Rapsanbau in Deutschland

Schub durch Doppel-Null-Raps

Der Durchbruch für den Rapsanbau kam mit den neuen Doppel-Null-Sorten (00-Raps). Erst mit ihnen lieferte Raps ein schmackhaftes, bekömmliches Öl und wurde ein interessanter Rohstoff für die Lebensmittelindustrie. Innerhalb weniger Jahre wuchsen die Anbauflächen um ein Vielfaches.

Rapsanbau in Deutschland bis 2011

Lange Zeit spielte der Rapsanbau in Deutschland kaum eine Rolle. Die Öle, die sich daraus extrahieren ließen, schmeckten bitter und kamen allenfalls in Not- und Krisenzeiten als Speiseöl oder Margarine auf den Tisch. Noch 1974 verarbeitete die Lebensmittelindustrie nur knapp ein Drittel der Rapsernte; der Rest ging als Rohstoff in verschiedene Zweige der Chemieindustrie.

Raps gehört zur Familie der Brassicaceen (Kohlgewächse) und ist mit unseren Kohlsorten nah verwandt. Er ging aus einer Kreuzung zwischen wildem Gemüsekohl (Brassica oleracea) und Rübsen (Brassica rapa) hervor. Wahrscheinlich stammt der Raps aus dem Mittelmeerraum, wo sich die Verbreitungsgebiete der beiden Ausgangsarten überlappen.

Das änderte sich, als es Pflanzenzüchtern gelang, zwei Inhaltstoffe zu unterdrücken, die bis dahin die Tauglichkeit von Raps als Lebens- und Futtermittel eingeschränkt hatten. Ohne die heute üblichen gentechnischen oder zellbiologischen Verfahren entwickelten die Züchter „neuartige“ Rapssorten und erweiterten so die bis dahin begrenzten Verwendungsmöglichkeiten. Erst die Erfolge der Züchter machten damit den Rapsanbau für Landwirte attraktiv.

1960 fand eine kanadische Wissenschaftlerin in einer deutschen Sommerrapssorte einzelne mutierte Pflanzen, deren Öl keine Erucasäure enthielt. Diese einfach ungesättigte Fettsäure hinterlässt einen kratzig-bitteren Beigeschmack und war bis dahin der Hauptgrund, weshalb Raps überwiegend für technische Zwecke verwendet wurde.

Es dauerte gut zehn Jahre, bis die ersten erucasäurefreien Rapssorten mit guten Ertrags- und Anbaueigenschaften auf den Markt kamen. Sie wurden auch als „0-Raps“ bezeichnet.

Doch es gab weitere Inhaltsstoffe, die eine bessere Verwertung der Rapsernten verhinderten - Glucosinolate. Sie störten vor allem im Viehfutter, das aus dem eiweißreichen Presskuchen gewonnen werden kann, der nach der Ölgewinnung übrig bleibt. Aus Glucosinolaten können bestimmte Abbauprodukte entstehen, die in höheren Konzentrationen giftig sind und zu Stoffwechselstörungen führen.

Noch einmal zehn Jahre später gelang ein weiterer Durchbruch. Mit Hilfe verbesserter Analysemethoden fand man glucosinolatarme Rapsformen. Diese Eigenschaft wurde mit züchterischen Mitteln in gängige Rapssorten eingebracht. Damit verringerte sich der Glucosinolatgehalt des 0-Rapses um über 90 Prozent.

Mitte der 80er Jahre standen den Landwirten neue Rapssorten zur Verfügung, die sowohl erucasäure- wie glucosinolatarm waren und 00-Raps (Doppel-Null) genannt wurden. In den letzten Jahren konnten zudem über die Hybridzüchtung die Erträge der Qualitätsrapssorten deutlich gesteigert werden.

Der Rapsanbau war nun wirtschaftlich interessant - und immer mehr Landwirte säten die neuen Sorten aus. Inzwischen wird in Deutschland nahezu die gesamte Anbaufläche mit 00-Raps bestellt.