Sicherheitsforschung

Wenn Regenwürmer Bt-Mais fressen

Nach verschiedenen anderen Tieren wurden nun auch Regenwürmer mit Bt-Mais gefüttert. Schweizer Forscher wollten wissen, ob es über Blätter von Bt-Maispflanzen, die auf den Boden fallen und dort verrotten, zu schädlichen Nebeneffekten kommen kann. Unter Freilandbedingungen zeigte sich, dass Bt-Mais nicht zu einer erhöhten Sterblichkeit bei Regenwürmern führt. Doch wie so oft: am Ende stellen sich weitere Fragen.

Kein Regenwurmsterben durch Bt-Mais.

Bt-Mais, der sich selbst gegen die gefräßigen Larven des Maiszünslers schützt, wird in den USA und anderen Ländern großflächig angebaut. Nicht nur in Deutschland sind mögliche schädliche Auswirkungen auf „Nichtzielorganismen“ ein Thema der Biologischen Sicherheitsforschung.

Bisher interessierte man sich vor allem für Insekten, die direkt oder indirekt mit Mais - und damit auch mit dem Bt-Toxin - in Kontakt kommen. Doch über verrottendes Pflanzenmaterial gelangt das Bt-Toxin auch in den Boden. Wie sich das auf die für die Bodenqualität wichtigen Regenwürmer auswirken könnte, hat nun eine Schweizer Arbeitsgruppe sowohl im Labor wie im Freiland näher untersucht.

Regenwürmer sterben nicht

Über zweihundert Tage wurden Regenwürmer mit normalem und Bt-Mais gefüttert. Dazu wurde je ein Wurm mit dem jeweiligen Blattmaterial in spezielle Glasröhrchen (Laborversuch) oder in Netzkäfige gesetzt, die in den Ackerboden eingebracht wurden.

  • Weder im Labor, noch unter Feldbedingungen führte Bt-Mais als Futter zu einer veränderten Sterblichkeit der Regenwürmer.
  • Allerdings waren die Würmer am Ende einer Versuchsreihe deutlich leichter, wenn sie Bt-Mais gefressen hatten (bei einem Versuchsansatz).

Interessanterweise ließ sich dieser Effekt nur bei ausgewachsenen Regenwürmern finden, die im Labor in erdgefüllten Glasröhren gehalten wurden. Junge Regenwürmer, die sich noch in der Entwicklung befanden und im Freiland untersucht wurden, beeinflusste der Bt-Mais nicht.

Unterschiede zwischen Labor- und Feldversuch zeigten sich auch bei der Abbaugeschwindigkeit des Bt-Toxins. Im Labor nahm der Toxingehalt in den Maisblättern, von denen sich die Regenwürmer ernährten, in den ersten Wochen des Versuchs rapide ab. Danach hielt er sich bis zum Versuchende auf konstant niedrigem Niveau.

Im Freiland war zumindest bis zum achtzigsten Versuchstag der Toxingehalt in den verrottenden Blättern hoch genug, um die gewünscht Wirkung zu erzielen - nämlich die Larven des Maiszünslers abzutöten. Nach 240 Tagen war das Bt-Toxin nur noch in geringen Mengen nachweisbar.

Leichtere Regenwürmer?

Nicht eindeutig geklärt ist, ob das Bt-Toxin den beobachteten Gewichtsverlust der Regenwürmer verursacht. Vergleichbare frühere Untersuchungen fanden keine Bt-bedingten Effekte auf Regenwürmer.

Möglich, dass die Gewichtsreduktion gar nichts mit dem Bt-Toxin selber zu tun hat. Die Blätter von Bt-Mais und nicht-Bt-Mais unterscheiden sich nämlich nicht nur im Toxingehalt, sondern auch in anderen Eigenschaften. So ist bei dem in diesen Versuchen verwendeten Bt-Mais (Bt11) ein um bis zu 97 Prozent erhöhter Ligningehalt festgestellt worden, der sich durchaus negativ auf die Futterqualität auswirken kann.