Inseln der Fruchtbarkeit

Termiten schaffen grüne Oasen

17.02.2015 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Die bewachsenen Termitenhügel der Odontotermes-Termiten sind in der Savanne Kenias deutlich sichtbar. (Bildquelle: © autan/ flickr/ CC BY-NC-ND 2.0)

Die bewachsenen Termitenhügel der Odontotermes-Termiten sind in der Savanne Kenias deutlich sichtbar. (Bildquelle: © autan/ flickr/ CC BY-NC-ND 2.0)

Die Termitenhügel der Odontotermes-Termiten in Kenia bieten in Trockenzeiten ein Refugium für Pflanzen. Auf diese Weise werden die Widerstands- und Regenerationsfähigkeit des dortigen Ökosystems gestärkt. Dieser Effekt wurde in Modellen und Prognosen bisher unterschätzt.

Wenn die Vegetation in Trockenzeiten zurückgedrängt wird, läuft dies oft nach einem wiederkehrenden Muster ab: Der saftig grüne Teppich bekommt kahle Stellen und verwandelt sich in einen Flickenteppich. Die verbliebenen grünen Inseln schrumpfen unaufhaltsam bis sie vollends von der Bildfläche verschwunden sind. Ökologen deuten den landschaftlichen Flickenteppich daher oft als Zeichen der Instabilität und Vorboten für den drohenden Kollaps des Ökosystems.

#####1#####
Termiten kommen in warmen Erdregionen vor. Rund 2.800 Arten sind bekannt. Sie sind mit den ebenfalls staatenbildenden Insekten, z. B. Ameisen, Bienen oder Wespen, nicht näher verwandt, sondern vermutlich eine besondere Entwicklungslinie der Schaben.

Termiten kommen in warmen Erdregionen vor. Rund 2.800 Arten sind bekannt. Sie sind mit den ebenfalls staatenbildenden Insekten, z. B. Ameisen, Bienen oder Wespen, nicht näher verwandt, sondern vermutlich eine besondere Entwicklungslinie der Schaben.

Bildquelle: © Magnus Manske/ Wikimedia.org/ CC0

Dieser Eindruck kann jedoch täuschen, wie eine aktuelle Studie nahelegt. In der Savanne von Kenia sorgen Odontotermes-Termiten aus der Familie der Macrotermitinae dafür, dass in Trockenzeiten grüne Inseln der Fruchtbarkeit erhalten bleiben, wodurch das Verschwinden der Vegetation verlangsamt wird. Dieser Insel-Effekt, der besonders in Zeiten des Klimawandels von Bedeutung ist, wurde bisher nur wenig beachtet und zugleich unterschätzt.

Pilzzucht im Untergrund sorgt für oberirdisches Wachstum

Odontotermes-Termiten unterscheiden sich von anderen Termitenarten hinsichtlich ihrer Ernährung. Statt von Holz, Humus oder Gräsern (Poaceae) ernähren sie sich von Termiten-Pilzen (Termitomyces), die sie in unterirdischen Gärkammern züchten. Organische Materialien, die die staatenbildenden Insekten aus der Umgebung in ihre Nester schaffen, bilden dabei eine nährstoffreiche Masse, auf der die Pilze wachsen. Es ist aber nicht nur das verbesserte Nährstoffangebot im Boden, von dem die Pflanzen über der Erde profitieren, sondern auch die veränderte Bodenstruktur.

Die unterirdischen Gänge der Pilzzüchter lockern in Trockenzeiten den Boden auf, wodurch Feuchtigkeit aus tieferen Erdschichten nach oben gelangt und gespeichert wird. Dies sorgt nicht nur für eine optimale Luftfeuchtigkeit in den Gärkammern, sondern ist auch für das Pflanzenwachstum von Vorteil, da Wasser als Ausgangsstoff für die Photosynthese und als Lösungs- und Transportmittel bei der Nährstoffaufnahme eine unersetzbare Rolle spielt.  Die Photosynthese ist der wichtigste biochemische Prozess der Erde, da sie die Herstellung von Kohlenhydraten ermöglicht, die Pflanzen als Bausubstanz dienen.

