Gefahr durch Glyphosat? Kampagne gegen Herbizid auf dünnem Eis

Der emeritierte amerikanische Pflanzenpathologe Don Huber ist zurzeit auf Vortragsreise in Deutschland. Dabei warnt er vor den Folgen einer Anwendung des Breitbandherbizids Glyphosat, auch bekannt unter dem Markennamen Roundup, das unter anderem beim Anbau gentechnisch veränderter herbizidresistenter Pflanzen eingesetzt wird. Das Mittel führe zu mangelernährten Pflanzen, zu einer Zunahme von Pflanzenkrankheiten und eklatanten Ertragsverlusten – Behauptungen, denen seine Exkollegen von der Purdue University (USA) vehement widersprechen.

Sie teilten zwar grundsätzlich seine Beobachtung, dass Pflanzen durch Glyphosat anfälliger gegenüber einzelnen Krankheitserregern werden können, dies sei aber seit längerem bekannt und treffe auch auf andere Herbizide zu. Glyphosat werde seit mehr als 30 Jahren im großen Maßstab eingesetzt und es gebe keine Hinweise für eine generelle Zunahme von Pflanzenkrankheiten und dadurch entstehende Ernteverluste, wie von Huber behauptet.

In Deutschland stößt Huber auf offene Ohren bei Umweltverbänden und den Grünen. Sie fordern eine sofortige Aussetzung der Zulassung von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln und berufen sich dabei auf Ergebnisse einer 2010 veröffentlichten Studie des argentinischen Embryologen Andre Carrasco. Er hatte Glyphosat direkt in Froschembryonen injiziert, woraufhin die Frösche schwere Missbildungen entwickelten. Das wertete er als Beweis, dass Glyphosat auch die menschliche Embryonalentwicklung stören kann und in argentinischen Sojaanbaugebieten Missbildungen bei Kindern verursacht hat. Die Versuche und Schlussfolgerungen von Carrasco sind allerdings wissenschaftlich umstritten. Vor allem wird bezweifelt, dass die bei den Tests eingesetzten hohen Konzentrationen an Glyphosat in der Realität jemals erreicht werden. Das für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), schrieb im Oktober 2010 zu den Studien-Ergebnisse von Carrasco, sie hätten aufgrund methodischer Schwächen und fehlender Daten „keine Relevanz für die gegenwärtige Risikobewertung von Glyphosat für den Menschen“.

Auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen Ende August 2011 zur aktuellen Risikobewertung von Glyphosat antwortete die Bundesregierung, die derzeitige Datenlage rechtfertige keine Aufhebung oder Beschränkung der Zulassung von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln. Sie verweist auf zahlreiche Tierversuche, aus denen sich keinerlei Hinweise auf genotoxische oder kanzerogene Risiken von Glyphosat ableiten ließen. Ähnlich äußert sich auch das Bundesinstitut für Risikoforschung in einer Stellungnahme vom Juli 2011.

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