Kuriose Pflanzenwelt: Tahina spectabilis

Die Palme, die sich selbst umbringt

04.03.2021 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Eine junge Tahina spactabilis. Es wird noch etliche Jahrzehnte dauern, bis sie Blüten und Samen ausbilden wird. (Bildquelle: © David Martin/flickr/CC BY 2.0)

Eine junge Tahina spactabilis. Es wird noch etliche Jahrzehnte dauern, bis sie Blüten und Samen ausbilden wird. (Bildquelle: © David Martin/flickr/CC BY 2.0)

Welche Pflanze ist riesengroß, super selten und begeht Selbstmord? Die Palme Tahina spectabilis.

Diese Palme ist ein wahrer Hingucker. Ihre Heimat ist die Insel Madagaskar, östlich des afrikanischen Kontinents. Obwohl einige Exemplare bis zu zwanzig Meter in die Höhe ragen, wurde die Palmenart aber erst vor einigen Jahren entdeckt.

Wieso ist die Palme denn nicht schon früher aufgefallen?

Das lag wohlmöglich daran, dass sie auf dieser Insel nur in sehr entlegenen Regionen vorkommt. Selbst Einheimische kannten sie bis dato nicht. Ein Familienausflug im Jahr 2006 änderte das. Eine Palme kurz vor der Blüte sah sehr ausgewöhnlich aus: Die Krone hatte sich in einen riesigen Busch voller Knospen entwickelt, von dem vertrocknete Palmwedel herabhingen.

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Die Palme Tahina spectabilis kurz vor der Blüte.

Die Palme Tahina spectabilis kurz vor der Blüte.

Bildquelle: © John Dransfield / wikimedia.org / CC BY 3.0

Gibt es die Palmen tatsächlich nur auf Madagaskar?

Für ForscherInnen war der Fund dieser Pflanze eine Sensation. Es stellte sich heraus, dass sie tatsächlich nur auf Madagaskar wächst. Enge Verwandte dieser Palmenart gibt es auch nur auf der arabischen Halbinsel und in Südostasien, vor allem in Malaysia und Vietnam. Seit ihrer Entdeckung steht die Palmenart daher unter strengem Naturschutz. Projekte in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung sollen die Existenz der Palmen sichern.

Diese Hilfe ist auch dringend notwendig, denn häufig auftretende Buschfeuer in der Trockenzeit sind eine ständige Bedrohung. Ihre Samen wurden auch weltweit an botanische Gärten wie den Kew Gardens in London verschickt, um neue Exemplare nachzuziehen. Doch bis heute gibt es aufgrund ihrer außergewöhnlichen Fortpflanzungsstrategie nur um die hundert Palmen dieser Art.

Hat das etwas mit dem Selbstmord zu tun?

Ja, denn Tahina spectabilis begeht zur Fortpflanzung sozusagen „Selbstmord“ und muss zudem sehr alt werden, um Blüten und Samen zu bilden: Erst nach geschätzt 35-50 Jahren kommt es zu einem außergewöhnlichen Spektakel, wobei die Pflanze über wenige Wochen ihre gesamte Energie in die Produktion der riesigen Blütenstände steckt. So viel Energie, dass sie sich nicht mehr danach erholt.

Die Blüten sind gefüllt mit Nektar, um möglichst viele Bestäuber anzulocken. Während die Insekten vom Nektar naschen, bleibt Blütenstaub an ihnen kleben und wird zu einer anderen Palme getragen. Nach erfolgreicher Bestäubung bilden sich pflaumengroße Früchte, die bei Lemuren und Vögeln sehr beliebt sind und so die Verbreitung der Samen übernehmen. Kurz darauf stirbt die Pflanze ab.

Kommt „Selbstmord“ öfters bei Pflanzen vor?

Ja, aber nicht immer ist die ganze Pflanze betroffen, sondern nur bestimmte Pflanzenteile. So gibt es den programmierten Zelltod, den ForscherInnen Apoptose nennen. Er ist für die Pflanze sehr nützlich, denn so kann sie von Krankheitserregern befallene Gewebeteile gezielt absterben lassen, bevor sich die Keime weiterausbreiten. Die pflanzeneigene Immunabwehr steuert diesen Vorgang. PflanzenforscherInnen untersuchen diesen Mechanismus und seine Regulation sehr intensiv, um mit diesem Wissen das Abwehrsystem von Nutzpflanzen stärken zu können. Mehr über ein solches Forschungsprojekt gibt es hier zu lesen.


Quellen:

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Titelbild: Eine junge Tahina spactabilis. Es wird noch etliche Jahrzehnte dauern, bis sie Blüten und Samen ausbilden wird. (Bildquelle: © David Martin/flickr/CC BY 2.0)