Die wahren Könige der Savanne

Der aufgelockerte Boden erweist sich zudem zum Beginn der Regenzeit ein weiteres Mal als Vorteil, wenn die ersten Niederschläge einsetzen. Der Regen versickert schneller und leichter im Boden, statt auf der harten und ausgetrockneten Erdoberfläche abzufließen. Die Termiten ermöglichen somit nicht nur Wachstum in Trockenzeiten, sondern beschleunigen auch die Regeneration während des Übergangs zur Regenzeit. Insgeheim bezeichnen Ökologen sie deshalb als die wahren Könige der Savanne, deren meterhohen „Kathedralen“ Rückzugsorte für Pflanzen sind. „Selbst wenn die Bedingungen so hart werden, dass die Vegetation auch um die Hügel zusammenbricht, wächst sie dort später schneller wieder nach. Solange es die Hügel gibt, hat das Ökosystem eine bessere Chance, sich zu erholen“, fasst Koautorin Corina Tarnita die Ergebnisse zusammen.

#####2#####
Termitenpilze (Termitomyces) gehören zur Gattung der Ständerpilze, von denen viele Arten essbar sind. Sie entstehen stets in Symbiose mit Termiten. Ihre großen Fruchtkörper ragen häufig über die Termitenhügel hinaus.

Termitenpilze (Termitomyces) gehören zur Gattung der Ständerpilze, von denen viele Arten essbar sind. Sie entstehen stets in Symbiose mit Termiten. Ihre großen Fruchtkörper ragen häufig über die Termitenhügel hinaus.

Bildquelle: © Sasata/ Wikimedia.org/ CC BY-SA 3.0

Termiten bremsen Wüstenbildung

Die Savanne Kenias gehört wie rund 40 % der Landmasse der Erde zu den Trockenregionen, in denen ein annähernd so großer Anteil der Weltbevölkerung lebt. Die Beobachtung der Trockengebiete spielt somit auch für die Menschen eine wichtige Rolle, für die die Trockenzeit ebenfalls eine große Herausforderung darstellt wie für Pflanzen.

Die Beobachtung erfolgt anhand von Luftaufnahmen und Satellitenbilder aus der Luft. Die eingangs erwähnten Flickenteppiche galten dabei bisher als klares und eindeutiges Warnsignal. „Dadurch, dass durch die Unterstützung der Termiten die Wüstenbildung (Desertifikation) verlangsamt wird, können sich die Menschen vor Ort besser auf die Trockenzeit einstellen“, erklärt Hauptautor Juan Bonachela und weist daraufhin, dass die satelliten- und luftbildgestützten Prognosen um diesen Faktor ergänzt werden müssten.Die Forscher schlagen daher vor, dass zukünftig nicht mehr nur auf das Verhältnis von grünen und kahlen Flächen geachtet werden sollte, sondern auch darauf, ob Termitenhügel das Landschaftsbild prägen und sich die Vegetation um diese gruppiert.

Die Komplexität der Natur

Die Studie der Forscher verdeutlicht, dass eine genaue Erforschung und Kenntnis der Prozesse wie auch der Einflussgrößen in einem Ökosystem entscheidend sind, um die Satellitenaufnahmen und Luftbilder besser verstehen und beurteilen zu können. Der Einfluss der Odontomermites-Termiten war in diesem Zusammenhang unterschätzt worden, obwohl ihre Hügel in weiten Teilen der Region das Landschaftsbild sichtbar prägen und das vermutlich seit Millionen Jahren. „Die Komplexität der Natur kann uns immer wieder überraschen“, kommentiert daher der niederländische Ökologe Jef Huisman abschließend die Ergebnisse der Studie.


Quelle: Bonachela, J. et al. (2015): Termite mounds can increase the robustness of dryland ecosystems to climatic change. In: Science, Vol. 347 (6222), (6. Februar 2015), doi:10.1126/science.1261487

Weiterlesen auf Pflazenforschung.de:

Titelbild: Die bewachsenen Termitenhügel der Odontotermes-Termiten sind in der Savanne Kenias deutlich sichtbar. (Bildquelle: © autan/ flickr/ CC BY-NC-ND 2.0)