Holzproduktion auf Ackerflächen

21.05.2010 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Pappeln im Agroforst. (Bildquelle: © grey59/ pixelio.de)

Pappeln im Agroforst. (Bildquelle: © grey59/ pixelio.de)

Die energetische Nutzung von Holz ist einer der wesentlichen Pfeiler für die Realisierung der ambitionierten Ziele der Bundesregierung für den Klimaschutz und den Ausbau erneuerbarer Energien. Die Chancen und Möglichkeiten der Agrarholznutzung diskutierten Mitte Mai 250 Experten auf einem zweitägigen Forum in Berlin. Dabei standen alternative Konzepte zur Bioenergie- oder Wertstoffnutzung von Pflanzen jenseits der Lebens- oder Futtermittelproduktion im Fokus.

Die Holzproduktion auf dem Acker kann ein interessantes Konzept werden, um zusätzlich benötigte Rohstoffe zu erzeugen und gleichzeitig vermehrte Rückzugsräume für Pflanzen und Tiere zu schaffen. Stichwort ist die Erhöhung der Biodiversität in der Landwirtschaft. Aber auch zur Erreichung der Klima- oder Umweltschutzziele können durch derartige alternative Produktionssysteme, wie die Kurzumtriebsplantagen, so die offizielle Bezeichnung von Holz auf dem Acker, gefördert werden. Zum Einsatz kommen schnellwachsende Baumarten wie z.B. Pappeln oder Weiden. Diese werden in der Regel aller zwei bis vier Jahre geschnitten und schaffen so Rückzugsräume für andere Pflanzen und Tiere. Andere Baum- und Straucharten sind ebenfalls in der Erprobung. 

Bis es zu einer massiven Ausbreitung dieser Nutzungskonzepte kommen wird, gilt es zahlreiche Fragen aber auch Hemmnisse zu überwinden. So müssen die ökonomischen und produktionstechnischen Bedingungen für Agroforstsysteme besser verstanden und optimiert werden. Noch fehlen Erfahrungen mit diesen Systemen und lassen Landwirte zögern, ihre Produktionssysteme von einjährigen Kulturen auf Holzdauerkulturen umzustellen. Auch verlangt diese Umstellung massive Investitionen. In den Maschinenparks der Betriebe fehlen noch die benötigten Spezialgeräte. Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) beziffert diese Startinvestitionen mit bis zu 20.000 EUR pro Hektar. Auch ist der größte Teil der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland (ca. 60%) von den Landwirten zugepachtet. Eine Änderung der Nutzungskonzepte dieser Pachtflächen muss mit den Besitzern abgestimmt werden. Sichergestellt werden muss aber auch die Rückwidmung in Ackerland beim Auslaufen der Pachtverträge. Auch diese Rückführung verlangt zusätzliche Investitionen. Unterschiede in der Wurzelarchitektur von Bäumen zu traditionellen Ackerkulturen wie Getreide, Kartoffel oder Rübe sind Faktoren, die nicht unterschätzt werden dürfen. Sind Flächen mit Dränage zur Be- und Entwässerung der Äcker ausgestattet, können diese durch die Wurzeln beschädigt werden. 

Ein wichtiger Faktor, welche Flächen für diese Agroforstsysteme genutzt werden, sind die Deckungsbeiträge. Am geringsten sind diese für Ackerwiesen, Weiden oder Hülsenfrüchte. Eine Umwidmung solcher weniger gewinnbringenden Flächen ist aus rein ökonomischer Sicht nachvollziehbar. Jedoch aus der Sicht des Klimaschutzes bedenklich. Wiesen und Weiden sind große Kohlendioxidspeicher. Beim Umbruch der Flächen werden massiv Treibhausgase freigesetzt. Hülsenfrüchte sind andererseits als heimische Eiweißlieferanten als Kraftfutter für die Tierhaltung von großer Bedeutung und stellen eine Alternative z.B. zu Sojaimporten dar.  

Notwendig sind somit finanzielle oder ordnungsrechtliche Anreize aber auch eine langfristige Planungssicherheit. Über eine Naturschutzförderung könnte der reduzierte Einsatz von Pestiziden oder die Erhöhung der Biodiversität honoriert werden. Die gerade in Europa laufenden Diskussionen um die Neuausrichtung der europäischen Agrarsubventionen (GAP-Reform) ab 2013 bieten hierfür Ansätze. Aber auch innovative Konzepte eines Vertragsanbaus oder eine Investitionsunterstützung durch die Rohstoffabnehmer, wie dies bereits durch Energiekonzerne realisiert wird, können diese Entwicklung fördern. 

Vor allem aber ist ein schnellerer Transfer von Wissen und Knowhow aus der Forschung hin zu den Praktikern notwendig. Foren wie das Symposium „Agrarholz 2010“ des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), welches durch die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) und die DLG organisiert wurden, leisten hierzu bereits heute einen wichtigen Beitrag. Gelingt dies, kann das Ziel von den derzeitig hauptsächlich zum Versuchsanbau angelegten 3.000 Hektar Kurzumtriebsplantagen zu den politisch anvisierten 600.000 Hektar im Jahr 2020 erreicht werden. Nur durch eine Ergänzung der Waldwirtschaft durch Agroforstsysteme, so die einhellige Meinung der Forumsteilnehmer, kann die prognostizierte Versorgungslücke bei Holz geschlossen werden.  


Weiterlesen auf Pflanzenforschung.de:

TitelbildPappeln im Agroforst. (Bildquelle: © grey59/ pixelio.de)