Grüne Gentechnik im Widerstreit – Modell einer partizipativen Technikfolgenabschätzung am Beispiel herbizidresistenter Pflanzen

(1991 – 1993) Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Abteilung Normbildung und Umwelt; Berlin

Thema

Erstmalig sollte das Modell einer partizipativen Technikfolgenabschätzung (TA) zum Einsatz gentechnisch veränderter herbizidresistenter Pflanzen in der Praxis durchgeführt werden. Chancen und Risiken der Grünen Gentechnik wurden mit Befürwortern und Gegnern diskutiert und bewertet.

Die Herbizidresistenz wurde als Thema gewählt, da sie eines der ersten Projekte zur Anwendung der Gentechnik in der Pflanzenzüchtung darstellt.

Gentechnisch veränderte herbizidresistente Pflanzen eröffnen neue Optionen der chemischen Unkrautbekämpfung. Sie erweitern den Anwendungsbereich von nichtselektiven Herbiziden, die bisher nicht eingesetzt werden konnten, weil sie auch Kulturpflanzen angreifen. Die Perspektiven dieser Technik haben in der Öffentlichkeit kontroverse Diskussionen ausgelöst.

In einem Verfahren zur Technikfolgenabschätzung wurden Aspekte des Anbaus gentechnisch veränderter herbizidresistenter Pflanzen mit Vertretern unterschiedlicher Interessengruppen diskutiert. Nach einem methodisch streng aufgebauten Verfahren (Diskurs) wurden Gutachten und die dazu eingeholten wissenschaftlichen Kommentare zu wichtigen Aspekten des Anbaus mit allen Beteiligten diskutiert, bewertet und gemeinsame Schlussfolgerungen formuliert.

Die Umweltgruppen haben sich unmittelbar vor der Abschlusskonferenz aus dem TA-Verfahren zurückgezogen. Sie trugen die auf dieser Konferenz festgestellten Schlussfolgerungen nicht mit.

Versuchsbeschreibung

Das TA-Verfahren hat insgesamt 18 Gutachten, zwei Kommentargutachten und 18 Kommentare zu den Problemfeldern der Herbizidresistenz-Technik in Auftrag gegeben. Das TA-Verfahren wurde als ein partizipatives und diskursives Verfahren organisiert. Beteiligt waren etwa 60 Personen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Behörden und Umweltgruppen, die in einer Serie von Konferenzen die Gutachten ausgewertet und diskutiert haben.

Das Verfahren sollte kein Forum für Experten, sondern eine Arena für die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung darstellen.

Ergebnisse

Im Rahmen des TA-Verfahrens sollten möglichst umfassend die Risiken und Nutzen eines Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen analysiert und bewertet werden. Insgesamt 18 Gutachten wurden zu folgenden Themen erstellt:

  • mögliche Risiken transgener Pflanzen (vier Gutachten, drei Kommentare, ein Kommentargutachten)
  • toxikologische und ökologische Auswirkungen des Einsatzes der nicht-selektiven (Komplementär-) Herbizide (fünf Gutachten, fünf Kommentare)
  • die Zukunft der genetischen Ressourcen (ein Gutachten, ein Kommentar)
  • anbautechnische Vor- und Nachteile (zwei Gutachten, zwei Kommentare)
  • Alternativen zur Herbizidresistenz-Technik (ein Gutachten, ein Kommentar)
  • ökonomische und agrarpolitische Aspekte (ein Gutachten, ein Kommentar
  • langfristige Sicherung der Welternährung (ein Gutachten, ein Kommentargutachten)
  • politische, moralische und rechtliche Bewertung (zwei Gutachten, zwei Kommentare).

Eine Zusammenfassung der Gutachten einschließlich der Pro- und Kontra-Argumente zu einzelnen Themenblöcken wurde in einem Schlussbericht veröffentlicht.