Auskreuzung auf Wildpflanzen

Der Raps und seine große Verwandtschaft

Raps gehört zur weit verzweigten Familie der Kohlgewächse (Brassicaceen) und ist mit mehreren in Mitteleuropa vorkommenden Arten verwandt. Mit einigen davon kann Raps sich kreuzen.

Wenn Raps blüht, wird sein Pollen durch Wind und Insekten verbreitet. Trifft er auf verwandte Arten, mit denen er sich kreuzen kann, würden im Fall einer Befruchtung Gene aus dem Kulturraps auf Wildkräuter oder verwilderte Rapspflanzen übergehen. Solche Vorgänge sind bei Raps „natürlich“ und nichts Neues. Schon immer werden auf bestimmte Merkmale hin gezüchtete Rapssorten angebaut, ohne dass es zu einem massiven Übergang ihrer Gene auf Wildpflanzen gekommen ist.

Rapsblüte

Raps (Brassica napus) und verschiedene Pflanzenarten, bei denen ein Auskreuzen möglich ist. (unten)

Rübsen (Brassica rapa)

Hederich (Raphanus raphanistrum)

Sareptasenf auch: Rutenkohl(Brassica juncea)

Ackersenf (Sinapis arvensis)

Schwarzer Senf (Brassica nigra)

Raps-Bastarde sind selten. Es gibt zahlreiche Studien und Experimente über das Auskreuzungsverhalten von Raps. Bestäubungsversuche, die unter annähernd realistischen Bedingungen durchgeführt wurden, deuten darauf hin, dass Raps etwa mit Rübsen, Hederich und mehreren Senfarten auskreuzen und keimfähige „Bastardsamen“ bilden kann.

Ob eine Auskreuzung von Raps in der Natur jedoch tatsächlich vorkommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

  • In der Region, in der Raps angebaut oder freigesetzt wird, müssen kreuzungsfähige Wildarten vorhanden sein.
  • Raps und mögliche Kreuzungspartner müssen zur selben Zeit blühen. Der im Herbst ausgesäte Winterraps blüht früher als viele seiner möglichen Kreuzungspartner wie etwa Hederich und Ackersenf.
  • Die Auskreuzung muss zu keimfähigen (fertilen) Nachkommen führen. Das wird jedoch durch unterschiedliche Chromosomensätze bei verwandten Sorten erschwert.

Das alles hat mit der Biologie der Pflanzen zu tun und ist unabhängig davon, ob an diesen Vorgängen konventioneller oder gentechnisch veränderter Raps beteiligt ist.

Sollte jedoch ein fortpflanzungsfähiger Raps-Bastard entstehen, wäre es theoretisch möglich, dass er sich in einem Ökosystem ausbreitet und andere verwandte Pflanzenarten verdrängt. Ein solches Szenario ist jedoch nur unter einer Voraussetzung möglich: Das aus dem Kulturraps übertragene Merkmal muss der Wildpflanze einen Überlebensvorteil gegenüber ihren „normalen“ Artgenossen verschaffen. Das trifft jedoch nur für wenige Merkmale zu.

Würde etwa gentechnisch veränderter Raps mit einer Herbizidresistenz angebaut, könnte das betreffende Gen nicht nur auf andere Rapspflanzen in der Nachbarschaft, sondern auch auf verwandte Wildarten übertragen werden. Die Wildpflanze wäre damit resistent gegen den dazu passenden Herbizidwirkstoff (Komplementärherbizid). Sie hätten jedoch nur dann einen Überlebensvorteil, wenn dieses Herbizid auch in ihrer Umwelt vorhanden wäre - wenn es etwa auf Feldern und benachbarten Flächen gespritzt würde. Geschieht das über mehrere Jahre, könnte sich die herbizidresistente Pflanzen allmählich durchsetzen. Auf dem Acker wäre sie ein Unkraut, das mit diesem Herbizidwirkstoff nicht mehr bekämpft werden kann.

Ist in Kulturraps ein Gen eingeführt wurde, das eine veränderte Fettsäurezusammensetzung bewirkt, hätte eine Übertragung auf Wildverwandte vermutlich wenig Folgen. Das zusätzliche Fettsäure-Gen würde deren Fitness kaum verbessern. Nicht völlig auszuschließen wären jedoch indirekte Effekte. So könnte die andere Fettsäurezusammensetzung der Pflanzen zu einem veränderten Befall durch Krankheiten oder Fraßinsekten führen.

Die Wahrscheinlichkeit einer Auskreuzung auf raps-verwandte Unkrautarten mag zwar gering sein, dennoch ist sie bei Raps ein natürlicher Vorgang. Vor allem Wildtypen von Rübsen kommen unter Feldbedingungen als Kreuzungspartner in Frage, etwas abgeschwächt auch Hederich und Ackersenf.

Grundsätzliche Unterschiede zwischen gentechnisch verändertem und konventionellem Raps gibt es hinsichtlich des Auskreuzungsverhaltens nicht.