Die Zukunft der Pflanzenforschung auf Papier gebracht

04.12.2009 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

(Quelle: © iStockphoto.com/ dra_schwartz)

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Die Stärkung der Pflanzenforschung in Deutschland und der Ausbau ihrer internationalen Spitzenposition waren die Hauptziele, die das Innovationsforum Pflanze auf dem Petersberg in Bonn definiert haben. Wissenschaftler und wichtige Vertreter aus Wirtschaft und Politik sind zusammengekommen und haben die Zukunft der Pflanzenforschung in den Petersberger Thesen niedergelegt.

Zwölf „Petersberger Thesen“

Im Fokus des Innovationsforums Pflanze stand die Pflanze als Basis allen Lebens und als Schlüssel zur Lösung vieler globaler Schwierigkeiten. Die 27 Teilnehmer waren sich einig: Die Hightech-Strategie der Bundesregierung soll konsequent weiterentwickelt und die Forschungsprogramme auf die Potentiale der Pflanzenforschung strategisch ausgerichtet werden. Dr. Kartz vom Kameke, Vorsitzender de Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter e. V. bekräftigte: „Eine erfolgreiche wissensbasierte Pflanzenforschung wird der Agrarwirtschaft neue wettbewerbsorientierte Perspektiven eröffnen, die Rohstoffbasis für die Industrie zukunftssicherer gestalten und die Innovationskraft Deutschlands langfristig sichern“.

Kooperationen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik

Sowohl national, als auch international soll sich die Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft verstärkt realisieren. Nach den Kriterien der „Public Private Partnership“ (Mobiliserung privaten Kapitals und Fachwissens zur Erfüllung staatlicher Aufgaben) sind Unternehmen dazu angehalten, sich vermehrt auf Kooperationen mit der Wissenschaft zu bauen. Innovationen werden dadurch vorangebracht und eine Wertschöpfung für die gesamte Gesellschaft generiert. Die Wissenschaft verpflichtet sich, neue Erkenntnisse „Hand in Hand“ mit der Wirtschaft zu konkretisieren, um demzufolge Brücken für die Anwendung mit zu bauen. Auch international wird die deutsche Pflanzenforschung und –züchtung die internationale Vernetzung vorantreiben. Deutschland muss sich der globalen Verantwortung stellen, dass Entwicklungs- und Schwellenländern profitieren von Spitzentechnologien aus der Pflanzenforschung profitieren. Auch die Politik muss seinen wichtigen Beitrag leisten. Für Wissenschaft und Wirtschaft müssen verlässliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die auch rechtlich Bestand haben. Ebenso ist von der öffentlichen Seite dafür zu sorgen, dass eine angemessene finanzielle Förderung vorhanden und perspektivisch angelegt ist.

Von der deskriptiven zur prädikativen Pflanzenforschung

Die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung und die Etablierung einer nachhaltigen Industrie durch nachwachsende Rohstoffe und regenerative Energien bei einem sich abzeichnenden Klimawandels sind zwei der großen Herausforderungen, denen sich die Pflanzenforschung entgegenstellt. Im Angesicht dessen haben sich die Lebenswissenschaften in den letzten Jahren von einer Deskriptiven zu einer Prädikativen gewandelt. Die Pflanzenforschung muss vorhersagbar sein. Diese Entwicklung hat auch gesellschaftlich größte Bedeutung, da Pflanzen somit als tragende Säule der „Wissensbasierten Bioökonomie“ (KBBE „knowled-ge-based bio economy) fungieren. Die damit verbundene Aufwertung der Pflanzenforschung als Schlüssel für Innovationen führt zu einem Technologiesprung in allen Wirtschafts- und Wissenschaftsbereichen. Unterstützt wird dieser Impuls nach Ansicht der Forumsteilnehmer durch die Systemforschung, die als Grundstein der prädikativen Pflanzenforschung angesehen wird. Diese führt Erkenntnisse aus Genomforschung, Phänotypisierung und integrativer Bio- und Züchtungsinformatik zusammen und ermöglicht dadurch ein besseres Verstehen des Systems Pflanze. Auch soll sich eine anwenderfreundliche Bio- und Züchtungsinformatik etablieren, die die großen Datenmengen der Genomforschung und Phänotypisierung verarbeiten, dauerhaft zugänglich und nutzbar machen kann. Dass bei dieser Erschließung neuer Technologiefelder die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses an Bedeutung gewinnt, liegt auf der Hand. Interdisziplinär sollen die Nachwuchsforscher ausgebildet werden und nehmen dadurch erneut die Wirtschaft mit in Verantwortung.

Die Hightech-Strategie und ihr Adoptivkind Pflanzenforschung

2006 wurde sie ins Leben gerufen, die Hightech-Strategie für Deutschland. Seither verfolgt die Bundesregierung neue, übergeordnete Ansätze in der Forschungs- und Innovationspolitik, die sich alle samt, mindestens punktuell, in den „Petersburger Thesen“ widerfinden.

„Kräfte bündeln“ 

 Der erste Ansatz ruft zum „Kräfte bündeln“ auf. Wissenschaft und Wirtschaft bedingen einander, sie müssen verstärkter zusammenarbeiten. Kooperativ lässt sich eine erste Idee viel schneller und effizienter realisieren und auf den Markt bringen. Auch eine Hauptintention der Petersberger Thesen ruft zu intensiven Kooperationen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik auf.

„Die Leitmärkte im Blick“ 

Das Entstehen moderner und zukunftsfähiger Leitmärkte steht im Fokus der Hightech-Strategie. Dies soll erreicht werden, indem vor allem die Stärken von insgesamt 17 Innovationsfeldern, wie beispielsweise Klima- und Ressourcenschutz, weiter ausgebaut werden. Die Petersburger Thesen nehmen diesen Gedanken auf, indem sie beispielsweise auf die Bedeutung der Systemforschung als Grundstein der prädikativen Pflanzenforschung explizit als „Leitmarkt der Pflanzenforschung“ im Blick haben.

„Rahmenbedingungen verbessern“ 

Wirtschaft und Politik, beide Seiten nehmen die Petersburger Thesen in die Verantwortung, die Rahmenbedingungen der zukünftigen Pflanzenforschung in Deutschland zu verbessern. Die Hightech-Strategie sieht kleine und mittelständische Unternehmen als Fundament der heimischen Wirtschaft und selbstverpflichtet sich vor allem zu einem Ausbau der finanziellen Unterstützung. Auch in der Pflanzenforschung nehmen vor allem klein- und mittelständische Unternehmen einen großen Anteil an Forschung und Produktion ein. Somit greift das „Angebot“ der Hightech-Strategie, die Rahmenbedingungen zu verbessern, auch in der Pflanzenforschung. 

„Strategien bewerten“ 

Eine Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) sowie die Forschungsunion Wirtschaft-Wissenschaft die Bundesregierung sichert den Erfolg der Vorhaben der Hightech-Strategie. Analog berät sich das Innovationsforum Pflanze in regelmäßigen Abständen um in den Petersburger-Thesen definierte Strategie zu bewerten.