Der Farnsamer aus dem Perm

Eine Pflanze ist Fossil des Jahres 2023

31.01.2023 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Fossil des Jahres 2023: Pflanzenfossil Medullosa stellata aus dem frühen Perm. (Bildquelle: © Ludwig Luthardt)

Fossil des Jahres 2023: Pflanzenfossil Medullosa stellata aus dem frühen Perm. (Bildquelle: © Ludwig Luthardt)

Das Fossil des Jahres ist ein besonderes Exemplar aus der Vergangenheit unseres Planeten: Eine Pflanze namens Medullosa stellata, die vor rund 290 Millionen Jahren im frühen Perm gelebt hat. Diese Pflanze gehörte zu einer Gruppe von Pflanzen, die heute längst ausgestorben sind.

Medullosa stellata war Teil der kohlebildenden Moorwälder und ähnelte in ihrem Wuchs Baumfarnen. Allerdings vermehrte sie sich nicht durch Sporen, sondern durch Samen. Experten vermuten, dass sie am nächsten verwandt waren mit den heute noch vorkommenden Cycadeen, auch bekannt als Palmfarnen.

Mit dem Fund dieses Fossils kann die Gestalt der frühen Perm-Pflanze rekonstruiert werden. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern aus dem Karbonzeitalter besaßen sie verholzte Stämme und erreichten eine Höhe von bis zu zehn Metern.

#####1#####
Baumstammrelikte aus dem versteinerten Wald in Chemnitz. Die „verkieselten“ Bäume sind etwa 291 Millionen Jahre alt und wurden durch vulkanische Asche konserviert.

Baumstammrelikte aus dem versteinerten Wald in Chemnitz. Die „verkieselten“ Bäume sind etwa 291 Millionen Jahre alt und wurden durch vulkanische Asche konserviert.

Bildquelle: © Bundesarchiv, Bild 183-C1113-0001-001 / CC-BY-SA 3.0

Diese Pflanzen wuchsen im Schatten noch größerer Bäume. Ihre enormen Wedel waren so angelegt, dass sie erfolgreich um das begrenzte Sonnenlicht mit anderen Pflanzen im Unterholz des Waldes konkurrieren konnten. Die Anatomie der Leitbahnen im Holz zeigt außerdem, dass Medullosa stellata große Mengen Wasser verdunsten konnte und dadurch zum feuchten Mikroklima der Perm-Wälder beitrug.

Nach Vulkaneruption stand das Leben still

Glückliche Umstände ist es zu verdanken, dass die Pflanze im Versteinerten Wald von Chemnitz nahezu vollständig erhalten geblieben sind. Dies ist ein seltenes Ereignis, da die vollständige Erhaltung fossilierter Pflanzen nur unter besonderen Bedingungen möglich ist. Im Fall von Medullosa stellata war es ein vulkanischer Ausbruch, der den Wald in kürzester Zeit unter Asche begrub und somit vor weiterer Zerstörung schützte.

Botschafter einer früheren Klimakatastrophe

Der Farnsamer und seine Artgenossen starben im späten Karbon als Folge eines globalen Klimawandels aus. Eine zunehmende Trockenheit in den tropischen und subtropischen Ökosystemen machte den Moorwälder den Garaus.

Dieses Fossil ist somit nicht nur ein faszinierendes Relikt aus der Vergangenheit, sondern auch mahnende Erinnerung an die Gegenwart. Es zeigt uns, dass der gegenwärtige Klimawandel ebenfalls zu Artensterben und damit zu einem Verlust an Biodiversität führen wird – mit unabsehbaren ökologischen und wirtschaftlichen Schäden.

Wer mehr über die Paläobotanik erfahren will und welche Detektivarbeit Forschende dieser Disziplin erledigen, um die Klawandel und Ökosysteme der Urzeit zu verstehen: Hier gibt es einen Film dazu!


Quelle:
 
Fossil des Jahres 2023: Pflanzenfossil Medullosa stellata mit Alethopteris schneideri aus dem frühen Perm (Pressemitteilung Dachverband der Geowissenschaften (DVGeo) e.V., 27. Januar 2023).

Zum Weiterlesen auf Pflanzenforschung.de:

Titelbild: Fossil des Jahres 2023: Pflanzenfossil Medullosa stellata aus dem frühen Perm. (Bildquelle: © Ludwig Luthardt)