Freisetzung gentechnisch veränderter Bäume

Jede Menge Pappeln

Im Vergleich mit gentechnisch veränderten landwirtschaftlichen Kulturpflanzen, die bereits weltweit kommerziell angebaut werden, spielen transgene Gehölze eine untergeordnete Rolle. Die meisten Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Bäumen wurden in den USA, Kanada und Europa durchgeführt. In den USA gibt es erste Zulassungen für Papaya und Pflaume mit gentechnisch erzeugter Virusresistenz. In China wurden 2002 die ersten transgenen Schwarzpappelklone mit einer Insektenresistenz zur kommerziellen Nutzung freigegeben.

USA. Die weitaus meisten Freisetzungen mit gentechnisch veränderten Bäumen wurden bislang in den USA durchgeführt, vor allem mit Pappeln. Die durch eingeführte Gene vermittelten neuen Merkmale zielen bei den Forstgehölzen in erster Linie auf eine veränderte Holzqualität und eine Steigerung der Biomasseproduktion. Auch männlich und/oder weiblich sterile Pappeln, die sich nicht fortpflanzen können, werden im Freiland getestet.

Pflanze Anzahl 
Pappel 203
Kiefer 154
Eukalyptus 82
Apfel 67

Freisetzungen gentechnisch veränderter Bäume in den USA (Stand: April 2012)
Quelle: ISB Information systems for biotechnology

Pflanze Land Anzahl 
Pappel F,D,S,GB,E,N,PL,B 30
Waldbäume FIN 10
Apfel NL,S,B,D 10
Orange E 7
Pflaume CZ,RO 3
Kirsche I 3
Birne S 2
Eukalyptus GB,E 2
Olive I 2
Paradiesapfel NL,GB 2
Zitrone I 1

Freisetzungen gentechnisch veränderter Bäume in der EU (Stand: April 2012)
Quelle EU: Joint Research Centre (JRC) der europäischen Kommission
Ein Freisetzungsantrag kann mehrere Freisetzungen eines GVO an verschiedenen Standorten und über mehrere Jahre einschließen.

Mitte Mai 2010 wurden von der US-amerikanischen Landwirtschaftsbehörde USDA großangelegte Freisetzungsversuche mit Eukalyptus genehmigt. In die Bäume wurde u.a. ein Gen eingebracht, das sie unempfindlicher gegen Kälte macht. Bislang war der Anbau von Eukalyptus nur an der Südspitze Floridas möglich, die Frosttoleranz könnte einen Anbau auch in anderen Teilen der USA ermöglichen.

Europa. Auch in der EU sind es überwiegend Pappeln, die gentechnisch bearbeitet und im Freiland untersucht werden. Der erste Freisetzungsversuch mit transgenen Pappeln in der EU fand 1988 in Belgien statt. Es folgten Freilandversuche mit Pappeln in Frankreich (11), Schweden (6), Deutschland (4), Spanien (4), Großbritannien (2), Norwegen (1) und Polen (1).

Merkmale mit kommerzieller Bedeutung betreffen z.B. die Menge des Lignins im Holz, die Optimierung für die Biomasseproduktion oder auch die Sanierung von Schwermetall-belasteten Böden.

Insgesamt wurden zwischen 1993 und 2011 in Europa über 70 Freisetzungen gentechnisch veränderter Bäume von nationalen Behörden genehmigt. Darunter sind neben Pappeln auch weitere Forstgehölze wie Birke, Fichte und Kiefer sowie auch Obstbäume wie Apfel, Kirsche oder Pflaume.

Deutschland. In Deutschland wurden bislang vier Freisetzungen mit transgenen Bäumen durchgeführt. 1996 begann die Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH) in Großhansdorf den ersten Freisetzungsversuch mit gentechnisch veränderten Zitterpappeln. Im Rahmen der vom BMBF geförderten Sicherheitsforschung wurde die Frage untersucht, ob die neuen Merkmale unter Einfluss der Umwelt über einen längeren Zeitraum genetisch stabil bleiben. Ein weiterer Versuch wurde der BFH im Jahr 2000 genehmigt. Zwei Freisetzungen mit Pappeln wurden zwischen 2002 und 2005 von der Universität Freiburg durchgeführt. Dabei ging es um die Bodenentgiftung mit Hilfe von gentechnisch veränderten Pappeln. In Projekten der biologischen Sicherheitsforschung wurde überprüft, ob die gentechnische Veränderung im Freiland stabil bleibt und ob sie Auswirkungen auf nützliche Bodenpilze hat, die mit den Bäumen in Symbiose leben.

Ein Freisetzungsantrag der Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen (seit 2008 Julius Kühn-Institut) zu gentechnisch veränderten Äpfeln mit Resistenz gegen den Feuerbranderreger wurde im Jahr 2003 zunächst genehmigt, auf Druck der damaligen Bundesregierung dann aber untersagt.

Weltweit. Die Bekanntgabe der gesamten Sequenz des Erbguts der Amerikanischen Balsampappel im September 2004 ließ erwarten, dass in naher Zukunft eine Reihe von neuen kommerziell interessanten Genen identifiziert und isoliert werden würden, die für gentechnische Arbeiten an Bäumen zur Verfügung stehen. Inzwischen hat man herausgefunden, dass Bäume prinzipiell über den gleichen Satz von Genen wie krautige Pflanzen verfügen, diese jedoch anders reguliert werden. Dies betrifft besonders die Regulation von Genen der Holzbildung und der Langlebigkeit. Die meisten Daten hierzu sind allerdings noch nicht im Detail veröffentlicht, da eine Patentierung der jeweiligen Erkenntnisse angestrebt wird.