Von der Selbsthilfegruppe zum Adipositas Verband Deutschland

17.12.2010 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Hilfe zur Selbsthilfe bei Adipositas. (Quelle: © iStockphoto.com/ demypic)

Hilfe zur Selbsthilfe bei Adipositas. (Quelle: © iStockphoto.com/ demypic)

Christel Moll gründete 2006 den Adipositas Verband Deutschland e.V. und ist seitdem ehrenamtliche Vorsitzende des Vereins. Als ehemalige Betroffene gibt sie seither anderen Adipösen Hilfestellung bei der Wahl einer geeigneten Selbsthilfegruppe.

Pflanzenforschung.de: Warum haben Sie diesen Verband ins Leben gerufen?

Frau Moll: Als ich im Jahre 2006 nach einer geeigneten Therapiemöglichkeit, meinem Übergewicht Herr zu werden suchte, waren die Gruppen, in denen sich die Betroffenen austauschen konnten, sehr spärlich gesät oder arbeiteten nur auf kommerzieller Basis. Mit meinem behandelnden Arzt habe ich damals eine Gruppe für adipöse Menschen ins Leben gerufen, die schon bald aus allen Nähten platzte. Der Bedarf war also da, so haben wir nach und nach ein großes Netzwerk aufgebaut, das wir auch heute noch in unserem Verband unterstützen. 

Pflanzenforschung.de: Warum ist das Abnehmen so schwierig?

Frau Moll: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Psychologen sagen, eine Gewohnheit zu verändern dauert etwa vier bis sechs Jahre. Im ersten Jahr sind viele Betroffene noch euphorisch, wenn die Abnahme gut funktioniert – egal durch welche Methode. Im dritten bis fünften Jahr der Gewichtsreduzierung wird es gefährlich. Da schleichen sich oft die alten Gewohnheiten wieder ein und die Gefahr wieder zuzunehmen ist sehr groß. Wenn man daran über viele Jahre hinweg nicht bewusst an sich arbeitet, wird man bei der dauerhaften Gewichtsreduzierung keinen Erfolg haben.

Pflanzenforschung.de: Warum ist es so schwierig sich gesund zu ernähren?

Frau Moll: Ich selbst wusste ganz genau, wie gesunde Ernährung aussehen sollte. Aber ungesunde Kost lässt sich meist schneller zubereiten und schmeckt gut. Bei vielen Betroffenen ist gesunde Ernährung auch eine Geldfrage: Ungefähr 60 % der Menschen, die sich an uns wenden, sind Hartz-IV-Empfänger, dauerarbeitslos oder berentet. Hier spielt auch der Preis der Nahrungsmittel eine große Rolle. Diese Menschen greifen dann zu billigem Dosenobst, anstatt zu frischer Kost. Hinzu kommt die Bequemlichkeit. Fertiggerichte lassen sich viel schneller zubereiten als ein Gericht aus frisch gekauftem und selbst geschnippeltem Gemüse. Viele dieser Menschen wissen aber auch schlichtweg nicht, wie gesunde Ernährung aussehen könnte, weil sie mit Fertiggerichten aufgewachsen sind.

Pflanzenforschung.de: Gibt es eine bestimmte Therapiemaßnahme, die sich bei Ihren Klienten besonders bewährt hat?

Frau Moll: Nein, Adipositas ist eine komplexe Krankheit, die sehr unterschiedlich behandelt werden kann und muss. Die Therapiemaßnahme sollte gut strukturiert sein. Ein Arzt sollte eine Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs- und psychologischer Therapie begleiten. Mit diesen kombinierten Therapieformen haben unsere Klienten schon sehr gute Diäterfolge erzielt. Aber das wichtigste bei jeder Therapie ist das Durchhaltevermögen des Patienten.

Pflanzenforschung.de: Vielen Dank für das Gespräch!