Sicherheitsforschung Zeaxanthin-Kartoffel

Öl-Attacke auf Versuchsfeld

Auf Gut Roggenstein bei Olching im Landkreis Fürstenfeldbruck ist erneut ein Freisetzungsfeld mit gentechnisch veränderten Kartoffeln zerstört worden. In der Osternacht haben Unbekannte Mineralöl auf einer etwa fünfzig Quadratmeter großen Versuchsfläche ausgebracht. Dort sollte untersucht werden, welche Auswirkungen ein Anbau von gv-Kartoffeln auf die Bodenqualität hat. Das Projekt wird im Rahmen des Programms zur Biologischen Sicherheitsforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Knollen der Zeaxanthin-Kartoffel (links) haben eine dunklere, tief-gelbe Färbung im Vergleich zur Ausgangssorte Baltica (rechts)

Die gv-Kartoffeln wurden vor einigen Jahren im Rahmen eines öffentlich geförderten Forschungsprojekts entwickelt. Durch eine gentechnische Modifikation in einem Stoffwechselweg reichert sich in den Knollen das Carotinoid Zeaxanthin an. Gegenüber herkömmlichen Kartoffeln weisen die gentechnisch veränderten eine bis zu 130fach erhöhte Konzentration auf.

Das Carotinoid Zeaxanthin ist essentieller Bestandteil des gelben Fleckes (Makula) auf der Augen-Netzhaut. Es wird davon ausgegangen, dass eine erhöhte Aufnahme von Zeaxanthin der altersbedingten Makula-Degeneration vorbeugen kann. Nicht selten führt diese Erkrankung zur Erblindung. Carotinoide gehören zu den „sekundären Pflanzenstoffen“, die in vielen Gemüsearten vorkommen. Ihnen wird eine Schutzwirkung gegenüber degenerativen Erkrankungen zugeschrieben.

Die gentechnisch veränderten Zeaxanthin-Kartoffeln wurden in den Vorjahren auf dem Versuchsfeld auf Gut Roggenstein angebaut. Um zu untersuchen, wie sich das auf die Bodenqualität und die Folgefrüchte auswirkt, sollte auf der Kartoffel-Fläche in diesem Jahr konventioneller Weizen angebaut werden. Nun muss der durch die Heizöl-Attacke verseuchte Boden dreißig Zentimeter tief abgetragen werden. Eine Auswertung ist nun nicht mehr möglich.

Prof. Gerhard Wenzel von der TU München, Leiter des Forschungsprojekts, kündigte an, die Versuche in den nächsten Jahren fortführen zu wollen. Freisetzungsanträge sind gestellt, jedoch noch nicht entschieden. An dem Forschungsverbund sind neben den Universitäten München, Hohenheim und Graz auch die Biologische Bundesanstalt und das Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (GSF) beteiligt.

Bereits 2003 wurde das Versuchsfeld mit Zeaxanthin-Kartoffeln zerstört. Damals war Ziel des Versuchs, die geernteten Knollen ernährungsphysiologisch zu untersuchen. Später klagten die Gemeinde Olching und der Bund Naturschutz gegen den Versuch. Die Gerichte erlaubten jedoch die Fortführung des Versuchs unter weiteren Sicherheitsauflagen.

Wenige Tage nach der erneuten Zerstörung des Versuchsfelds wurde gegen die beantragte Fortsetzung des Versuchs 2006/07 eine Sammelklage mit 4000 Unterschriften eingereicht.