Nutztiere in Steppengebieten können weiter grasen

15.04.2010 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Nutztiere. (Quelle: © M. Gromann / www.pixelio.de)

Nutztiere. (Quelle: © M. Gromann / www.pixelio.de)

Eine Langzeitstudie bringt es an den Tag: Die Viehhaltung in Steppen- und Präriegebieten reduziert die Abgabe des klimaschädlichen Lachgases in die Atmosphäre. Bisherige Berechnungen legten das Gegenteil nahe. Landwirte in den klimatisch extremen Gebieten können nun aufatmen.

Lachgas gehört neben Kohlendioxid (CO2) und Methan zu den Hauptverursachern des Klimawandels, ist jedoch rund 300 mal treibhauswirksamer als die gleiche Menge CO2. Sechzig Prozent des vom Menschen verursachten Lachgases entstehen in der Landwirtschaft, z. B. durch den Abbau stickstoffhaltiger Exkremente weidender Schafe und Rinder im Erdreich. Wissenschaftler gingen bisher davon aus, dass die Haltung großer Viehbestände in Steppen- und Präriegebieten zur stetig wachsenden Lachgaskonzentration in der Atmosphäre beiträgt.

Im Rahmen einer Langzeitstudie des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung des Karlsruher Institut für Technologie, bewiesen Forscher nun jedoch das Gegenteil. Über ein gesamtes Jahr lieferten feste Messstationen in der inneren Mongolei (China) Werte über die Lachgasemissionen. Bisher wurden Werte vor allem im Frühjahr in der Tauperiode gemessen, wenn die Lachgasemissionen naturgemäß besonders hoch sind. Die Auswertungen zeigen, dass auf nicht zur Viehhaltung genutzten Flächen größere Mengen an Lachgas entstehen als auf beweideten Steppenflächen. Die Wissenschaftler erklären das überraschende Ergebnis mit der durch die Beweidung verringerten Grashöhe. In der Folge wird Schnee vom Wind weitertransportiert, sodass die Schneehöhe gegenüber unbeweideten Flächen niedriger bleibt. Im langen bis zu -40 Grad kalten mongolischen Winter sind die Böden dadurch schlechter isoliert, daher bis zu 10 Grad kälter und bleiben in der Tauperiode im Frühjahr trockener. Da Kälte und Trockenheit in dieser Zeit mikrobielle Aktivitäten hemmen, gibt das Erdreich bedeutend weniger Lachgas ab.

Die bisherigen Berechnungen der Lachgasemissionen von Grasflächen wurden aufgrund der falschen Annahmen vermutlich um rund 72 Prozent überschätzt. Nicht überschätzt werden darf jedoch die Bedeutung dieser Ergebnisse. So wurden beispielsweise die großen Mengen klimawirksamen Methans, die von der Viehwirtschaft freigesetzt wird, in der Studie nicht berücksichtigt. Doch herbstliches Heumachen könnte laut Studie ein Weg sein, um die winterliche Schneehöhe und damit die Lachgasemissionen in der Tauperiode zu verringern.


Anregungen zum Weiterlesen zur Berechnung der Treibhausgasemissionen:

  • Artikel "Forscher berechnen Europas Treibhausgasbilanz" auf Pflanzenforschung.de
  • Artikel "Intensive Landwirtschaft verschlechtert Klimabilanz" auf Pflanzenforschung.de

Titelbild: Nutztiere. (Quelle: © M. Gromann / www.pixelio.de)