Bt-Pflanzen: Auswirkungen auf Nichtzielorganismen

„Es liegen genug Daten vor, um empirisch abgesicherte Schlussfolgerungen zu ziehen.“

Bt-Pflanzen haben weniger schädliche Auswirkungen auf die Artenvielfalt als der Einsatz von Insektiziden im konventionellen Anbau. Noch besser ist die Bilanz, wenn völlig auf Insektizide verzichtet wird. Das ist das Ergebnis einer Metastudie, die von einer Gruppe US-amerikanischer Ökologen erstellt wurde und in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science erschienen ist. Dazu werteten sie 42 Einzeluntersuchungen über mögliche Effekte von Bt-Pflanzen auf Nicht-Zielorganismen nach einheitlichen Kriterien aus.

Weltweit werden auf etwa 30 Millionen Hektar Bt-Mais und Bt-Bauwolle angebaut. Zahlreiche Untersuchungen in mehreren Ländern sind der Frage nachgegangen, ob das in den Pflanzen produzierte Bt-Toxin nur auf die jeweiligen Zielorganismen wirkt oder auch schädliche Effekte auf andere Tiere, Nützlinge wie Schädlinge, hat. Viele dieser Studien liefern allerdings nur begrenzte Aussagen, da die Beobachtungszeiträume zu kurz waren und zu wenig Wiederholungen durchgeführt wurden.

Dr. Michelle Marvier, Santa Clara University, California. Ihre Forschungsschwerpunkte sind ökologische Begleitforschung zu transgenen Pflanzen und die Erhaltung der biologischen Vielfalt.

Dr. Peter Kareiva, Santa Clara University, California und Wissenschaftlicher Leiter der Nature Conservancy, Seattle, einer führenden amerikanischen Naturschutzorganisation. Kareiva ist Mitautor der Metastudie und hat sich durch zahlreiche Untersuchungen zu möglichen ökologischen Auswirkungen gentechnisch veränderter Pflanzen einen Namen gemacht.

Um die Einzelergebnisse vergleichbar zu machen und um allgemeine Ergebnistendenzen zu finden, hat eine Gruppe von Ökologen um Michelle Marvier von der Santa Clara Universität in Kalifornieninsgesamt 42 Einzeluntersuchungen zu Bt-Pflanzen und Effekten auf Nicht-Zielorganismen nach einheitlichen Kriterien ausgewertet. Damit steht eine breite Datenbasis zur Verfügung, die es erlaubt, „Schlussfolgerungen auf einer empirisch abgesicherten Basis“ zu ziehen. Alle Studien, die in die Metastudie einflossen, sind in einer eigens angelegten Datenbank öffentlich zugänglich. Berücksichtigt wurden Untersuchungen zu Bt-Baumwolle (Cry1Ac) und Bt-Mais, sowohl mit der gegen den Maiszünsler wirksamen Bt-Variante Cry1Ab, als auch mit dem Cry3Bb-Toxin gegen den Maiswurzelbohrer.

Bei allen Einzelstudien wurde das Vorkommen von Nicht-Zielorganismen auf Feldern mit verschiedenen Bewirtschaftungsformen erfasst. Die jeweiligen Ergebnisse wurden in einen „Effekt-Index“ umgerechnet, in den Faktoren wie Feldgröße, Versuchsdauer und -standort einflossen. Einige Einzelstudien verglichen die Ergebnisse auf den Bt-Feldern mit einem konventionellen Anbau unter Einsatz chemischer oder biologischer Insektizide, andere hatten als Vergleichbasis den konventionellen Anbau ohne Insektizide gewählt.

  • Auf den mit Bt-Pflanzen bewirtschafteten Feldern ist das Vorkommen mit Nicht-Zielorganismen höher, wenn man es mit dem Anbau konventioneller Pflanzen und dem üblichen Einsatz von Insektiziden zur Schädlingsbekämpfung vergleicht.
  • Werden auf den Vergleichsfeldern jedoch keine Insektizide eingesetzt, ist dort das Aufkommen einzelner Nicht-Zielorganismen gegenüber den Bt-Feldern leicht erhöht.

Die Autoren der Metastudie ziehen daraus den Schluss, dass das Bt-Toxin der transgenen Pflanzen durchaus eine Wirkung auf Nicht-Zielorganismen hat. Diese ist jedoch weitaus geringer als bei der Anwendung von Insektiziden. Alle Varianten des Bt-Toxins wirken „zielgenauer“ und spezifischer als chemische Insektizide oder auch Pyrethroide, einen pflanzlichen Wirkstoff, der zur Bekämpfung des Maiswurzelbohrers eingesetzt wird.

Voraussetzung für diesen „ökologischen Vorteil“ der Bt-Pflanzen ist jedoch, dass nicht zusätzlich Insektizide ausgebracht werden. Damit werden im Baumwollanbau Schadinsekten bekämpft, gegen die das Bt-Toxin nicht oder nicht ausreichend wirksam ist.

Ausgewertet wurden auch Unterschiede im Auftreten verschiedener Organismengruppen.

  • In Bt-Baumwollfeldern ist das Vorkommen von Schmetterlingen (Lepidoptera) erwartungsgemäß geringer als in konventionellen insektizidfreien Feldern. Das Cry1Ac-Protein in Bt-Baumwolle ist spezifisch gegen die Raupen schädlicher Schmetterlinge gerichtet.
  • Bei Bt-Mais lagen in Bezug auf Schmetterlinge zu wenig Daten vor.
  • Keine signifikanten Unterschiede wurden zwischen Bt-Mais und konventionellen, unbehandelten Feldern beim Vorkommen von Käfern festgestellt, obwohl die im Mais vorhandene Bt-Variante gegen den Maiswurzelbohrer, einen Käfer gerichtet ist.
  • In Bt-Maisfeldern wurden weniger Hautflügler (Hymenoptera), vor allem Schlupf- und Brackwespen, gezählt als auf den konventionellen Feldern. Nicht geklärt ist, ob dieser Rückgang durch die Wirkung des Bt-Toxins im Mais verursacht wird oder auf weniger Beutetiere zurückzuführen ist.
  • Bei allen anderen ausgewerteten Organismengruppen wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen Bt-Pflanzen und konventioneller Bewirtschaftung ohne Insektizideinsatz festgestellt.