Wissen für eine nachhaltige Landwirtschaft sammeln

Die Förderinitiative „Innovative Pflanzenzüchtung im Anbausystem“ im Überblick

01.03.2017 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

In den Projekten der Initiative IPAS werden züchterische Innovationen in unterschiedlichen Anbausystemen untersucht. (Bildquelle: © iStock.com/abadonian)

In den Projekten der Initiative IPAS werden züchterische Innovationen in unterschiedlichen Anbausystemen untersucht. (Bildquelle: © iStock.com/abadonian)

Um Agrarprodukte nachhaltig zu erzeugen und den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu begegnen, bedarf es vor allem eins: Wissen. Man muss unter anderem verstehen, welche Anbaumethoden und züchterischen Innovationen bei den unterschiedlichsten Anbaubedingungen den bestmöglichen Beitrag leisten können. Hier setzt die Förderinitiative „Innovative Pflanzenzüchtung im Anbausystem“ - kurz: IPAS - an. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellt dafür 13 Millionen Euro zur Verfügung.

Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit dem Thema Landwirtschaft und Ernährung. Das führt dazu, dass viele Verbraucher hohe Erwartungen haben und klare Forderungen stellen: Lebensmittel sollen sicher, nachhaltig und unter fairen Bedingungen produziert werden, möglichst aus der Region stammen, auf ihre individuellen Bedürfnisse (z. B. Allergien oder Unverträglichkeiten) angepasst sein - aber weder der Umwelt noch dem Klima schaden. Auch die Biodiversität, d. h. die genetische Vielfalt, die Artenvielfalt und die Vielfalt der Ökosysteme, auf dem Planeten soll erhalten und wenn möglich gesteigert werden. Die Kunden wünschen dennoch ein vielseitiges Angebot und das zu einem bezahlbaren Preis.

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Pflanzen sind nicht nur unsere Ernährungsgrundlage, sie nehmen auch eine Schlüsselrolle beim Umbau der Wirtschaft in eine nachhaltige Bioökonomie ein.

Pflanzen sind nicht nur unsere Ernährungsgrundlage, sie nehmen auch eine Schlüsselrolle beim Umbau der Wirtschaft in eine nachhaltige Bioökonomie ein.

Bildquelle: © amenic181/Fotolia.com

Auf der anderen Seite wächst die Weltbevölkerung täglich - und damit die zu stopfenden Mäuler. Zudem leben wir in Zeiten, in denen sich die Umweltbedingungen in vielen Teilen der Welt bedingt durch menschliche Aktivitäten und den Klimawandel sichtlich verändern, was etablierte Ackerbau- und Viehhaltungsmethoden in Frage stellt. Darüber hinaus besteht das Ziel, immer unabhängiger vom „schwarzen Gold“ Erdöl zu werden, d. h. eine Bioökonomie zu etablieren. Die Grundlage dafür ist, künftig genügend Biomasse für die unterschiedlichen Nutzungen – für die Ernährung, die immer an erster Stelle steht, sowie die stoffliche und energetische Nutzung – zur Verfügung zu haben. All diesen Herausforderungen muss sich die Landwirtschaft stellen und vor allem: Lösungen präsentieren.

Wissen ist der Schlüssel

Doch es bedarf zunächst einmal Wissen, um die richtigen Entscheidungen über zukünftige Agrarsysteme treffen zu können. Es bedarf Grundlagenforschung zum Aufbau einer validen Datenbasis. Nur so können Agrarsysteme bestmöglich an bestehende oder neue Erfordernisse angepasst werden. Hierbei leistet unter anderem die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der „Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030“ ins Leben gerufene Initiative „Innovative Pflanzenzüchtung im Anbausystem“ (IPAS) einen Beitrag. In der Initiative werden sechs interdisziplinäre Konsortien gefördert.

Die im Rahmen von IPAS geförderten Forschungsvorhaben haben sich zum Ziel gesetzt, die durch züchterische Tätigkeiten entwickelten Nutzpflanzensorten systemisch zu bewerten und somit Grundlagenwissen und Daten über die Leistungen, die Vor- und Nachteile sowie die geeignete Anbaumethode zusammentragen. Dabei spielen jedoch nicht nur Leistungsmerkmale der Pflanzen wie Ertrag eine Rolle. Vielmehr sollen ökonomische sowie soziale und ökologische Aspekte in die Analysen und Systemvergleiche Einzug finden. 

