Das Mekka der deutschen Agrarwissenschaftler

Die Universität Hohenheim

05.11.2009 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim (Quelle: © Universität Hohenheim)

Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim (Quelle: © Universität Hohenheim)

Die älteste noch existierende Universität in Stuttgart ist die 1818 gegründete Universität Hohenheim. In den drei, stark untergliederten Fakultäten für Agrar-, Natur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, haben sich vor allem die Wirtschafts- und Agrarwissenschaften einen hervorragenden Ruf erarbeitet.

An der größten agronomischen Fakultät Deutschlands will man nun in einem Studiengang ganz gezielt den Hunger der Welt bekämpfen.

Spitzenforschung gegen den Welthunger. Unter diesem Motto verkündete die Universität Hohenheim selbstbewusst und stolz, doch ziemlich kurzfristig den Start ihres neuen Masterstudiengangs Crop Sciences, der im Wintersemester 2009/10 erstmals angeboten wird. Gerade einmal 13 Tage vor dem Bewerbungsende, machten die Hohenheimer die Geburt ihres neuesten Babys publik. Hier waren Kurzentschlossene gefragt, die jedoch einen überdurchschnittlich guten Bachelor in Agrarbiologie oder Agrarwissenschaften in der Tasche haben mussten.

Außerdem sollten Englischkenntnisse über international anerkannte Verfahren, wie TOEFL nachgewiesen werden. Immerhin will man ja auch nicht irgendjemanden, sondern eben ehrgeizige und talentierte Interessenten, die über den englischsprachigen Studiengang in den Kampf gegen den Hunger auf der Welt treten sollen. Wenn auch quasi von heute auf morgen. Laut Studienkoordinatorin Kerstin Hoffbauer wird der Studiengang aber auf jeden Fall starten können. 16 spontane Getreideaspiranten haben sich beworben. Nur wenige Tage danach folgte ein weiterer Schritt zur Festigung der Anerkennung im Bereich Agrarwissenschaft für die vergleichsweise kleine Universität in Stuttgart.

Ganz getreu dem Uni-Leitsatz „innovativ – international – nachhaltig“ wurde am 9. Juli Deutschlands größte universitäre Lehr- und Forschungseinrichtung im Lebensmittelbereich eröffnet. Der 11-Millionen-Neubau Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie mit 1872 qm Labor- und Bürofläche will die Konkurrenzfähigkeit auf der internationalen Ebene klar fortführen. Dabei hilft sicherlich auch das nagelneue Food Security Center, ein Kompetenzzentrum für Ernährungssicherheit, an dem seit diesem Herbst 49 Professuren verschiedenster Fachrichtungen zusammenarbeiten. Das Center wird nun fünf Jahre lang vom DAAD gefördert nachdem es aus der Ausschreibung „Hochschulexzellenz in der Entwicklungszusammenarbeit“ erfolgreich hervorgehen konnte. Ziel der interdisziplinären Einrichtung ist u.a. die Ausbildung exzellenter Nachwuchswissenschaftler und Führungskräfte im Rahmen einer neuen Young Excellence School. 

Fakultät Agrarwissenschaften: Alleinstellungsmerkmal durch spezialisiertes Profil

Ansonsten geht es nicht weniger beschaulich zu, im Stuttgarter Stadtbezirk Plieningen, wo die Hochschule liegt. Größtenteils befinden sich die universitären Einrichtungen auf dem Schloss Hohenheim, umgeben von einer weitläufigen Parkanlage. Der Botanische Garten ist gleich nebenan. Zudem kann sich die Uni damit rühmen, eine echte Campus-Uni zu sein. Selten in Deutschland. So kann man sich um südlichsten Teil Stuttgarts, weit weg vom Stadtzentrum in der Natur gut auf die Lehre konzentrieren.

Aufgeteilt in 33 Institute kann sich der angehende Student an der Universität Hohenheim für sehr spezialisierte Studiengänge einschreiben. Gerade durch das Angebot im Bereich Agrarwissenschaften erhält die Hochschule ihr besonderes Profil und Alleinstellungsmerkmal auf der deutschen Hochschullandkarte. Es gibt 17 Institute und 48 Fachgebiete, u.a. ein Institut für Pflanzenproduktion und Agrarökologie in den Tropen und Subtropen und ein Institut für Pflanzenzüchtung, Saatgutforschung und Populationsgenetik. Ein weiteres Unikum: der europaweit einzigartige Lehrstuhl für Nutzpflanzen-Biodiversität und Züchtungsinformatik.

Mit breitem Netzwerk für globale Ernährungssicherheit und Sicherheit in der Food Chain 

Als Bachelor stehen Agrarbiologie, Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergie, und Agrarwissenschaften zur Auswahl. An der Fakultät für Naturwissenschaften die Studiengänge Biologie, Ernährungswissenschaft, Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie. Den Masterabschluss in Agrarwissenschaften gibt es in vier verschiedenen Fachrichtungen, wie Agrartechnik, Bodenwissenschaften, Pflanzenproduktionssysteme und Tierwissenschaften.

Daneben werden auch noch speziellere Programme angeboten wie z.B. das eingangs bereits erwähnte Crop Sciences oder Organic Food Chain Management. Laut eines Gutachtens des Wissenschaftsrates von 2006 ist die Hohenheimer Fakultät die größte in Deutschland und hat "die am stärksten vernetzte und thematisch breiteste Forschung der deutschen Fakultäten". Nicht verwunderlich, denn zum Portfolio der Hochschule zählen zudem noch vier Landesanstalten und fünf Versuchsstationen für die praxisnahe Forschung. 

Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen auf der globalen Ernährungssicherung, Qualität und Sicherheit in der Food Chain, sowie in den nachwachsenden Rohstoffen. Mehrere Forschungsstellen und Wissenschaftszentren agieren bereits ausschließlich in noch spezialisierten Themen, wie beispielsweise das eigene interdisziplinär ausgerichtete Life Science Center. Auch bei den Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlern gibt es solche Konzentrationen, wie eine Forschungsstelle zum Weinrecht oder die exotisch anmutende Forschungsstelle für Glücksspiel. 

Von der Landwirtschaftlichen Akademie zur größten Fakultät Deutschlands

Schon seit Gründung 1818 stand die Agrarwissenschaft im Mittelpunkt der Schule. 1847 wurde sie von Wilhelm I. zur Landwirtschaftlichen Akademie erhoben. Über 100 Jahre später folgte erst eine eigene Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, die sie jedoch ebenfalls eines ausgezeichneten Rufes erfreut.

Von den über 7000 Studierenden lernen über die Hälfte an der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät. Rund 30% sind in den Agrarwissenschaften, etwa 20% in den Naturwissenschaften eingeschrieben. Seit dem Jahr 2002 leitet Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Peter Liebig die Universität Hohenheim mit seinen 2152 Beschäftigten. 


Kontaktdaten:
Universität Hohenheim
70593 Stuttgart
Telefon: 49 711 459-0
Telefax: 49 711 459-23960

Email: post(at)uni-hohenheim.de
www.uni-hohenheim.de

Zum Weiterlesen:
Tropenzentrum Hohenheim: Forschung für eine nachhaltige Entwicklung in den Tropen