Wohlstand als stärkster Umweltfaktor

12.05.2010 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Umweltprobleme global betrachtet. (Quelle: © iStockphoto.com/ SciFX Animation Ltd.)

Umweltprobleme global betrachtet. (Quelle: © iStockphoto.com/ SciFX Animation Ltd.)

Je reicher ein Land umso größer ist der Druck auf die Umwelt. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler, die Umweltindikatoren in 179 Staaten aufgelistet haben. Ermittelt wurde einerseits der absolute Anteil der Länder an den globalen Umweltproblemen, wobei wenig überraschend Brasilien, USA und China vorne lagen. Wurde der Beitrag aber ins Verhältnis zu den dort jeweils verfügbaren Ressourcen gesetzt, sind vor allem asiatische Länder Spitzenreiter.

Wissenschaftler der australischen Adelaide University wollten in Zusammenarbeit mit der National University of Singapore und der Princeton University (USA) unabhängig von politischen und ökonomischen Einflüssen herausfinden, welche Länder die größten Umweltsünder sind und von welchen wir lernen können. Zu diesem Zweck verglichen sie Daten aus über 200 Ländern in Bezug auf Umweltindikatoren.

Die folgenden sieben Indikatoren wurden für die Studie ausgewertet: Verlust des natürlichen Waldes, Habitatveränderung, Fischerei und andere Arten der Meeresnutzung, Einsatz von Düngemitteln, Wasserverschmutzung, Kohlendioxid(CO2)-Emissionen und Artensterben (Druck auf die Flora und Fauna). Gesundheits- und Wirtschaftsdaten flossen im Gegensatz zu bisherigen Studien nicht in die Berechnungen mit ein.

So konnten die Auswirkungen auf die Umwelt berechnet werden, unabhängig vom ökonomischen Hintergrund der Länder. Auf dieser Basis wurden zwei Ranglisten erstellt von denen eine den absoluten Anteil der Länder an den globalen Umweltproblemen auflistet, die andere den proportionalen. Da nicht von allen Ländern genügend Daten vorlagen, konnten nicht alle untersuchten Länder in die Ranglisten mitaufgenommen werden.

Die Liste bei einer absoluten Betrachtung der größten Umweltsünder wird von den Ländern Brasilien, USA, China, Indonesien, Japan, Mexiko, Indien, Russland, Australien und Peru angeführt. Die proportionale Betrachtung der Einflussfaktoren verschiebt dieses Bild. Singapur, Korea, Katar, Kuwait, Japan, Thailand, Bahrain, Malaysia, die Philippinen und die Niederlande führen diese Liste an.

In der Vergangenheit wurde mit der sogenannten Kuznets-Kurven-Theorie vermutet, dass die Umweltzerstörung stagniert oder sogar abnimmt, wenn das Pro-Kopf-Einkommen einen gewissen Wert überschritten hat. Nationen mit erhöhtem Wohlstand hätten demnach einen besseren Zugang zu sauberen Technologien, sodass die Auswirkungen auf die Umweltverschmutzung geringer würden. Die Wissenschaftler konnten diese Theorie nicht bestätigen. Denn sie haben ihre Ergebnisse mit sozioökonomischen Variablen wie Populationsgröße, Bruttosozialprodukt und der Qualität der Staatsführung verglichen und dabei entdeckt, dass Wohlstand den größten Einfluss auf die Umweltzerstörung hat.

Die Autoren der Studie weisen daher darauf hin, dass die globale Gemeinschaft nicht nur in Entwicklungsländern Bemühungen zum Umweltschutz unterstützen müsse. Auch in Ländern mit verbessertem Wohlstand solle der Fokus auf umweltfreundlichen Maßnahmen liegen.

In Ländern, wie China, Indien oder Indonesien, deren ökonomisches Wachstum derzeit in besonderem Maße zunimmt, wachse der Druck auf die Umwelt entsprechend schnell. Umweltfreundliche Maßnahmen in diesen Regionen würden sich somit global stark auswirken. Während manche Umweltzerstörungen, wie Waldverlust oder Artensterben in kurzer Zeit irreversibel seien, könnten andere durch eine nachhaltige Entwicklungspolitik wieder verbessert werden.

Grundlage für die Forschung auf diesem Gebiet müssen Innovationen für einen begrenzten Ressourcenverbrauch bei wachsender Bevölkerung sein. Vor allem die Landwirtschaft steht im Zentrum solcher Überlegungen, da ihre Produkte sowohl die Ernährung der Bevölkerung sicher stellen als auch – in Zukunft noch verstärkt – als nachwachsende Rohstoffe dienen.

Die Reduzierung eines überschüssigen Düngemitteleinsatz ist dabei ebenso essentiell wie die Erhöhung der Erträge und die Reduktion von Ernteausfällen sowie die Erhaltung natürlicher Lebensräume durch optimierte Produktionssysteme. Auch die mechanische Feldbearbeitung, die mit wachsendem Wohlstand mit mehr technischen Geräten durchgeführt wird und somit zu verstärktem CO2-Ausstoß führt, muss in diese Betrachtung einbezogen werden. Das Prinzip ist somit nicht der Verzicht auf Wohlstand sondern dessen effiziente und nachhaltige Erwirtschaftung.


Anregungen zum Weiterlesen:

  • Studie "Evaluating the Relative Environmental Impact of Countries"

Landwirtschaft und Umwelt:

  • Artikel "Wie kann die Weltbevölkerung 2050 ernährt werden? Eine Betrachtung der ökologischen Aspekte" auf Pflanzenforschung.de
  • Artikel "Umweltrat fordert ökologische Neuausrichtung der Agrarpolitik" auf Pflanzenforschung.de
  • Artikel "Hoher Düngemitteleinsatz lässt Chinas Böden versauern" auf Pflanzenforschung.de
  • Artikel "Forscher berechnen Europas Treibhausgasbilanz" auf Pflanzenforschung.de