Sicherheitsforschung Bt-Mais

Farbcode für Käfer

September 2007. Einer der wenigen Spätsommertage mit Sonnenschein. Das Mais-Versuchsfeld macht einen verlassenen Eindruck. Nur Kai Priesnitz von der RWTH Aachen verbringt hier einen einsamen Tag in Gesellschaft von Laufkäfern. Er möchte herausfinden, welche Entfernungen die Tiere im Maisfeld zurücklegen.

Kai Priesnitz von der RWTH Aachen auf dem Versuchsfeld des Mais-Forschungsverbundes. Seit zwei Jahren werden hier verschiedene Versuche der Sicherheitsforschung durchgeführt. Es geht um Bt-Mais, der eine Resistenz gegen den Maiswurzelbohrer besitzt. Der Schädling befällt Maispflanzen und richtet große Schäden an. Im Juli 2007 wurde er erstmals auch in Deutschland gesichtet.

In einer Bodenfalle im Maisfeld gefangene Laufkäfer

Kai Priesnitz möchte sich ein Bild machen über den Aktionsradius der Käfer.

Er markiert die Käfer mit Nagellack nach einem bestimmten System so, dass er sie wiedererkennen kann und lässt sie laufen. Fünf bis zehn Prozent von ihnen findet der Biologe dann erneut in einer Bodenfalle wieder.

Kai Priesnitz und seine Kollegen vom Institut für Umweltforschung der RWTH Aachen beschäftigen sich mit dem Maisökosystem. Im Rahmen der Sicherheitsforschung untersuchen sie, ob gentechnisch veränderter Bt-Mais, der gegen den Maiswurzelbohrer wirksam ist, möglicherweise auch andere Insekten und Kleinlebewesen schädigt. Ein besonderes Augenmerk richten sie dabei auf Käfer, weil der Maiswurzelbohrer auch ein Käfer ist. Das Versuchsfeld ist in 32 Parzellen unterteilt, die mit Bt-Mais und zum Vergleich mit drei weiteren, konventionellen Maissorten bepflanzt sind. In den verschiedenen Parzellen sind Fallen aufgestellt. Die dort gefangenen Tiere werden hinsichtlich ihrer Anzahl und Artenzusammensetzung ausgewertet.

Im letzten Jahr wurden gefangene Käfer im Labor genauer untersucht. Es wurde gemessen, welche Mengen Bt-Toxin die einzelnen Käfer aufgenommen hatten. Dabei fiel Kai Priesnitz auf, dass einzelne Käfer aus Parzellen mit konventionellem Mais erstaunlich hohe Bt-Gehalte aufwiesen. Seine Vermutung: Die Käfer haben einen größeren Aktionsradius als bisher von den Biologen angenommen.

Kai Priesnitz will es nun genauer wissen: Mit einem von ihm entwickelten Versuchsdesign will er herausfinden, über welche Strecken sich die Käfer auf einem Maisfeld tatsächlich fortbewegen. Dazu markiert er die Käfer, die in eine Falle gegangen sind, mit farbigem Nagellack. Nach einem bestimmten System erhält jeder einzelne Käfer eine individuelle Markierung. Insgesamt 500 Käfer will Kai Priesnitz auf diese Weise kennzeichnen und dann wieder aussetzen.

Fünf bis zehn Prozent der Tiere gehen später erneut in ein Falle. Mit Hilfe seines Markierungssystems kann Priesnitz jeden einzelnen von ihnen identifizieren: Er weiß, in welcher Falle der Käfer zuerst gefangen wurde und wie weit diese von der zweiten Falle entfernt ist. Nach Auswertung der Daten erhält der Biologe ein genaues Bild über den Bewegungsradius der Käfer. Er hofft, auch Unterschiede zwischen verschiedenen Arten herausfinden zu können.

Der Versuch ist ein Nebenaspekt der Sicherheitsforschung zu Bt-Mais. Er wird dazu beitragen, das Wissen vom Verhalten von Käfern zu erweitern. Ein Ergebnis könnte sein, das künftig bei ähnlichen Untersuchungen zu Umweltauswirkungen von Bt-Mais die Parzellen größer angelegt werden sollten. Ob der gegen den Maiswurzelbohrer resistente Bt-Mais und das von ihm gebildete Bt-Toxin auch andere Käfer schädigt, wird derzeit noch ausgewertet.