Bye-bye, Monokultur

Mischwälder sind besser gegen den Klimawandel gewappnet

25.08.2020 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Ein Umbau von Rein- in Mischbestände könnte die Widerstandsfähigkeit der Wälder erhöhen. (Bildquelle: © Schanin/Pixabay/CC0)

Ein Umbau von Rein- in Mischbestände könnte die Widerstandsfähigkeit der Wälder erhöhen. (Bildquelle: © Schanin/Pixabay/CC0)

Monokulturen wie Tannen- und Fichtenwälder sind in Deutschland vielerorts vorherrschend. Doch genau dieser Umstand schwächt das Ökosystem Wald, meinen Experten. Eine Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) zeigt nun, dass Mischwälder mit einer höheren Biodiversität tatsächlich widerstandsfähiger gegen Extremwetterereignisse sind.

Wenn eine Hitzewelle mal wieder richtig zuschlägt, dürsten nicht nur Menschen nach Wasser. Auch Pflanzen, besonders Bäume, leiden unter dem Wassermangel. Jahr für Jahr beobachten Meteorologen, wie sich unser Klima hin zu solchen Extremwetterereignissen verändert. Höchste Zeit also, dass wir auch unsere Wälder an diese neuen Bedingungen besser anpassen.

Diversität gefragt

Was genau hilfreich ist, hängt natürlich stark von den örtlichen Gegebenheiten ab. Doch zeigen Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), dass ein Faktor in jedem Fall die Widerstandsfähigkeit von Wäldern erhöhen kann: die Diversität der Baumarten.

Und genau hier liegt auch das Problem: deutsche Wälder sind von Monokulturen dominiert – allein der Schwarzwald besteht aus 80 Prozent Tannen und Fichten. Diese sogenannten ‚Reinbestände‘ sind weniger gut gerüstet, um Klimaextremen zu trotzen.

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Extreme Wetterereignisse und Borkenkäfer schaden den Wäldern. Der Umbau zu Mischwäldern könnte den Bestand widerstandsfähiger machen.

Extreme Wetterereignisse und Borkenkäfer schaden den Wäldern. Der Umbau zu Mischwäldern könnte den Bestand widerstandsfähiger machen.

Bildquelle: © Gabi Zachmann, KIT

Dr. Christine Rösch, Leiterin der Forschungsgruppe „Nachhaltige Bioökonomie“ am KIT, erläutert: „Die natürliche Anpassungsfähigkeit von monospezifischen Wäldern gegenüber anhaltend heiß-trockenen Witterungsphasen im Wechsel mit Starkniederschlägen ist relativ gering.“ Mischwälder seien hingegen anpassungsfähiger und wiesen neben einer höheren Biodiversität auch langfristige Wirtschaftlichkeit und Stabilität auf.

Projekt „BuTaKli“

„Gerade Buchen-Tannen-Mischungen haben bundesweit hohes Potenzial, weil sie mit ihren unterschiedlichen Wurzelsystemen voneinander profitieren können“, meint Rösch. Zu diesem Ergebnis kommen die ForscherInnen des vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Projekts „Buchen-Tannen-Mischwälder zur Anpassung von Wirtschaftswäldern an Extremereignisse des Klimawandels“ (BuTaKli).

Akzeptanz in der Bevölkerung untersucht

Neben den Möglichkeiten zum Umbau unserer Wälder zu widerstandsfähigeren Mischwäldern untersuchte das Wissenschaftsteam des KIT und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg auch die Akzeptanz eines solchen Eingriffs in der Forst- und Tourismuswirtschaft.

Denn ein Umbau der Wälder habe eben nicht nur Auswirkungen auf die Holzwirtschaft, sondern ebenso auf Faktoren wie Erholungsleistung oder Klimaregulierung von Standorten, merkt Rösch an. Die gesellschaftliche Akzeptanz eines so umfassenden Eingriffs müsse daher im Vorfeld untersucht werden. Dafür wurden 20 ExpertInnen aus Forstwirtschaft, Waldbau und Tourismus des Naturparks Schwarzwald befragt.

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Reinbestände sind besonders anfällig für klimawandelbedingte Extremereignisse wie Sturmschäden, Hitzewellen und Borkenkäferbefall.

Reinbestände sind besonders anfällig für klimawandelbedingte Extremereignisse wie Sturmschäden, Hitzewellen und Borkenkäferbefall.

Bildquelle: © Hans Braxmeier / Pixabay / CC0

Wichtige Ökosystemleistungen

Neben der Holzausbeute nannten die Befragten Erholung und Biodiversität als die wichtigsten Ökosystemleistungen. „Im Hinblick auf diese beiden Aspekte bevorzugen die Stakeholder klar die Mischwälder“, berichtet die Forscherin. Bei der Holzausbeute hingegen präferierten nur 70 Prozent die Mischwälder. Dies zeige, dass nicht jeder so offen einer Veränderung gegenüber stehe. Schließlich ginge es hier ja auch um wirtschaftliche Interessen.

Abgesehen davon scheinen sich die Experten jedoch einig zu sein: Mischwälder seien im Hinblick auf die unterschiedlichen Ökosystemleistungen klar der Monokultur voraus. Ihrer Einschätzung nach, bieten sie eine höhere genetische Vielfalt und ein größeres Artenspektrum, was die Widerstandfähigkeit und Stabilität gegenüber Klimaeinflüssen erhöhe. Gleichzeitig seien sie langfristig rentabler, da sie vielfältiger genutzt werden könnten.

Debatte über Waldumbau gefordert

Die Veränderungen der lokalen Standortbedingungen durch den Klimawandel sind kaum aufzuhalten. Eine Debatte zum Umbau unserer Wälder ist daher in jedem Fall notwendig und sinnvoll. Rösch ist überzeugt, dass dies gelingen kann, sofern die spezifischen Standortfaktoren und Interessen der unterschiedlichen Anspruchsgruppen in Entscheidungsprozessen gleichermaßen berücksichtigt werden. So lasse sich die ‚richtige‘, also eine nachhaltige Kombination von Baumarten für jeden Standort passend entwickeln.