17. Klimagipfel in Durban – ein Wendepunkt in der Klimapolitik?

25.11.2011 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Werden die Erwartungen an den Klimagipfel erfüllt? (Quelle: © iStockphoto.com/ Bronxgebiet)

Werden die Erwartungen an den Klimagipfel erfüllt? (Quelle: © iStockphoto.com/ Bronxgebiet)

Am 28. November startet in Durban (Südafrika) die 17. Klimakonferenz der Vereinten Nationen. An diese Konferenz werden hohe Erwartungen geknüpft: Es muss unter anderem dringend über ein Nachfolgeprotokoll für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll verhandelt werden. Allerdings stehen die Chancen dafür mehr als schlecht.

Staaten wie die USA werden auch weiterhin nicht bereit sein, ein Abkommen zu unterzeichnen, bei dem die Schwellen- und Entwicklungsländer (vor allem China als aufstrebende Wirtschaftsmacht) von Verpflichtungen zur Reduktion von Treibhausgasen ausgenommen sind. Auch Japan, Kanada und Russland haben bereits angemeldet, dass sie unter diesen Bedingungen keinem weiteren Abkommen zustimmen werden, solange die USA nicht mitmachen. Wenn aber die zwei größten Emittenden (China, USA) bei einem Folgeabkommen nicht dabei sind, wird das ganze System in Frage gestellt und schlimmstenfalls scheitern. Europa und die EU stünden dann mit ihren Reduktionszielen nahezu alleine da.

Anstieg der Treibhausgase so hoch wie nie zuvor

Dabei ist konkretes und vor allem schnelles Handeln dringend notwendig: Der Anstieg der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre durch menschliches Zutun ist so hoch wie noch nie zuvor, wie Zahlen einer Studie der WMO (World Meteorological Organization) eine Woche vor dem Klimagipfel belegen. Allein die Konzentration an CO2 hat sich in der letzten Dekade um 2,3 ppm (parts per million) auf 389 ppm erhöht. Das ist ein Anstieg um 39 Prozent seit 1750, der vorindustrielle Wert lag über etwa 10.000 Jahre nahezu konstant bei 280 ppm. Aber auch die beiden anderen wichtigsten Treibhausgase, Methan und Lachgas, sind in der letzten Dekade in ihrer Konzentration stark gestiegen. Die Methankonzentration hat sich seit 1750 um 158 Prozent erhöht (u. a. durch Reisanbau, Viehzucht). Heute sind etwa 60 Prozent der Methanemissionen menschlichen Ursprungs. Die Lachgaskonzentration ist im Vergleich zu vorindustrieller Zeit um 20 Prozent gestiegen, insbesondere durch stark stickstoffhaltige Dünger. Die Konzentration lag 2010 bei 323,2 ppb (parts per billion) und hat sich allein in der letzten Dekade um 0,75 ppb erhöht.
Markant ist, dass die höchsten Anstiege gerade in den Jahren permanenter Klimakonferenzen stattgefunden haben, ein Hinweis, dass konkrete Umsetzungen bisher auf einige wenige Staaten beschränkt bleiben. Deren Erfolge werden zu allem Überfluss auch noch von den rasant wachsenden Wirtschaften in China, Indien und anderen Schwellenländern wieder zunichte gemacht.

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China als aufstrebende Wirtschaftsmacht ist von Verpflichtungen zur Reduktion von Treibhausgasen ausgenommen (Quelle: © Dieter Schütz / www.pixelio.de)

China als aufstrebende Wirtschaftsmacht ist von Verpflichtungen zur Reduktion von Treibhausgasen ausgenommen (Quelle: © Dieter Schütz / www.pixelio.de)

„2-Grad-Ziel“ nahezu unerreichbar

Die neuen Zahlen lassen das wichtige „2-Grad-Ziel“, das als Marke für kontrollierbare Auswirkungen des Klimawandels gilt, als zunehmend unerreichbar erscheinen, eine Erhöhung um bis zu sechs Grad scheint mittlerweile wahrscheinlicher. Schon jetzt drohen vielen Gebieten massive Folgen durch die globale Erwärmung. In einem Mitte November veröffentlichten IPCC-Sonderbericht im Auftrag der Vereinten Nationen wurden eine hohe Zahl von Klimastudien ausgewertet und deren Ergebnisse zusammengefasst. Darin kommen die Forscher zu folgendem Schluss: Hitzewellen werden in absehbarer Zeit häufiger, Sturmfluten werden durch den Anstieg des Meeresspiegels zunehmen, dazu wird es mehr Starkregenereignisse geben, die wiederum zu Überschwemmungen führen. Auch in Mitteleuropa wird es Hitzewellen und Dürren geben. Besonders trifft es jedoch Küsten- und Inselbewohner in den Tropen: Hier droht durch den Anstieg des Meeresspiegels die Überschwemmung ganzer Inseln, insbesondere im Zusammenhang mit tropischen Wirbelstürmen, die laut der Forscher zwar nicht unbedingt häufiger auftreten werden, aber dafür an Heftigkeit zunehmen könnten.

Daher fordern Wissenschaftler immer wieder, dass ab 2020 die Treibhausgasemissionen nicht weiter steigen dürfen, um das 2-Grad-Ziel doch noch zu erreichen. Sollten das nicht klappen, drohen langfristig unkontrollierbare Folgen.

Konkretisierung Ansätze von Cancun

Immerhin wurden letztes Jahr in Cancun (Mexiko) die Industrieländer dazu verpflichtet, Pläne für CO2-freie Volkswirtschaften bis 2050 zu entwickeln, (Low-Carbon Development Strategies, LCDS). Um deren Konkretisierung soll es in Durban gehen, genauso wie um die sogenannte „Treibhausgaslücke“, also die Feststellung, dass die von den Staaten zugesagten Minderungsziele nicht ausreichen, um das für das Jahr 2020 angepeilte 2-Grad-Ziel zu erreichen.
Des weiteren steht in Durban die Ausarbeitung des sogenannten Grünen Klimafonds (Green Climate Fund, GCF) auf der Tagesordnung, in den ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar eingezahlt werden sollen. Daraus können Entwicklungsländer Gelder für die Anpassung an den Klimawandel erhalten. Außerdem wird es um das Waldschutzprogramm REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation) gehen.
Zu der Konferenz werden etwa 15 000 Teilnehmer erwartet. Für viele gilt Durban jetzt schon als Wendepunkt der Klimapolitik. Ob zum Guten oder Schlechten, werden wir am 9. Dezember, dem offiziellen Ende der Konferenz, wissen.