Forschungsergebnisse Bt-Mais:

Konträre Sichtweisen

In der vergangenen Woche hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace eine Studie vorgelegt, in der Forschungsergebnisse zu gentechnisch verändertem Bt-Mais MON810 zusammengefasst und ausgewertet werden. Fazit: Es bestehe ein hohes Risiko für Natur, Tier und Mensch. In einer Stellungnahme fasst Ingolf Schuphan (RWTH Aachen) die Ergebnisse der Projekte zur biologischen Sicherheitsforschung transgener Pflanzen, auf die Greenpeace u.a. Bezug nimmt, seinerseits zusammen. Fazit: Bt-Mais sei biologisch sicher. Auch Wissenschaftler der Bundesanstalt für Landwirtschaft (FAL) haben sich heute von der Studie distanziert.

Maiszünsler

Bt-Mais ist wirksam gegen den Maiszünsler, einen kleinen Schmetterling, dessen Raupen sich durch die Stängel der Pflanze fressen, aber schädigt er auch andere Schmetterlinge und Kleinlebewesen?

MON810
Der Bt-Mais MON810 produziert infolge eines neu eingeführten Gens einen Wirkstoff, das so genannte Bt-Toxin, der spezifisch gegen den Maiszünsler wirkt.

MON810 wurde 1998 nach dem damaligen Gentechnikrecht in der EU zugelassen und zwar sowohl für den Anbau als auch als Lebens- und Futtermittel. Mit Inkrafttreten neuer Rechtsvorschriften im April 2004 hat die Zulassung ein Notifizierungsverfahren durchlaufen und ist damit auch nach neuem Recht gültig. Allerdings nur noch bis zum Frühjahr 2007.

Für den Anbau braucht es zusätzlich eine Sortenzulassung, vorher darf Saatgut nicht in den Handel. In Deutschland wurden erst im Dezember 2005 zunächst drei Bt-Maissorten zugelassen. Inzwischen sind fünf Sorten zugelassen, acht weitere werden noch geprüft. Für den Erprobungsanbau 2004 und 2005 sowie auch für die Freisetzungen im Rahmen der Sicherheitsforschung, hatte das Bundessortenamt begrenzte Saatgutmengen auf der Grundlage von Sonder-vertriebsgenehmigungen freigegeben.

2006 wird Bt-Mais in Deutschland auf ca. 950 Hektar angebaut.

Die Ergebnisse aktueller Untersuchungen, u.a. auch der vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekte zur biologischen Sicherheit transgener Pflanzen, belegen laut Greenpeace Effekte auf das ganze Ökosystem. Insbesondere Honigbienen, geschützte Schmetterlingsarten und Bodenorganismen seien unmittelbar bedroht. Die Umweltschutzorganisation schließt aus, „dass auch durch umfassende Untersuchungen die komplexen Umweltfolgen des Gen-Mais-Anbaus ausreichend abgeschätzt oder gar kontrolliert werden können.“

Vor dem Hintergrund der neu zu beantragenden Zulassung von MON810 im Frühjahr nächsten Jahres, fordert Greenpeace, die Neuzulassung zu stoppen und den Mais vom Markt zu nehmen. Der Zulassungsbehörde wird vorgeworfen, dass sie die Auswirkungen des gv-Maises auf die biologische Vielfalt in Europa bisher nicht ausreichend geprüft habe.

Wissenschaftler distanzieren sich

Mehrere vom Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderte Forschungsverbünde haben sich in den letzten Jahren mit möglichen Umweltauswirkungen von gentechnisch veränderten Pflanzen u.a. auch Bt-Mais beschäftigt. Greenpeace nimmt Bezug auf die Ergebnisse dieser Projekte, kommt allerdings vielfach zu anderen Schlussfolgerungen als die beteiligten Wissenschaftler selbst.

Mit einer Stellungnahme zum „Kenntnisstand zu möglichen Umweltwirkungen von Bt-Mais“ hat Ingolf Schuphan (RWTH Aachen), Koordinator des Verbundvorhabens „Sicherheitsforschung und Monitoring zum Anbau von Bt-Mais (2001-2004)“, die Ergebnisse noch einmal zusammengefasst. Sein Fazit: „Die vorliegenden Ergebnisse insgesamt belegen die biologische Sicherheit des Bt-Mais MON810, insbesondere im Vergleich zu einer chemischen Insektizidbehandlung.“

Auch Wissenschaftler der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig distanzieren sich in einer Pressemitteilung von der Greenpeace-Studie. Christoph Tebbe und Susanne Baumgarte untersuchten mit ihrer Arbeitsgruppe über mehrere Jahre, wie lange Bt-Toxin im Boden überdauert und ob Auswirkungen auf Bodenmikroorganismen zu erwarten sind. Die Ergebnisse seien eindeutig, so die Wissenschaftler; weder Insekten und andere Kleinlebewesen noch die ökologisch wichtigen Bodenmikroorganismen würden durch Bt-Toxin beeinträchtigt. Das aus Wurzeln und Pflanzenresten freigesetzte Bt-Protein reiche bei weitem nicht aus, um toxische Wirkungen auf so genannte Nicht-Zielorganismen auszuüben. Greenpeace habe, so Christoph Tebbe, einzelne Forschungsergebnisse aus dem Zusammenhang gerissen. „Dadurch ergibt sich der Eindruck eines Risikos, das tatsächlich nicht vorhanden ist.“