Wirkungsvoller Cocktail

Neue Ansätze für die Behandlung von Entzündungen

28.02.2013 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Aspirin verstärkt entzündungshemmende Wirkung von Resolvinen aus Omega-3-Fettsäuren (Quelle: © Doruk Sikman / Fotolia.com).

Aspirin verstärkt entzündungshemmende Wirkung von Resolvinen aus Omega-3-Fettsäuren (Quelle: © Doruk Sikman / Fotolia.com).

Aspirin und Omega-3-Fettsäuren aus Algen oder Lachs haben eine erstaunliche gemeinsame Wirkung: sie reduzieren Entzündungen. Wie dieser Mechanismus funktioniert, haben Forscher nun beschrieben: Aspirin fördert die Produktion entzündungshemmender Resolvine, die im Körper aus der Omega-3-Fettsäure DHA entstehen.

Entzündungen sind eine komplexe Immunreaktion des Körpers gegen schädliche Reize. Dabei werden zunächst Entzündungszellen und Chemikalien zum Entzündungsherd geleitet, um dort die Krankheitserreger zu beseitigen und deren Ausbreitung zu verhindern. Im zweiten Schritt setzt ein Reparaturprozess ein, der im Idealfall zur vollständigen Rückbildung der Entzündung führt. 

Viele schwere Erkrankungen wie Lungenentzündungen, Herzkrankheiten oder Arthritis gehen mit akuten Entzündungen einher, die chronisch werden können. Forscher sind daher auf der Suche nach Substanzen, die an der Eindämmung und Heilung von Entzündungen im menschlichen Körper beteiligt sind. Ein Forscherteam stieß nun auf eine Reihe von Resolvinen, die im Körper aus der Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) natürlich entstehen. Diese sogenannten D-Resolvine wirken bereits in kleinen Mengen entzündungshemmend. Jedes der untersuchten D-Resolvine wirkt dabei sehr spezifisch je nach Art des Biosynthesewegs

Resolvin D3 aktiv, wenn die Entzündung abklingt

Experimente mit Zellkulturen ergaben, dass die Gene der D-Resolvine erst in der Phase des Entzündungsabbaus aktiv werden. Während die Resolvine D1, D2 und D5 bereits zu Beginn dieses Reparaturprozesses im entzündeten Gewebe exprimiert wurden, stieg die Konzentration von D3 erst 24 Stunden später an. Sie hielt jedoch bis in die späte Heilungsphase an, deutlich länger als die der anderen Resolvine. Für die Forscher ist der späte Rückgang der D3-Konzentration ein Hinweis darauf, dass der Stoff den lokalen Heilungsprozess möglicherweise bis vollständigen Rückbildung der Entzündung unterstützt. Dann wäre D3 ein Schlüsselwirkstoff für die Behandlung unkontrollierter Entzündungen.

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DHA nehmen wir vor allem in Form von Meeresfisch auf, dieser ernährt sich von DHA-produzierenden Mikroalgen. Der Mensch ist aber auch in der Lage, DHA in geringen Mengen aus der Omega-3-Fettsäure α-Linolensäure zu produzieren. Diese kommt in einigen Pflanzenölen, z. B. in Leinöl vor. 

DHA nehmen wir vor allem in Form von Meeresfisch auf, dieser ernährt sich von DHA-produzierenden Mikroalgen. Der Mensch ist aber auch in der Lage, DHA in geringen Mengen aus der Omega-3-Fettsäure α-Linolensäure zu produzieren. Diese kommt in einigen Pflanzenölen, z. B. in Leinöl vor. 

Bildquelle: © Jacek Chabraszewski / Fotolia.com

Aspirin fördert die D3-Bildung über einen alternativen Syntheseweg

Frühere Studien haben gezeigt, dass es mindestens zwei Synthesewege gibt, über die Resolvin D3 im Körper entsteht. Natürlich wird der Stoff aus der Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) produziert. Experimente an Mäusen zeigen jedoch, dass die Verabreichung von Aspirin die Produktion von D3 über einen alternativen Syntheseweg fördert. 

Zwei künstliche D3-Moleküle

Den Forschern gelang es, Resolvin D3 in reiner Form zu synthetisieren und zwar in Form zweier strukturgleicher Isomere: so wie es aus der Omega-3-Fettsäure DHA im Körper natürlich entsteht und in der durch Aspirin beförderten Variante. Anhand der synthetischen Moleküle analysierten die Forscher die chemische Struktur von D3. Die bioaktiven Eigenschaften des Stoffs untersuchten sie an D3-Molekülen, die sie aus der DHA-haltigen Entzündungsflüssigkeit von Mäuse- bzw. Menschenzellen gewannen, die entweder mit Aspirin behandelt wurden oder nicht. 

In Mäuse- und Menschenzellen wirkten beide D3-Varianten stark entzündungshemmend: Sie blockierten den Transport weißer Blutkörperchen zum Entzündungsherd und hemmten die Expression lokaler Entzündungsreaktionen. In Mäusezellen unterstützten sie zudem den Heilungsprozess, indem sie den Abtransport toter oder beschädigter Zellen förderten und Schmerzen linderten. 

Zusammen sind sie stark

Bei gleichzeitiger Behandlung mit Aspirin stimulierte D3 die Auflösung von Entzündungen im Körper noch effektiver. Das Aspirin verlängerte die Wirkung des Resolvins und stoppte die weitere Ausbreitung der Entzündung, indem es entzündungsfördernde Enzyme modifizierte.

Menschlicher Rezeptor für Resolvin D3

Die Forscher identifizierten auch den Rezeptor, durch den Resolvin D3 im menschlichen Körper aktiviert wird: GPR32 stimuliert die Aktivität der Makropaghen, der Fresszellen der Immunabwehr. Diese umfließen körperfremde Proteine von Viren oder Bakterien und verstören diese. Dieses Wissen ist entscheidend, um zu verstehen wie D3 im Körper arbeitet, um Entzündung zu beseitigen.

Neue Therapie für Entzündungen?

Heilt eine akute Entzündung nicht ab, sondern wird chronisch, ist dies ein Hinweis darauf, dass entzündungsfördernde Mediatoren im Gewebe überwiegen, entzündungshemmende Mediatoren wie Resolvine dagegen fehlen. 

Die Studie legt nahe, dass Resolvin D3 aus der Omega-3-Fettsäuren DHA zu den wertvollsten natürlichen Entzündungshemmstoffen gehört. Es unterstützt die natürliche Heilung akuter Entzündungen, ohne die Immunreaktion des Körpers zu unterdrücken. Einer chronischen Entzündung kann dadurch wirkungsvoll vorgebeugt werden. Diese Wirkung von Resolvin D3 soll deshalb auch in anderen Systemen erforscht werden.

Aspirin kann diesen Heilungsprozess unterstützen und die Entzündungsdauer weiter verkürzen. Welche entzündlichen Krankheiten sich mit dem neu identifizierten Aspirin-beförderten Resolvin D3 behandeln lassen, ist eine weitere wichtige Forschungsfrage, mit der sich die Wissenschaftler zukünftig befassen werden. 


Quelle:
Dalli, J. et al. (2013): Resolvin D3 and Aspirin-Triggered Resolvin D3 Are Potent Immunoresolvents. In: Chemistry & Biology, Volume 20, Issue 2, 188-201, (21. Februar  2013), doi: 10.1016/j.chembiol.2012.11.010.     

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