Wie wird der Klimawandel unser Leben verändern?

Aktuelle Studie fordert Regierungen zum dringenden Handeln auf

16.07.2015 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Klimawandel: In manchen Regionen wird der Wassermangel den Anbau von Nahrungspflanzen unmöglich machen. (Bildquelle: © Maret Hosemann/ pixelio.de)

Klimawandel: In manchen Regionen wird der Wassermangel den Anbau von Nahrungspflanzen unmöglich machen. (Bildquelle: © Maret Hosemann/ pixelio.de)

Das Klima auf der Erde wird sich verändern. In welchem Ausmaß, liegt in unserer Hand. In einer aktuellen Studie appellieren Wissenschaftler an die Regierungen der Industrienationen, ihren CO2-Ausstoß zu verringern. Denn noch ist es nicht zu spät, extreme Klimaveränderungen zu verhindern.

„Der Klimawandel ist eine größere Bedrohung für die Menschheit als der Terrorismus“, sagte Sir David King, Leiter einer aktuellen Studie zu den Folgen des Klimawandels, bereits im Jahr 2004. Daher sollten der Klimawandel und dessen Folgen bei allen Politikern auf Punkt eins der Agenda stehen, fordert seine internationale Gruppe aus Wissenschaftlern aus England, den USA, China und Indien. Die Forscher hatten die direkten und indirekten Folgen des Klimawandels in verschiedenen Szenarien betrachtet und kamen zu folgendem Ergebnis: Die indirekten Folgen des Klimawandels wie politische Instabilität und der Kampf um Wasser und Nahrungsmittel werden viele Menschen wahrscheinlich wesentlich mehr bedrohen als die direkten Folgen des Klimawandels wie Hitzewellen und Überflutungen.

Extremwetter sorgt für Migrationsströme

Die globale Erwärmung werde in Zukunft zahlreiche essentielle Lebensbereiche der Menschen beeinflussen, wie beispielsweise die Nahrungsmittelsicherheit und die Nahrungsmittelpreise. Extreme Wetterverhältnisse könnten ganze Ernten vernichten und zu extremen Preissprüngen bei Grundnahrungsmitteln führen. Dies betreffe vor allem Regionen, in denen die Menschen einen Großteil ihres Einkommens für Nahrungsmittel aufwenden müssen. Werden Nahrungsmittel knapp oder zu teuer, rechnen die Wissenschaftler mit beispiellosen Migrationsbewegungen und einer erhöhten Terrorismusgefahr. Das werde auch jene Staaten gefährden, die heute als stabil gelten. Auch extreme Hitzewellen und häufige Überflutungen würden viele Menschen in den Tod oder aus ihrer Heimat vertreiben. 

Jeder nach seinen Möglichkeiten

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Im Zuge des Klimawandels werden auch Überschwemmungen zunehmen.

Im Zuge des Klimawandels werden auch Überschwemmungen zunehmen.

Bildquelle: © Paul-Georg Meister / pixelio.de

Doch Klimaschutz ist ein komplexes Thema. Es geht nicht nur darum, den globalen CO2-Ausstoß zu reduzieren. Hier müsse jedes Land für sich prüfen, welchen Beitrag es zum Klimaschutz leisten könne und dabei die Unterschiede einzelner Regionen in Betracht ziehen. Immerhin: „Werden die bestehenden Klimaziele konsequent umgesetzt, erhöht das die Chancen, dass die Auswirkungen der Erderwärmung für die Menschen nicht gänzlich unerträglich werden“, schreiben die Wissenschaftler. Ein schwacher Trost, wenn man bedenkt, dass Migrationsströme und Nahrungsmangel mit zunehmenden Bevölkerungszahlen zuspitzen werden. Bereits im Jahr 2050 sollen mehr als 9 Milliarden Menschen auf der Erde leben.

Bevölkerungswachstum verschärft Problematik

Die direkten Auswirkungen des Klimawandels machen sich bereits heute bemerkbar. Hitzewellen wie kürzlich in Indien, die dort mehr als 2.000 Menschen das Leben kostete, werden in Zukunft häufiger und heftiger auftreten, prognostizieren die Wissenschaftler. Auch im Schatten könnten die Temperaturen dann lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Mit der Hitze werden die Wasservorräte schwinden. „Die Anzahl der Menschen, die von extremem Wassermangel bedroht sein werden, wird sich weltweit bis zur Mitte des Jahrhunderts verdoppeln. Dieser Prozess ist zunächst hauptsächlich dem Bevölkerungswachstum geschuldet. Der Klimawandel könnte den Wassermangel aber in vielen Regionen noch verschlimmern“, schreiben die Forscher. Wenn sich der CO2-Ausstoß in den nächsten Jahren nicht massiv verringere, würden sich die trockenen Wüstenregionen auf der Erde verdoppeln und viele landwirtschaftliche Betriebe unbewirtschaftbar machen. Davon seien vor allem Farmen in den USA, in Afrika und im südlichen Asien betroffen. In anderen Regionen der Erde hingegen werden die Menschen mit zu viel Wasser kämpfen müssen. Massive Überschwemmungen in dicht besiedelten Flussregionen werden sich häufen. Die größte Bedrohung geht laut der Studie von den Übergangsphasen aus, wenn das regionale Klima neue, bedrohliche Ausmaße annimmt.

Es ist noch nicht zu spät

Doch die Wissenschaftler machen auch Mut, denn noch sei es nicht zu spät. Politische Entscheidungen, neue Technologien und Investitionen böten ausreichend Möglichkeiten, das Ruder herumzureißen und dem Klimawandel effektiv gegenzusteuern.

Im Dezember werden sich die Vereinten Nationen zu einem UN-Krisengipfel in Paris treffen. Dort werden die Weichen im Kampf gegen den Klimawandels gestellt werden. Ob die Vertreter der großen Industriestaaten und CO2-Emmiteure Verantwortung im Kampf gegen die Erderwärmung übernehmen werden, ist noch offen.

Die Forscher schließen ihre Studie mit folgenden Worten: „Die Risiken, die mit dem Klimawandel einhergehen, scheinen umfangreicher zu sein als von vielen angenommen. Aber genauso umfangreich sind auch unsere Möglichkeiten, dem Klimawandel zu begegnen.“ Eine ungeschönte Risikoanalyse sei noch lange kein Grund, sich kampflos seinem Schicksal zu ergeben.