Langzeitstudien zur Sicherheit von gentechnisch veränderten Lebensmitteln

Auf der Suche nach Auffälligkeiten

Auf einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien verkündete ein internationales Forschungskonsortium, dass es keine gesundheitsschädlichen Effekte durch gentechnisch veränderte (gv-) Lebensmittel bei Tierversuchen gefunden habe. In ihren Studien untersuchten die Wissenschaftler mögliche Langzeitrisiken durch Verfütterung von gentechnisch verändertem Bt-Mais MON810 und einer gentechnisch veränderten Erbse auf Schweine, Lachse und Mäuse. Mit ihrer Arbeit wollen sie geeignete „Biomarker“ finden, um mögliche schädigende Effekte bereits zugelassener gv-Lebensmittel auf Menschen empfindlicher nachweisen zu können.

GMSAFOOD- Pressekonferenz

Wissenschaftler der Studie auf der Pressekonferenz am 08. März in Wien. Von links: Dr. Ashild Krogdahl, Norwegian School of Veterinary Medicine, Dr. TJ Higgins, Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation of Australia, Dr.Richard Goodman, University of Nebraska-Lincoln
Foto: David Reali

Poster GMSAFOOD

Poster: Aufbau der GMSAFOOD-Versuche

Zugelassene Lebensmittel aus gentechnisch veränderten Pflanzen müssen genau so sicher sein wie vergleichbare konventionelle Produkte. So steht es in den gesetzlichen Vorschriften. Bisher gibt es noch keinen einzigen wissenschaftlich belegten Hinweis darauf, dass zugelassene GVO-Produkte Tiere oder Menschen schädigen könnten. Doch die öffentliche Diskussion über mögliche Unzulänglichkeiten des Zulassungsverfahrens und die Sicherheit von gv-Lebensmitteln will seit Jahren nicht enden. Insbesondere begründen Länder wie Österreich ihre kritische Haltung zur Grünen Gentechnik mit fehlenden Untersuchungen zu potenziellen Langzeitrisiken. Nun präsentierten österreichische Forscher der Medizinischen Universität (Wien) entsprechende Langzeituntersuchungen mit GVO-Lebensmitteln. Doch Negatives kam offenbar nicht zu Tage.

Biomarker sollen negative Effekte aufspüren helfen

Die Wissenschaftler des von der EU in den letzten drei Jahren geförderten Forschungsprojektes GMSAFOOD hatten sich zum Ziel gesetzt, mit Hilfe von „Biomarkern“ noch gründlicher nach möglichen gesundheitsschädlichen Effekten von GVO-Lebensmitteln zu fahnden. Biomarker sind biologische Merkmale eines Organismus, die sich objektiv messen lassen und mögliche krankhafte Prozesse in einem Körper anzeigen können. Dazu gehören beispielsweise einfache anatomische Merkmale wie Wachstumsgeschwindigkeit oder bestimmte Stoffe im Körper, die auffällige immunologische oder allergische Reaktionen auf ein Lebensmittel anzeigen können. Geeignete Biomarker, die negative gesundheitliche Effekte anzeigen können, sollten im Tierversuch mit Schweinen, Mäusen und Lachsen ermittelt und mit modernen Methoden der Bioinformatik auf die Anwendbarkeit bei Menschen überprüft werden. Damit könnte man auch tatsächliche Auswirkungen bereits zugelassener gv-Lebensmittel auf Menschen und Tiere im Rahmen eines „Post Market Monitorings“ sensitiver überprüfen.

Versuche mit Schweinen, Lachsen und Mäusen

In ihren Studien verfütterten die Forscher aus Irland, Norwegen und Österreich, Ungarn, Australien und der Türkei zwei verschiedene gentechnisch veränderte Pflanzen an die Versuchstiere. Zum einen verwendeten sie den in Europa bereits seit 1998 zugelassenen Bt-Mais MON810, der in Spanien und Portugal im letzten Jahr auf insgesamt über 100.000 Hektar angebaut wurde.

Bei der zweiten gentechnisch veränderten Pflanze handelte es sich um eine in Australien entwickelte Erbse, die das Gen für einen sogenannten Amylase-Inhibitor aus Bohnen enthält. Dieses Protein verleiht der Erbse eine Resistenz gegenüber dem Schädling Erbsensamenkäfer. Eine 2005 veröffentlichte Studie kam zu dem Schluss, dass das neue Protein in der Erbse allergische Reaktionen bei Menschen und Tieren verursachen könnte. In der Bohne würde dieses Protein nicht zu solchen Effekten führen. Für diese gentechnisch veränderte Pflanze wurde daher bis heute keine Zulassung beantragt.

Die Fütterungsversuche, die teilweise auch über die gesamte Lebenszeit der Tiere andauerten, zeigten weder bei Schweinen noch bei Lachsen oder Mäusen negative Veränderungen im Stoffwechsel. Auch die Nachkommen der mit den gv-Pflanzen gefütterten Tiere gingen in die Auswertung mit ein, ohne dass den Forschern dabei Negatives auffiel.

Bei den Allergietests kam heraus, dass das Bohnenprotein in den gentechnisch veränderten Erbsen bei Mäusen allergische Reaktionen auslösen kann. Doch dieser Effekt sei vorhersehbar, weil auch bereits das natürliche Amylase-Inhibitor-Protein in der Bohne sehr ähnliche Reaktionen bei den Versuchen der GMSAFOOD-Forscher auslösen konnte. Im Rahmen einer Sicherheitsbewertung für die Zulassung solcher Pflanzen könnte dies somit berücksichtigt werden.