Ein einzigartiger „Duft“

Warum die Durian riecht, wie sie riecht

13.11.2017 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

So sieht sie aus, die Durian, auch Stinkfrucht genannt. Das gelbe Fruchtfleisch gilt unter Liebhabern als Delikatesse. (Bildquelle: © Kevin Lim, Yong Chern Han, Cedric Ng)

So sieht sie aus, die Durian, auch Stinkfrucht genannt. Das gelbe Fruchtfleisch gilt unter Liebhabern als Delikatesse. (Bildquelle: © Kevin Lim, Yong Chern Han, Cedric Ng)

Sie gilt als besondere Delikatesse, ist hierzulange aber eher unbekannt: die in Südostasien beheimatete Durian. Doch der faulige Geruch der tropischen Frucht schreckt viele ab. Aber bestimmte Tiere fliegen auf diese Frucht - im wahrsten Sinne des Wortes. Flughunde, so hat sich herausgestellt, sind wichtige Bestäuber dieser Pflanze und der exquisite Duft der Früchte ist wahrscheinlich das Lockmittel. Forscher haben nun auch die Gene gefunden, die für den markanten Geruch verantwortlich sind.

Entweder hält man die Durian für eine Delikatesse oder man hasst sie. An ihr scheiden sich die Geister. Denn die große und mit harten Stacheln übersäte Frucht hat einen unvergleichbaren „Duft“. Dieser brachte ihr den alternativen Namen Stinkfrucht ein. Nichtsdestotrotz ist die Durian vor allem in Asien - die größten Produzenten sind Thailand, Malaysia und Indonesien - von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Denn Liebhaber schätzen ihren einzigartigen Geschmack.

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Ein Referenzgenom der Durian liegt nun vor. Dafür wurde die Sorte „Musang King“ sequenziert.

Ein Referenzgenom der Durian liegt nun vor. Dafür wurde die Sorte „Musang King“ sequenziert.

Bildquelle: © pixabay/CC0

Doch was verursacht den Gestank?

Der stechende und penetrante Geruch ist der Grund, warum sie in ihrer Heimat in Südostasien in vielen Hotels oder öffentlichen Verkehrsmitteln sogar verboten ist. Er wird von einigen als Zwiebel-ähnlich oder als Gestank von faulen Eiern beschrieben. Flüchtige Schwefelverbindungen sind dafür verantwortlich. Welche Gene den Geruch der Durian entstehen lassen, konnten Wissenschaftler nun anhand von Genomanalysen herausfinden.

Erstes Referenzgenom präsentiert

Da bisher noch keine genetischen Ressourcen verfügbar waren, fertigte ein Team von Forschern das erste Referenzgenom der Durian (Durio zibethinus) an. Dafür sequenzierten sie das Genom der Durian-Sorte „Musang King“. Die eng mit den Baumwoll- und Kakao-Pflanzen verwandte Durian besitzt über 45.000 Gene und damit fast doppelt so viele wie der Mensch (ca. 23.000 Gene).

Erhöhte Genaktivität in den Früchten führt zur Lösung

Um dem Geheimnis des Geruchs auf die Spur zu kommen, verglichen die Wissenschaftler die Genaktivitätsmuster unterschiedlicher Pflanzenteile, von den Blättern bis zu den Wurzeln. Dabei identifizierten sie vor allem eine Gengruppe, die in den Früchten besonders aktiv ist: MGL-Gene. Diese enthalten den Bauplan für das Enzym Methionin γ-Lyase (MGL).

Während Kakao nur ein MGL-Gen besitzt, konnten die Forscher bei der Durian gleich vier solcher Gene finden. Sind diese Gene aktiv, werden leicht flüchtige Schwefelverbindungen (VSCs, volatile sulfur compounds) gebildet, die den besonderen Geruch der Frucht ausmachen. Diese Verbindungen entstehen durch den Abbau der schwefelhaltigen Aminosäure Methionin durch das Enzym Methionin γ-Lyase. Doch welchen Vorteil könnte ein so markanter Duft für die Pflanze haben?

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Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die gefährdeten Insel-Flughunde Südostasiens eine wichtige Rolle bei der Bestäubung des Durianbaums spielen.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die gefährdeten Insel-Flughunde Südostasiens eine wichtige Rolle bei der Bestäubung des Durianbaums spielen.

Bildquelle: © RIMBA

Tiere dienen als Bestäuber

Die Wissenschaftler mutmaßen, dass der Geruch der Früchte ein Lockmittel für Tiere ist, die die Blüten bestäuben sowie die Samen des Baumes verbreiten sollen. Dass sie damit Recht haben könnten, legt eine weitere Studie zur Durian nahe: Denn hier fand man heraus, dass der Insel-Flughund (Pteropus hypomelanus) ein wichtiger Bestäuber des Durianbaums ist.

Bedrohter Flughund wurde für einen Schädling gehalten

Man wusste bisher nur, dass kleinere Fledermäuse die Bäume bestäuben. Die vom Aussterben bedrohten Flughunde hielt man hingegen für Schädlinge - sie werden deswegen sogar bejagt. Mit einer Flügelspanne von über einem Meter galten sie als zu groß, um ebenfalls als Bestäuber in Frage zu kommen.

Das hat sich als falsch herausgestellt. Die Tiere sind nach neuesten Erkenntnissen wichtige Ökosystem-Dienstleister: Videokameras auf der malaiischen Insel Pulau Tioman ertappten die Flughunde auf frischer Tat und lieferten die ersten Beweise für ihre wertvollen Dienste. Sie ernähren sich vom Nektar der Durianblüten und dies, ohne die Blüten zu beschädigen. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Tiere auf diese Weise die Fruchtproduktion vor allem im oberen Bereich der Baumkronen ankurbeln. Die Tiere sind der Studie zufolge keine Schädlinge, sondern wichtige Nützlinge. Die Forscher fordern daher effektive Schutzmaßnahmen für diese Tiere.


Quellen:

  • Teh, B.T. et al. (2017): The draft genome of tropical fruit durian (Durio zibethinus). In: Nature Genetics, (Epub ahead of print, 9. Oktober 2017), doi: 10.1038/ng.3972.
  • Aziz, S.A. et al. (2017): Pollination by the locally endangered island flying fox (Pteropus hypomelanus) enhances fruit production of the economically important durian (Durio zibethinus). In: Ecology and Evolution, (18. September 2017), doi: 10.1002/ece3.3213.

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Titelbild: So sieht sie aus, die Durian, auch Stinkfrucht genannt. Das gelbe Fruchtfleisch gilt unter Liebhabern als Delikatesse. (Bildquelle: © Kevin Lim, Yong Chern Han, Cedric Ng)