Fruktan-Kartoffel

„Signifikante Unterschiede haben wir nicht feststellen können.“

Die Fruktan-Kartoffel, die durch eine gentechnische Veränderung in ihren Knollen den Zuckerstoff Inulin bildet, wurde über mehrere Jahre im Rahmen der Biologischen Sicherheitsforschung auf ihre Umweltwirkungen getestet. Ergebnis: Keine sicherheitsrelevanten Auffälligkeiten. BioSicherheit sprach mit Verbundleiter Bernd Hommel von der Biologischen Bundesanstalt (BBA) in Kleinmachnow.

Dr. Bernd Hommel von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Kleinmachnow, leitete den Forschungsverbund Fruktan-Kartoffel

bioSicherheit: Die Fruktan-Kartoffel stand in drei Versuchsjahren im Mittelpunkt von Feld- und Laboruntersuchungen. Wenn wir uns die Ergebnisse ansehen, so könnte zusammenfassend gesagt werden: Die Fruktan-Kartoffel hat keine besonderen Auffälligkeiten gezeigt?

Bernd Hommel: Dieses Resümee lässt sich abgesehen von einem veränderten Wuchsverhalten ziehen. Erwartet haben wir das jedoch nicht. Denn mit der gentechnischen Veränderung wurde doch sehr dramatisch in den genetischen Kontext eingegriffen. Bei den von uns untersuchten Linien handelt es sich um Doppeltransformanten, d.h. gentechnisch veränderte Ausgangslinien wurden ein weiteres Mal gentechnisch verändert. Außerdem wurde der Kohlenhydratstoffwechsel so verändert, dass ein neuer Inhaltsstoff, das Inulin gebildet wird.

bioSicherheit: Welche Änderungen waren denn im Wuchsverhalten zu beobachten?

Bernd Hommel: Die Pflanzen blieben insgesamt kleiner und die Dichte der unter dem Blatt sitzenden Blatthaare war erhöht. Mit besonderem Blick auf den Krankheits- und Schaderregerbefall haben wir dann mögliche Folgen dieser phänotypischen Veränderungen genauer untersucht. Arbeitshypothesen waren, dass eine dichtere Behaarung Kartoffelkäferweibchen an der Eiablage hindert oder ein weniger dichter Bestand den Pilzbefall vermindert. Signifikante Unterschiede im Befall durch Pilze, den Kartoffelkäfer oder Nematoden haben wir dann aber nicht feststellen können.

bioSicherheit: Es wurden auch Fütterungsversuche durchgeführt. Was waren die Ergebnisse?

Bernd Hommel: Wir wollten wissen, ob die gentechnische Veränderung neben der gezielten Bildung von Fruktanen auch unerwünschte Inhaltsstoffe zur Folge hatte. Fütterungsversuche mit Schweinen und analytische Untersuchungen stellten eine inhaltsstoffliche Gleichwertigkeit mit konventionellen Sorten fest. Bei den Glykoalkaloiden, zu denen auch das Solanin gehört, war eine leichte Erhöhung festzustellen. Diese lag aber weit unterhalb der Sicherheitsschwelle. Wir haben auch den Verbleib der DNA transgener Fruktan-Kartoffeln im Verdauungstrakt der Schweine und ihre mögliche Aufnahme in den Blutkreislauf untersucht. Transgenspezifische Gensequenzen konnten wir zwar im Magen, aber nicht mehr im Darm feststellen. Weder im Blut noch in den inneren Organen waren transgene DNA-Sequenzen zu finden.

bioSicherheit: Die Golmer Fruktan-Kartoffel wird nicht weiter entwickelt. Warum?

Bernd Hommel: In den Niederlanden wird an der Fruktan-Kartoffel weitergearbeitet. In Deutschland verspricht dagegen eine andere Kartoffel, die gentechnisch veränderte Stärkekartoffel ein großes Marktpotenzial. Das Interesse der Stärkeindustrie ist groß und die Züchtung entsprechender Sorten schon recht weit.

bioSicherheit: Wir danken für das Gespräch.