Erwartungen an Weltklimagipfel in Kopenhagen nicht erfüllt

02.01.2010 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

(Quelle: © iStockphoto.com/ Bronxgebiet)

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1200 Akteure aus 192 Staaten standen vor einer schier unlösbaren Aufgabe: Man wollte Ziele definieren, um den bedrohlichen Folgen des Klimawandels vorzubeugen und Herr zu werden. Die ersten Bedenken haben sich bestätigt. Der Weltklimagipfel in Kopenhagen hat die Erwartungen nicht erfüllt.

Nach zweiwöchigen Verhandlungen endete der Weltklimagipfel in Kopenhagen am 19. Dezember 2009 mit der bloßen Kenntnisnahme der „Vereinbarung von Kopenhagen“, der sog. Copenhagen Accord, durch die 193 UN-Mitgliedsstaaten. Diese war von einer kleinen Gruppe von 25 Staats- und Regierungschefs ausgehandelt worden, nachdem sich der US-Präsident Barack Obama mit China und anderen wichtigen Schwellenländern geeinigt hatte. Zur Gruppe gehörten die größeren Industrie-Staaten USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan und Australien. Die Schwellenländer waren durch China, Indien, Brasilien und Mexiko vertreten. Für die Inselstaaten nahm Grenada an den Verhandlungen teil und die "G 77" repräsentierten unter anderem Sudan, Äthiopien und Algerien. Mit der offiziellen Kenntnisnahme des UN-Plenums wurden die Zusagen der Vereinbarung zwar wirksam, da das Papier jedoch nicht vom Plenum beschlossen worden war, dient es nur als Grundlage für zukünftige Beratungen.

Die Vereinbarung von Kopenhagen enthält drei Kernpunkte:

Ausstoß von Treibhausgasen: Der Text enthält das allgemeine Bekenntnis, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen. Deutschland hatte dies stets als Bedingung für ein Abkommen genannt.  Industriestaaten und Schwellenländer werden nationale Minderungsziele bis zum 1. Februar 2010 anmelden.

Kontrolle: Länder sollen ihre Maßnahmen auflisten, mit denen der Ausstoß von Treibhausgasen um eine bestimmte Menge begrenzt wird. Um die Kürzungen zu verifizieren, soll international die Verständigung auf eine Methode erfolgen.

Finanzierung: Die Industriestaaten sollen bis 2012 insgesamt 30 Milliarden Dollar aufbringen, um ärmeren Staaten bei dem Wechsel zu sauberer Energie und bei der Bewältigung des Klimawandels wie etwa Dürren und Überschwemmungen zu helfen. Bis 2020 sollen  - abhängig von der Höhe und der Transparenz bei den Reduktionsmaßnahmen - jährlich 100 Milliarden Dollar zusammen kommen.

Das Papier sah darüber hinaus eine Überprüfung der Umsetzung bis Ende 2015 vor. 

Die wichtigsten Punkte der Kopenhagener Vereinbarung sind hier auf deutsch nachzulesen.

Angela Merkel enttäuscht von Verhandlungsergebnissen

Die Ergebnisse der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen lösten bei der Bundeskanzlerin gemischte Gefühle aus. So habe man zwar die allgemeine Verpflichtung auf das Zwei-Grad-Ziel erreicht. "Das ist mehr als noch vor einem Jahr absehbar war". Aber die Pflichten, die das Papier enthalte, seien nicht ausreichend, um die Erderwärmung bis Mitte des Jahrhunderts auch wirklich zu drosseln, bekannte Merkel. 

Die Pflanzenforschung muss gestärkt werden

Aufgrund des drohenden Klimawandels und der stetig wachsenden Weltbevölkerung sehen sich führende deutsche Pflanzenforscher zunehmend in der Verantwortung, wissenschaftliche Grundlagen zur Ernährungssicherung und zur nachhaltigen Bewirtschaftung zu schaffen. „Wir müssen uns dieser Verantwortung stellen. Eine Lösung wird uns nur gelingen, wenn wir neue Technologien weiterentwickeln können, die die umfassende Entschlüsselung der genetischen Vielfalt sowie die Erfassung des gesamten biologischen Systems Pflanze in all seinen Dimensionen erlauben“, so Prof. Dr. Mark Stitt, Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie in Golm. Bereits im März 2009 formulierten sie bei einem Zusammentreffen auf dem Petersberg bei Bonn die Voraussetzungen für eine vorhersehbare Pflanzenzüchtung. Darin fordern die Wissenschaftler und Züchter stärkere interdisziplinäre Kooperationen mit angrenzenden Bereichen. Nach Ansicht der Konferenzteilnehmer müssen die Bio- und Züchtungsinformatik ausgebaut werden, um die in der Genomforschung und Phänotypisierung (Bestimmung aller äußerlich feststellbaren Merkmale einer Pflanze) gewonnenen Erkenntnisse effizient zu nutzen. Alle Techniken und Erkenntnisse müssen mittels der Systemforschung zusammengeführt werden, um Pflanzenzüchtung vorhersagbar zu machen. 

Auch die Weitergabe von Wissen stellt eine zentrale Forderung der Pflanzenforscher und Züchter dar. Sie streben sowohl Vernetzungen zwischen Forschungseinrichtungen und privaten Unternehmen, als auch internationale Kooperationen an. Damit stellen sie sich der weltweiten Verantwortung, Spitzentechnologien auch in Entwicklungs- und Schwellenländern in die praktische Anwendung zu überführen.