Tanzen für die Umwelt

Bienen als Helfer bei der Bewertung von Landschaftsqualitäten

12.06.2014 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Honigbienen sammeln Nektar und Pollen. Haben Sie eine gute Futterquelle gefunden, dann geben sie diese Information mittels eines Tanzes an die anderen Sammelbienen ihres Bienenstocks weiter. (Bildquelle: © Andrey Davidenko/Hemera/Thinkstock)

Honigbienen sammeln Nektar und Pollen. Haben Sie eine gute Futterquelle gefunden, dann geben sie diese Information mittels eines Tanzes an die anderen Sammelbienen ihres Bienenstocks weiter. (Bildquelle: © Andrey Davidenko/Hemera/Thinkstock)

Mit Hilfe von Tänzen teilen Bienen ihren Artgenossen mit, wo die besten Futterstellen zu finden sind. Durch genaue Richtungsangaben sorgen sie dafür, dass auch die anderen Bienen ihres Stocks möglichst viel guten Nektar und Pollen finden. Diese Kommunikation der Bienen kann auch zum Landschaftsschutz eingesetzt werden, meinen Forscher: Weiß man, wo Bienen bevorzugt sammeln, kann man davon ableiten, welche Landschaften unter ökologischen Gesichtspunkten besonders wertvoll sind. Die Bienen können zu einer neuen Datenquelle für die Bewertung von Maßnahmen der Politik werden. Diese möchte umweltfreundliche Landwirtschaftspraktiken fördern, doch oft mangelt es an effizienten Erfolgskontrollen.  

Im Vergleich zu uns Menschen können Honigbienen (Apis mellifera) sich nicht einfach verbal austauschen. Sie kommunizieren indem sie tanzen. Mithilfe dieser Bienentänze, informieren die Arbeiterbienen die anderen Sammler über gute Futterquellen. Hat also eine Biene einen guten Sammelort für Nektar und Pollen gefunden, tänzelt sie dies ihren Bienenstock-Kollegen vor und weist ihnen so den Weg.

Dies geschieht über sogenannte Schwänzeltänze. Hierbei gibt die Biene den anderen die genaue Flugroute weiter, indem sie einen Halbkreis tanzt, dann eine Mittellinie „schwänzelt“ (sich wild von nach links und rechts bewegt) und dann noch einen Halbkreis anschließt – der Tanz sieht demnach wie die Zahl Acht aus. Der Winkel indem die Biene dabei tänzelt, gibt die Himmelsrichtung an, in die man vom Bienenstock aus fliegen muss, und die Dauer des „Schwänzelns“, die Entfernung zur Sammelstelle.

Ein Forscherteam untersuchte diese Bienenkommunikation, um herauszufinden, welche Landschaftsabschnitte sie beim Sammeln bevorzugen. Daraus kann man ableiten, wo besonders Bestäuber-freundliche Gegenden liegen.

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“The Waggle Dance of the Honeybee” (Englisch)

Videoquelle: © Georgia Tech College of Computing/youtube.com

Tanzanalyse zeigt die besten Sammelspots

Dabei beobachteten die Forscher drei Bienenstöcke über den Zeitraum von zwei Jahren. Über 5.000 Tänze wurden in dieser Zeit analysiert, um das Sammelverhalten zu kartieren. Das 94 Quadratkilometer große Untersuchungsgebiet in Großbritannien umfasste sowohl städtische als auch ländliche Gebiete. Die Forscher stellten fest, dass die beiden beliebtesten Sammelorte dort waren, wo sich ein nationales und ein regionales Naturschutzgebiet befinden. Am unbeliebtesten waren bei den Bienen Stadtgebiete sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen, die ökologisch bewirtschaftet wurden und staatliche Förderung für Umweltschutzmaßnahmen erhielten. Die Forscher vermuten, dass durch regelmäßiges Mähen zum Ankurbeln des Wachstums bestimmter Pflanzen, jedoch Wildblumen und andere nektarreiche Blütenpflanzen zerstört werden und die Bienen daher eher einen Bogen um diese Gebiete machen.  

Bienen sind ein wichtiger Teil des Ökosystems

Honigbienen sowie andere Bestäuber erbringen wichtige Dienstleistungen für ihre Ökosysteme, indem sie durch das Sammeln von Nektar und Pollen, nebenbei die Pflanzen bestäuben. Damit sind sie selbst ein wichtiger Teil des Ökosystems und ein gutes „Sprachrohr“ für die Bedürfnisse der Bestäuber. Denn da wo Honigbienen gern hin gehen, werden sich auch andere Bestäuber wie Hummeln oder Schmetterlinge tummeln. Und wo viele Bestäuber sind, sind die Landschaften sehr artenreich und daher vielfältig. Die ökologische Qualität einer Landschaft ist also auch an der Anzahl der Bienen ablesbar. Diese könnten daher ein nützliches Instrument für Umweltbewertungen sein.

