoforschung“ an, den der Naturschutzbund (Nabu) und weitere Umweltverbände Anfang der Woche vorgestellt hatten. Er kritisiert die aktuell vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) geförderte Sicherheitsforschung und leitet daraus neun „Forschungsfragen zu Nachhaltigkeit und ökologischen Risiken“ ab, die aus Sicht der Verbände bisher nur unzureichend bearbeitet worden seien. So wird etwa eine „systematische Erfassung der Effekte des gentechnisch veränderten Mais MON810“ oder Untersuchungen „zur Verbreitung von Transgenen durch Bienen, Hummeln und weitere Bestäuber“ gefordert.

Vertreter aus Zulassungsbehörden und Forschungseinrichtungen führten aus, dass acht der neun Punkte des Katalogs sich auf Aspekte beziehen, die im Rahmen der in den Zulassungsverfahren vorgeschriebenen Prüfung auf Lebensmittelsicherheit und Umweltverträglichkeit beantwortet werden müssen und bereits Thema der begleitenden Sicherheitsforschung sind. Daher seien systematische, grundlegende Wissenslücken bei der Sicherheitsbewertung von gentechnisch veränderten Pflanzen nicht zu erkennen.

Schavan kündigte an, den von den Umweltverbänden vorgebrachten Punkten im Detail nachzugehen. „In der nächsten Sitzung werden wir die Bilanz aus 30 Jahren Sicherheitsforschung vorstellen und sehen, wo weitere Akzente gesetzt werden müssen.“

„Förderung nachhaltiger Landnutzungskonzepte muss oberstes Ziel der Agrar- und Pflanzenforschung sein“

Der zweite thematische Schwerpunkt des Runden Tisches war die zukünftige Ausrichtung der Agrar- und Pflanzenforschung einschließlich Pflanzenbiotechnologie und begleitender Sicherheitsforschung. Das BMBF hatte eine erste Konzeption für eine weiterentwickelte Strategie zur Pflanzenzüchtung vorgelegt. Ausgangspunkt war eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Forschungsprogramme der beiden zuständigen Bundesministerien für Forschung (BMBF) und Landwirtschaft (BMELV).

Schavan regte an, die einzelnen Förderschwerpunkte stärker miteinander zu verknüpfen und kündigte eine „Weiterentwicklung vor allem in Hinblick auf die Nachhaltigkeitsfrage“ an. Sie griff damit auch eine Forderung der Umweltverbände auf, vor allem die Erforschung ökosystemarer Zusammenhänge und nachhaltiger Landnutzungssysteme intensiver zu fördern. Dabei geht es auch um eine systematische Prüfung aller landwirtschaftlichen Anbausysteme, ob konventionell, ökologisch oder mit gentechnisch veränderten Pflanzen auf ihre ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit.

In der Agrar- und Pflanzenforschung setzen Schavan und das von ihr geführte Ministerium auf eine „methodenoffene Förderstrategie“. Die jeweils gewählte Methode sei „kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck“. Das gesamte Spektrum der zur Verfügung stehenden Technologien - so z.B. auch der Grünen Gentechnik - müsse ergebnisoffen und vorbehaltlos auch im Vergleich zu anderen Forschungsansätzen diskutiert werden. Entscheidend sei, wie das bestmögliche Ergebnis für die Umwelt, die Landwirte und die Verbraucher erreicht werden könne.

„Die Diskussionen beim Runden Tisch haben bestätigt“, so das Fazit von Annette Schavan, „dass vor dem Hintergrund der globalen Probleme die Grüne Gentechnik sehr differenziert gesehen werden muss. Genau eine solche differenzierte Herangehensweise ist für einen sachlichen Dialog zielführend.“

Schavan kündigte für Oktober ein weiteres Gespräch des Runden Tisches mit dem Schwerpunkt Internationale Entwicklungszusammenarbeit in der Pflanzen- und Agrarforschung an.

Der Runde Tisch zur Grünen Gentechnik war Mitte Mai von den Ministerinnen Schavan (Forschung) und Aigner (Landwirtschaft) einberufen worden, nachdem das von Aigner ausgesprochene vorläufige Anbauverbot für MON810 vor allem aus der Wissenschaft heftig kritisiert worden war. Der zweite Runde Tisch wurde um einen Vertreter des ökologischen Landbaus und aus den Nicht-Regierungsorganisationen im Bereich der Entwicklungspolitik erweitert. Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner nahm am zweiten Runden Tisch nicht mehr persönlich teil.