Sechs Projekte werden in der Initiative gefördert

  • Das Forschungsvorhaben „AWECOS“ zielt darauf ab, geeignete Züchtungsstrategien für Winterweizen zu identifizieren, die bei unterschiedlichen Wachstumsbedingungen ein optimales Gleichgewicht zwischen Ertragsmenge, Qualität und Nachhaltigkeit sowie verschiedenen ökonomischen, ökologischen und sozialen Kosten bieten. Die Forschergruppe führt Feldversuche durch und bewertet die Vor- und Nachteile der verschiedenen Zuchtstrategien.
  • Das Projekt „BARLEY BIODIVERSITY“ untersucht, wie die Biodiversität und Produktivität der Gerste (Hordeum vulgare) gesteigert werden kann. Ziel ist es, (1) die vorhandene exotische Vielfalt in der Gerstenzüchtung zu nutzen und (2) innovative Technologien in Form von nicht-invasiver hyperspektraler Bilderzeugung einzusetzen, um die Pflanzenentwicklung und die Pflanzenqualität kostengünstig zu untersuchen. Beide Ansätze werden bei konventioneller sowie Low-Input-Landwirtschaft untersucht. 
  • Hinter der Abkürzung „BRIWECS“ verbirgt sich ein Forschungsverbund bei dem sich alles um Weizen (Triticum aestivum) dreht. Zunächst werden die züchterischen Ergebnisse der letzten 50 Jahre betrachtet: In Feldversuchen mit Produktionssystemen unterschiedlicher Düngungs- und Pflanzenschutzintensität und unterschiedlichen Umweltbedingungen werden Weizensorten und deren Leistung verglichen. Das übergeordnet Ziel ist, Erkenntnisse für widerstandsfähige Weizensorten und Anbausysteme abzuleiten.
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„Innovative Pflanzenzüchtung im Anbausystem“ (IPAS)

  • Förderinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)
  • Projekte: Sechs interdisziplinäre Forschungskonsortien, bestehend aus insgesamt 34 Partnern
  • Fördervolumen: 13 Millionen Euro
  • Projektlaufzeit: bis zu fünf Jahre
  • Beginn: 2014/2015

  • Das Forschungsprojekt „INSUSFAR“ (kurz für: INnovative approaches to optimize genetic diversity for SUStainable FARming systems of the future) zielt darauf ab, geeignete Weizen- und Gerstensorten für nachhaltige Anbausysteme mit reduzierter Bodenbearbeitung und erhöhter biologischer Diversität zu identifizieren. Dafür wird die Interaktion zwischen Genotyp, Umwelt und Anbaumethoden auch in Feldversuchen mit unterschiedlichen Anbaumethoden und -bedingungen genau dokumentiert und ausgewertet.
  • IMPAC3“ erforscht die Möglichkeiten des Mischanbaus, einer Anbaumethode bei der verschiedene Nutzpflanzenarten gleichzeitig auf einer Fläche kultiviert werden. Das Konsortium baut in einem Feldversuch neuartige Genotypen an und untersucht ihr Potenzial zur Steigerung der Biomasseproduktion in Mischkulturen in drei Bereichen der landwirtschaftlichen Praxis: Ackerland, Grünland und Gehölzkulturen. Im Rahmen des Projektes wird der Anbau in Rein- und Mischkulturbestände miteinander vergleichen.
  • Das Projekt „NOVISYS“ beschäftigt sich mit pilzwiderstandsfähigen Rebsorten und deren Anbau mit einer neuen Methode, dem „Minimalschnitt im Spalier“ - bei dieser bleibt der Drahtrahmen (Spalier) erhalten, aber die Reben werden wenig bis gar nicht beschnitten. Die resistenten Neuzüchtungen werden im Projekt im neuartigen Produktionssystem angebaut und überwacht. Auch die biologische Vielfalt im Weinberg und die Qualität der daraus entstehenden Weine werden mit den Ergebnissen einer Kontrollgruppe (dem verbreiteten Spalieranbau) verglichen. Ziel ist es, den Einsatz von Fungiziden langfristig zu reduzieren und die neuen Sorten bei Verbrauchern bekannter zu machen.

Mehr Informationen zu den geförderten Projekten finden Sie in unserer Projektdatenbank unter: www.pflanzenforschung.de/qr/IPAS