10 Jahre Sicherheitsforschung

Virusresistente Zuckerrüben - in der Umwelt nichts Besonderes

Gentechnisch veränderte Zuckerrüben mit einer Resistenz gegen Rizomania-Viren – verhalten sie sich in der Umwelt anders als konventionelle Zuckerrübe? Mehrere Projekte der Sicherheitsforschung haben sich unter verschiedenen Aspekten mit dieser Frage beschäftigt. Nach fast zehn Jahren ökologischer Begleitforschung haben sich keine offenkundigen Anhaltspunkte für eine ökologische Sonderrolle der untersuchten transgenen Rüben gefunden.

Inzwischen sind gentechnisch veränderte Zuckerrüben mit Resistenz gegen Rizomania-Viren kaum noch von Interesse. Die Pläne zu einer Markteinführung sind längst aufgegeben, da sich konventionell gezüchtete Sorten mit hohe Widerstandskraft gegen Rizomania auf dem Markt befinden. Dennoch: In einigen der damaligen Forschungsprojekte sind Erkenntnisse über mögliche Umweltauswirkungen gewonnen worden, die für gv-Zuckerrüben relevant sein können - unabhängig vom neu eingeführten Merkmal.

Wildrübe: Gentransfer von Kulturrüben ist möglich.

Forschungsprojekte: Ergebnisse im Überblick

Thema: Können Genen aus gv-Zuckerrüben auf verwandte Arten übertragen werden (vertikaler Gentransfer)?

Ergebnis: Ein Gentransfer von Kultur- auf Wildrübe ist zu erwarten. Er ist vor allem dort möglich, wo Kulturrüben zur Blüte gebracht werden - vor allem bei der Saatgutproduktion - und sich gleichzeitig Wildrübenbestände in der Nähe befinden. Grundsätzliche Unterschiede zwischen gv- und konventionellen Rüben bestehen dabei nicht.

Mögliche Folgen eines solchen Gentransfers hängen vom jeweiligen Merkmal ab. Das Merkmal Virusresistenz ist für Wildrüben nicht von Vorteil, da ein Befall von Rizomania-Viren bei Wildrüben bisher nicht beobachtet wurde. Wird das Merkmal Herbizidresistenz auf Wildrüben übertragen, hätte das für diese nur dann einen Vorteil, wenn dort das jeweilige Komplementärherbizid dauerhaft eingesetzt würde.

Natürliche Populationen von Wildrüben gibt es in Europa nur an wenigen Standorten.

Schosser: Normalerweise gelangen Zuckerrüben nicht zur Blüte. Sie sind zweijährig: Der Rübenkörper bildet sich im ersten Jahr und wird vor der Blüte geerntet. Kommt es zur vorzeitigen Blüte (Schosser) können daraus einjährige Unkrautroben entstehen. In der Landwirtschaft ist es gut fachliche Praxis alle Schosser vor der Blüte zu entfernen.

Thema: Umweltverhalten von transgenen virusresistenten Zuckerrüben

Ergebnisse:

  • Durchsetzungskraft gegenüber anderen Pflanzen: Unter Virusbefall sind herkömmliche Rüben schwächer. Ohne Virusbefall zeigten sich transgene Rüben durchsetzungsschwächer.
  • Überleben im Winter: Zuckerrüben können auf dem Feld nur in milden Wintern überleben. Transgene und konventionelle Rüben zeigten bei der Überwinterungsfähigkeit keine Unterschiede.
  • Vitalität der Samen (Samengewicht, Samenruhe im Boden): Keine Unterschiede zwischen transgenen und konventionellen Pflanzen
  • Unkrautbildung durch vorzeitiges Blühen (Schosserbildung). Die Neigung zur Schosserbildung ist bei transgenen Rüben geringer.

Thema: Übertragung der Transgen aus gv-Zuckerrübe auf Mikroorganismen (horizontaler Gentransfer)

Ergebnis: Ein Gentransfer unter natürlichen Bedingungen im Boden konnte nicht nachgewiesen werden. Unter idealen Laborbedingungen konnte zum ersten Mal ein horizontaler Gentransfer von transgener Pflanzen-DNA auf natürlich kompetente Bakterien gezeigt werden. Trotz dieses Befundes erscheint die Wahrscheinlichkeit eines horizontalen Gentransfers von transgener Pflanzen-DNA auf Bakterien im Boden gering.