Sicherheitsforschung Schweiz

Gentechnisch veränderter Weizen: Kein Einfluss auf Insektenlarven und Blattläuse

Zwei Projekte des Schweizer Nationalen Forschungsprogramms „Nutzen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen“ (NFP 59) haben sich mit möglichen Auswirkungen von pilzresistentem gentechnisch verändertem Weizen auf Fliegenlarven und Blattläuse beschäftigt. Nun wurden die Ergebnisse in zwei Fachzeitschriften veröffentlicht: Auf die Entwicklung der Tiere, ihre Sterblichkeit und Fortpflanzung hatte der gv-Weizen keinen Einfluss.

Weizenversuche Schweiz

Versuchsfeld mit verschiedenen Weizenlinien. Die Versuche wurden an zwei Standorten (Reckenholz/Zürich, Puilly) durchgeführt.

Weizenversuche Schweiz

Auswertung. In den gentechnisch veränderten Weizenlinien werden verschiedene Resistenzgene gegen Mehltau erprobt, eine in der Schweiz und Mitteuropa verbreitete Pilzkrankheit, die zu erheblichen Problemen führen kann.

Weizenversuche Schweiz

Zerstört. Im Juni 2008 wurde ein Teil Versuchspflanzen von Gentechnik-Gegnern abgeschnitten.

Fotos: Konsortium Weizen

Die Forscher interessierten sich für den Einfluss von gv-Weizen auf Fliegenlarven, die im Boden Pflanzenreste abbauen und dadurch auch an der Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit beteiligt sind. Auch wurden Blattläuse ausgewählt, die sich ausschließlich vom Pflanzensaft ernähren und damit als empfindliche Indikatoren für die Nahrungsqualität einer Futterpflanze gelten.

Fliegenlarven: Wichtig für die Bodenfruchtbarkeit

Die Untersuchungen mit Fliegenlarven wurden von Wissenschaftlern des Instituts für Ökologie und Evolution der Universität Bern durchgeführt. Sie verfütterten Blätter von sechs verschiedenen gentechnisch veränderten Weizensorten an Larven von zwei in der Schweiz vorkommenden Fliegenarten. Zum Vergleich wurden Fliegenlarven auch ausschließlich mit sechs konventionellen Weizensorten gefüttert. Über vier Generationen hinweg beobachteten die Wissenschaftler die Entwicklung und Fortpflanzung der aus den Larven entstehenden Fliegen, um auch mögliche Langzeiteffekte entdecken zu können. Die verschiedenen Nahrungsquellen hatten in keinem Fall eine Auswirkung auf die Fitness der Tiere.

Blattläuse: Empfindliche Indikatoren

Einen ähnlichen Ansatz wählten die Wissenschaftler am Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART bei ihrem Projekt mit Blattläusen. 30 verschiedene Blattlauskolonien ernährten sich in Klimakammern von acht verschiedenen Weizensorten, darunter vier gentechnisch veränderte Linien. Bei den Tieren wurden jeweils Sterblichkeit, Gewicht und Fruchtbarkeit protokolliert. Alle gemessenen Parameter der unterschiedlich ernährten Blattläuse waren vergleichbar. Es zeigten sich keine Auswirkungen durch die gentechnische Veränderung. Gentechnik-Moratorium in der Schweiz: Um drei Jahre verlängert

Seit 2005 besteht in der Schweiz ein Moratorium für den kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen. In einer Volksabstimmung hatte sich eine Mehrheit der Schweizer dafür ausgesprochen, eine Nutzung gentechnisch veränderter Tiere und Pflanzen zunächst bis 2010 zu verbieten. Bis dahin sollte die Forschung im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms NFP 59 noch mehr Wissen über den Nutzen und die Risiken von gentechnisch veränderten Pflanzen erarbeiten. Das Moratorium wurde im Februar 2010 um weitere drei Jahre verlängert. Es sollen erst noch die abschließenden Ergebnisse des nationalen Forschungsprogramms abgewartet werden, die voraussichtlich Mitte 2012 vorliegen werden.

Die Wissenschaftskommission des Schweizer Nationalrats war der Auffassung, dass eine Verlängerung „keine gravierenden wirtschaftlichen Nachteile“ zur Folge habe. Die Forschung bleibe zwar eingeschränkt, doch sei für Forschungszwecke „eine Aussaat unter strengen Auflagen“ weiterhin erlaubt.