Gentechnisch veränderter Bt-Mais in den USA

Gentechnisch veränderter Bt-Mais in den USA: Resistenzmanagement in der Kritik

In den USA werden die Auflagen zum Resistenzmanagement bei gentechnisch verändertem Bt-Mais offenbar nicht von allen Farmern eingehalten. Eine Verbraucherschutzorganisation wertete entsprechende Daten aus der US-Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) aus und kam zu dem Ergebnis, dass der Anteil der Farmer, die die Auflagen einhalten, seit einigen Jahren sinkt. Gleichzeitig wird in den USA diskutiert, ob die Auflagen mit der Entwicklung neuer Maissorten gelockert werden können.

Gegen die meisten Wirkstoffe, die in der Vergangenheit zur Insektenbekämpfung eingesetzt wurden, entwickelten sich über kurz oder lang Resistenzen. So ist es theoretisch auch möglich, dass sich beim großflächigen Anbau von Bt-Mais resistente Tiere schnell vermehren, da sie einen Überlebensvorteil haben. Bislang haben sich jedoch noch keine Maisschädlinge mit einer Resistenz gegen Bt-Proteine entwickelt.

Um einer Resistenzentwicklung vorzubeugen, sind Farmer in den USA verpflichtet, in Nachbarschaft zu den Bt-Mais-Feldern auch Felder mit Nicht-Bt-Pflanzen zu bestellen. Dort haben nicht-resistente Maiszünsler und Maiswurzelbohrer ein Refugium zum Überleben. Dadurch können sich entstehende Resistenzen wieder „ausdünnen“. Die Refugienflächen müssen 20 Prozent der Gesamtanbaufläche ausmachen und in vorgeschriebenen Abständen zu den Bt-Feldern angelegt werden.

Telefonische Befragung: Einhaltung der Auflagen für das Resistenz- management (Refugienflächen) bei Bt-Mais, der gegen den Maiswurzelbohrer resistent ist

Resistenzmanagement bei Mais: befragung vor ort

Persönliche Befragung vor Ort: Einhaltung der Auflagen für das Resistenz- management (Refugienflächen und Abstand zu den Bt-Feldern) bei Bt-Mais, der gegen den Maiswurzelbohrer resistent ist.

Diese Maßnahmen müssen in den USA von den Firmen überwacht werden, die gentechnisch verändertes Saatgut vertreiben. Sie müssen die Farmer im Resistenzmanagement schulen und gegenüber der EPA nachweisen, dass die entsprechenden Auflagen eingehalten werden. Zu diesem Zweck geben die Saatgutfirmen anonyme Interviews per Telefon und seit 2007 per Internet in Auftrag. Außerdem führen Firmenmitarbeiter standardisierte persönliche Befragungen auf den Farmen durch. Die Ergebnisse sämtlicher Erhebungen werden jedes Jahr in einem gemeinsamen Bericht zusammengefasst und bei der EPA eingereicht.

Die US-Verbraucherorganisation CSPI (Center for Science in the Public Interest) hat die Daten zum Resistenzmanagement bei Bt-Mais für die Jahre von 2003 bis 2008 ausgewertet. Nach den Daten aus den persönlichen Befragungen vor Ort hielten beim Anbau von Bt-Mais, der gegen den Maiszünsler oder gegen den Maiswurzelbohrer resistent ist, bis 2006 rund 95 Prozent der befragten Farmer die Auflagen ein, 2008 waren es nur noch rund 85 Prozent. Ähnliche Ergebnisse fand man auch für Maissorten, die gegen beide Schädlinge resistent sind.

Die Interviews per Telefon und Internet ergaben ungünstigere Ergebnisse, vor allem bei Mais, der gegen den Maiswurzelbohrer oder gegen beide Schädlinge resistent ist. Diesen Daten zufolge fiel der Anteil der Farmer, die die Auflagen einhielten, 2008 auf unter 75 Prozent. Das CSPI forderte in einem offenen Brief an die Leiterin der EPA, die Wiederzulassung, die 2010 für sämtliche gentechnisch veränderten Maissorten in den USA ansteht, davon abhängig zu machen, dass die Firmen die Einhaltung der Maßnahmen zum Resistenzmanagement deutlich verbessern können.

Gleichzeitig entwickeln die Saatgutunternehmen neue gentechnisch veränderte Maissorten, mit denen es möglich sein soll, die Auflagen zum Resistenzmanagement zu lockern. Diese Maissorten produzieren verschiedene Bt-Proteine gegen ein und denselben Schädling. Damit wird die Wahrscheinlichkeit, dass sich Resistenzen bilden, deutlich verringert. Auf diese Weise soll der Anteil der Refugienflächen auf bis zu fünf Prozent herabgesetzt werden können. Ein im November 2009 erschienener Bericht zu den Auswirkungen des Anbaus gentechnisch veränderten Pflanzen auf den Einsatz von Pestiziden warnt jedoch vor einer solchen Vorgehensweise. Nach den Erfahrungen mit chemischen Pflanzenschutzmitteln dauere die Resistenzentwicklung zehn bis fünfzehn Jahre. Gentechnisch veränderte Bt-Pflanzen werden in den USA seit 1996 angebaut. Bei Bt-Baumwolle wurden zwischen 2003 und 2006 erste Bt-resistente Schädlingspopulationen gefunden und in einer kürzlich veröffentlichten Studie wurde gezeigt, dass der Baumwollkapselwurm Mehrfachresistenzen ausbilden kann. Vor diesem Hintergrund empfiehlt der Bericht, mit der Lockerung der Auflagen zum Resistenzmanagement bei Bt-Mais noch einige Jahre zu warten.