13.08.2002
Forschung Live
Serie: Das Jahr im Versuchsfeld, Teil 2
Bt-Mais und Arthropoden: Zeit der Pollenfresser.
Anfang August 2002. Das Maisfeld ist zum Urwald geworden. Der Mais ist in den letzten drei Wochen um fast einen Meter in die Höhe geschossen - trotz Regen. Er ist mehr als mannshoch und steht in voller Blüte.
Die männlichen Blüten an der Spitze der Maispflanze liefern den Pollen. Ein einziger Blütenstand kann mehrere Millionen Pollenkörner ausstreuen
Die weiblichen Blütenstände sind seitlich an den Stängeln und sind mit Lieschblättern umhüllt. Klebrige Narbenfäden fangen den Pollen auf. Aus den weiblichen Blütenständen werden später die Fruchtstände, also die Maiskolben.
René Mause misst die Maispflanzen
Die männlichen Rispen werden abgeschüttelt.
Mit diesem Klopfschirm sammelt Jörg Eckert „Pollenfresser“ ein.
Bohrloch des Zünslers
Die Larve hat sich in den Stängel gefressen.
Zielstrebig bewegt sich die Larve zurück in Richtung Stängel
Kein Mensch zu sehen, nur ein lautes Rascheln verrät, dass jemand im Feld ist.
Der Urwald teilt sich und Achim Gathmann, der Projektleiter, erscheint am Feldrand, gelb eingestäubt, in der Hand ein großes Glas. „Zum Pollen sammeln“ erklärt er.
Der Boden ist aufgeweicht vom vielen Regen und es sieht schon wieder nach Regen aus. Der Pollen stäubt deshalb nicht ganz so doll. Aber selbst bei diesem Wetter reicht es aus, die Maispflanzen nur zu streifen und schon rieseln Wolken von Pollenstaub herab.
Standard für Maispflanzen
Wie jede Woche wird auch heute genau festgehalten, wie weit die Entwicklung der Maispflanzen fortgeschritten ist. Das wird gemacht, damit später die Probennahmen zugeordnet werden können. Drei Pflanzen pro Parzelle werden ausgewählt und zwar solche, die in der Entwicklung am weitesten sind. Zunächst wird die Höhe gemessen. 2,35 Meter. In einer Standardtabelle - so genannter BBCH-Standard für zweikeimblättrige Pflanzen - sind die Entwicklungsstufen genau beschrieben, festgelegt und mit einer Nummer versehen.
„Laut Tabelle haben wir haben jetzt Entwicklungsstand 65“, erläutert René Mause, ein Mitarbeiter des Projektes.
65 bedeutet, die männlichen Blütenstände sind in voller Blüte, also obere und untere Rispenäste blühen, und die Narbenfäden der weiblichen Blüten sind vollständig ausgebildet.
Pollen und „Pollenfresser“ sammeln
Seit der Mais blüht, kommen für die Mitarbeiter des Projektes - neben dem Fallenentleeren und der Bonitur an ausgewählten Pflanzen - einige neue Aufgaben hinzu.
So wird jetzt Pollen gesammelt sowohl vom Bt-Mais als auch von derisogenenKontrolle, d.h. von der gleichen Sorte ohne gentechnische Veränderung. Dazu werden die männlichen Rispen in ein Glas gehalten und abgeschüttelt. Der gesammelte Pollen wird eingefroren. Er wird später gebraucht für Labortests z.B. mit Schmetterlingsraupen, an die der Pollen dann verfüttert wird.
Und es werden während der Blühphase des Mais die Blüten besuchenden Insekten erfasst, das sind vor allem „Pollenfresser“. Auch sie werden von den männlichen Blüten einzelner Pflanzen abgeschüttelt mit Hilfe eines Klopfschirmes oder auch Klopftrichters. Diesen „High-Tech“-Apparat haben sich die Mitarbeiter des Projektes selbst gebastelt. Er besteht aus dem Rahmen eines alten Küchensiebes, einer Plastiktüte und jeder Menge Klebeband. Ganz unten an der Apparatur hängt ein kleines Glas in dem die Tiere nach der Schüttelprozedur landen. Zwei mal wird während der Blütezeit an fünf Stellen pro Parzelle und dort jeweils an fünf Pflanzen dieser Klopfschirm eingesetzt.
Warten auf den Maiszünsler
Vereinzelt sind die Fraßspuren des Maiszünslers schon zu sehen. Er bohrt sich oben in den Stängel, da wo die Pflanze weich und nahrhaft ist, und frisst sich dann von oben nach unten weiter durch. Das Bohrloch des Zünslers ist eine Schwachstelle der Pflanze, die sie anfällig macht für Krankheitserreger. Und irgendwann wird der Stängel dann abknicken.
Thematische Verknüpfungen
Forschung live
Serie: Das Jahr im Versuchsfeld (2002-2003)
Forschungsprojekte
Projektverbund: Sicherheitsforschung und Monitoring zum Anbau von Bt-Mais 2001-2004
- Herstellung von standardisiertem Bt-Toxin, DLR Rheinpfalz
- Auswirkungen auf Blüten besuchende Insekten und räuberische Spinnen, LBP Freising
- Auswirkungen auf Blattläuse und deren Gegenspieler, Uni Göttingen
- Auswirkungen auf Arthropoden (Gliederfüßer), TH Aachen
- Auswirkung auf Trauermückenlarven, BBA Braunschweig
- Auswirkungen auf Schmetterlinge und deren Gegenspieler, MPI Jena
- Auswirkungen auf Schlupfwespen, BBA Darmstadt
- Auswirkungen auf die Honigbiene, Uni Jena
- Resistenzentwicklung des Maiszünslers, BBA Darmstadt
- Übertragung von Genen auf Magen-Darm-Organismen bei Rindern, TU München / BLT Grub
- Abbau von Bt-Toxin im Boden und Wirkung auf Mikroorganismen, FAL Braunschweig
- Beweglichkeit von Bt-Toxin im Boden, Uni Trier