Genom der Wald-Erdbeere sequenziert

10.01.2011 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Wald-Erdbeeren. (Quelle: © Philip Jägenstedt/wikimedia.org; gemeinfrei)

Wald-Erdbeeren. (Quelle: © Philip Jägenstedt/wikimedia.org; gemeinfrei)

Ein Wissenschaftler-Netzwerk hat das Genom der Wald-Erdbeere entschlüsselt. Die Pflanze könnte nun zur Modellpflanze der Rosengewächse werden. Und auch Züchter und Konsumenten könnten vom Wissen über die aromatische Wildpflanze profitieren.

Am Waldrand sieht man sie rot leuchten: Die kleinen, intensiv schmeckenden Früchte der Wald-Erdbeere (Fragaria vesca). Mit ihrem aromatischen Geschmack können die meisten ihrer kultivierten Verwandten (Fragaria × ananassa) nicht mithalten. Das gesunde Früchtchen enthält große Mengen an Antioxidantien wie Tanninen, den Vitaminen A, C und B12 sowie den Mineralien Kalium, Calcium und Magnesium. Sie ist den Menschen seit langem als Nahrung bekannt und spielte auch als Heilpflanze und in Mythen eine wichtige Rolle. Aufgrund ihres niedrigen Ertrages hat die Wald-Erdbeere heute jedoch eine eher geringe wirtschaftliche Bedeutung. Sie wird allenfalls als „Königin des Beerenobst“ in der Haute Cuisine verwendet.  

In der Kürze liegt die Würze

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Kleines aromatisches Früchtchen. (Quelle: © Cornerstone / PIXELIO www.pixelio.de)

Kleines aromatisches Früchtchen. (Quelle: © Cornerstone / PIXELIO www.pixelio.de)

Einem internationalen Netzwerk aus 74 Forschern von 38 Forschungseinrichtungen ist es nun gelungen, das komplette Genom der Wald-Erdbeere zu entschlüsseln. Mit rund 35.000 Genen bestehend aus zirka 240 Millionen Basen ist ihr Genom relativ kurz und einfach. Im Vergleich: das menschliche Genom besteht aus etwa drei Milliarden Basen, hat aber nur 23.000 Gene. Das kompakte und nun bekannte Genom macht die Wald-Erdbeere zu einer idealen Modellpflanze für die Erforschung weiterer Rosengewächse (Rosaceae) – für die Forschung und Züchtung von kultivierten Erdbeeren, aber auch von Pfirsichen, Kirschen und Mandeln. Die Pflanze ist zudem relativ einfach genetisch zu modifizieren, wächst schnell und lässt sich unkompliziert vermehren und züchten. 

Die Genomsequenzierung wurde ausschließlich mit short-read Sequenziertechnologien realisiert, ohne Zuhilfenahme physikalischer Kartierungsmethoden und Referenzgenome.

Die kleine Wilde als Vorbild

Auf Basis des nun vorliegenden Genoms wollen die Wissenschaftler weiter forschen, um den genetischen Ursachen für ökonomisch wichtige Eigenschaften der Erdbeere wie Krankheitsresistenz, Nährwert, Entwicklungskontrolle und Fruchtgeschmack auf den Grund zu gehen. Ihre Ergebnisse könnten dann auch für Züchter und Erdbeerliebhaber neue (geschmackliche) Perspektiven eröffnen. Zum Beispiel dann, wenn es den Forschern gelingt, durch ein besseres Verständnis der Gene und deren Funktion den über lange Jahre der Züchtung bei kultivierten Erdbeeren verloren gegangenen intensiven Geschmack der Wald-Erdbeere wiederzubeleben. 


Quelle:
Vladimir Shulaev et al. (2010): The genome of woodland strawberry (Fragaria vesca). Nature Genetics, publiziert am 26. Dez. 2010, doi:10.1038/ng.740 (abstract).

Zum Weiterlesen:

Titelbild: Wald-Erdbeeren. (Quelle: © Philip Jägenstedt/wikimedia.org; gemeinfrei)