09.03.2006
Basisinfo
Rizomania-Krankheit
Die virusresistente Zuckerrübe: Inzwischen ohne Gentechnik
Wenn Landwirte Zuckerrüben anbauen, fürchten sie die Rizomania-Krankheit, vor allem in Süddeutschland. Statt einen großen Rübenkörper auszubilden, zeigen die befallenen Pflanzen einen kümmerlichen Wuchs. Es entstehen lange, wurzelartige Fäden - daher heißt die Krankheit auch „Wurzelbärtigkeit. Sie ist die wirtschaftlich bedeutendste Krankheit im Zuckerrübenanbau. Der Zuckergehalt der betroffenen Pflanze kann unter 10 Prozent sinken.
Gesunde Zuckerrübe
kranke Zuckerrübe
rizomania-befallene Zuckerrüben
Fotos: syngenta (2), kws
Auslöser der Krankheit ist das BNYV-Virus (Beet Necrotic Yellow Vein Virus). 1974 wurden die ersten befallenen Rüben in Deutschland entdeckt.
Lange Zeit fanden die Pflanzenzüchter kein Mittel gegen das Rizomania-Virus. Nach intensiver Entwicklungsarbeit sind inzwischen konventionelle Zuckerrübensorten mit einer erhöhten Widerstandsfähigkeit gegen die Krankheit erhältlich.
Einen anderen Weg eröffnete die Gentechnik. Durch Übertragen des Gens für die Eiweißhülle eines pathogenen Virus auf Pflanzen lässt sich eine Immunisierung der betreffenden Pflanze erzeugen. Ab Mitte der 1990er Jahre wurden transgene Zuckerrüben mit einer gentechnisch vermittelten Virusresistenz gegen die Rizomania-Krankheit intensiv im Freiland getestet.
Eine Markteinführung dieser Zuckerrüben wird nicht mehr verfolgt. Inzwischen sind konventionell gezüchtete Zuckerrübensorten mit einer erhöhten Widerstandskraft gegen Rizomania auf dem Markt.
Begleitforschung. Fast zehn Jahre ist die virusresistente Zuckerrübe auf mögliche Umweltrisiken untersucht worden.
Dabei ging es um ein gegenüber konventionellen Zuckerrüben verändertes Umweltverhalten, um Auskreuzung und Ausbreitung transgener Rüben, ihre Beziehung zu Wild- und Unkrautrüben, aber auch zu anderen verwandten Pflanzen wie etwa Mangold.
Weitere Themen der Begleitforschung waren Auswirkungen virusresistenter Rüben auf den Boden, die Möglichkeit eines Gentransfers von der Pflanze auf Mikroorganismen (horizontaler Gentransfer) sowie der Entstehung neuer krankheitsauslösender Viren.
Thematische Verknüpfungen
Themen
Gentechnisch veränderte Zuckerrüben in der Umwelt
Zehn Jahre ökologische Begleitforschung: Die Ergebnisse
Forschungsprojekte
Virusresistente Zuckerrüben
- Ökologische Untersuchungen zur Einschätzung der Umweltrisiken von transgenen virusresistenten Zuckerrüben, RWTH Aachen, Biologie V Themenschwerpunkt (1): Umweltverhalten transgener Zuckerrüben
- Themenschwerpunkt (2): Umweltverhalten verschiedener Kreuzungshybriden von Kultur- und Wildrüben bzw. Mangold
- Themenschwerpunkt (3): Analyse des Genflusses zwischen Kultur-, Wild- und Unkrautrüben.
- Monitoring von transgenen Eigenschaften (Herbizid-, Virus-, Nematoden- und Pilzresistenz) in Unkraut- und Wildrüben, RWTH Aachen, Biologie V
- Untersuchungen zur Genexpression in transgenen Zuckerrüben/Mangold- Hybriden, BBA Braunschweig
- Erstellung eines Modells zu Gentransfer und Verwilderung bei transgenen Zuckerrüben, Uni Gießen
- Untersuchung des Einflusses von transgenen virusresistenten Zuckerrüben auf andere Viren, BBA Braunschweig, IfZ Göttingen
- Untersuchungen zum horizontalen Gentransfer von transgenen Zuckerrüben auf Bakterien, BBA Braunschweig Austritt von DNA aus transgenen Zuckerrüben und horizontaler Gentransfer im Boden, Uni Oldenburg