Arbeiterbienen als Informanten nutzen?

Umweltbeobachtung mit Hilfe von Bioindikatoren vorzunehmen ist keine neue Idee. Unter Bioindikatoren versteht man Pflanzen und Tiere, die auf Umweltveränderungen ebenfalls mit Veränderungen reagieren. Misst man diese Funktions- oder Verhaltensänderungen lässt sich ableiten, wie die Umwelt die Organismen beeinflusst und kann so auch von den Bioindikatoren auf die Umwelt schließen. Neu am vorgestellten Ansatz ist jedoch, Bienentänze als Informationsquelle für dieses Umweltmonitoring zu nutzen.

So könnte auch der Erfolg von Umweltschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft bewertet werden, betonen die Forscher. Die bei den Bienen der Studie eher unbeliebten ökologisch bewirtschafteten Flächen mit unterschiedlichen Landschaftsschutzmaßnahmen wurden beispielsweise vom Staat gefördert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bienen trotz der Maßnahmen lieber in naturnahe Gebiete sammeln gingen und die Maßnahmen daher für die Zielgruppe „Bestäuber“ nicht den gewünschten Effekt erzielten. Dennoch können die Maßnahmen einen positiven Effekt auf andere Organismen und Dienstleistungen haben.

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Die Wissenschaftlerin Dr. Margaret Couvillon untersucht hier gerade Bienentänze.

Die Wissenschaftlerin Dr. Margaret Couvillon untersucht hier gerade Bienentänze.

Bildquelle: © Dr. Margaret Couvillon and Dr. Roger Schürch

Politik fördert Umweltschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft

Die Europäische Union fördert bereits seit den 80er Jahren umweltfreundliche Landwirtschaftspraktiken. Allein im Zeitraum von 2007 – 2013 investierte sie fast 20 Milliarden Euro in diese Agrarumweltmaßnahmen. Die Landwirtschaft ist der Wirtschaftsbereich, der die höchsten Transferleistungen von Steuergeldern aus dem EU-Haushalt erhält, was der Branche massive Kritik einhandelt.

Erst vor wenigen Tagen wurden die Verhandlungen zur Umsetzung der sogenannten GAP-Reform (Gemeinsame Agrarpolitik - GAP - für den Zeitraum 2014 bis 2020) in Deutschland abgeschlossen. Der Gesetzesentwurf passierte den Bundestag und den Bundesrat. Bestanteil der GAP sind die Regelungen zum Greening. Die aktuellen Greening-Maßnahmen starten zur Ernte 2015 und verknüpfen einen Teil der Direktzahlungen (30 Prozent) an Landwirte aus dem EU-Agrarhaushalt an konkrete Umweltmaßnahmen. Damit wird den Landwirten ein finanzieller Anreiz gegeben, Umweltschutzmaßnahmen zu ergreifen.

Alle Mitgliedstaaten sind verpflichtet, Agrarumweltprogramme einzuführen, so auch Deutschland. Die Forscher geben zu bedenken, dass es oft nur unzureichende Nachweise über den Erfolg solcher Maßnahmen gibt. Bienen würden sich hier besonders gut als Datenquelle eignen, denn sie haben den Vorteil, dass sie in allen Ländern eingesetzt werden können.

Die Forscher sehen in den Bienen eine gute Informationsquelle, die zudem einfach und kostengünstig ist: „Stellen Sie sich die Zeit- und Personalkosten vor, um eine solche Gegend zu Fuß zu begutachten – die Nektarquellen auf Qualität und Quantität der Produktion zu überwachen, die Anzahl der anderen Blüten besuchenden Insekten zu zählen, um den Wettbewerb zu bedenken und dies dann über zwei Jahre hinweg ständig aufs Neue zu tun“, sagt Margaret Couvillon, die an der Studie beteiligt war. „Stattdessen haben wir die Honigbienen die harte Arbeit der Begutachtung der Landschaft tun lassen.“ So gewinnt der Ausdruck „Arbeiterbiene“ eine ganz neue Bedeutung. 


Quelle:
Couvillon, M.J. et al. (2014): Dancing Bees Communicate a Foraging Preference for Rural Lands in High-Level Agri-Environment Schemes. In: Current Biology, (22. Mai 2014), doi: 10.1016/j.cub.2014.03.072.

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Weitere Informationen:

Titelbild: Honigbienen sammeln Nektar und Pollen. Haben Sie eine gute Futterquelle gefunden, dann geben sie diese Information mittels eines Tanzes an die anderen Sammelbienen ihres Bienenstocks weiter. (Bildquelle: © Andrey Davidenko/Hemera/Thinkstock)