Futtermittel aus gv- und konventionellen Pflanzen

Keine Qualitätsunterschiede

Für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Nutztieren ist es unerheblich, ob das verabreichte Futter Komponenten aus gentechnisch veränderten Pflanzen oder nur herkömmliche Bestandteile enthält. Zu diesem Schluss kommen Forscher der beim Bundeslandwirtschaftsministerium angesiedelten Ressortforschungsanstalten. In einem Beitrag für das Magazin ForschungsReport fassen sie die Ergebnisse eigener Versuche sowie die verfügbare wissenschaftliche Literatur zum Thema zusammen.

Die Bundesforschungsanstalten untersuchten dabei einerseits die Inhaltsstoffe der gv-Futtermittel. Andererseits führten sie auch Fütterungsversuche an verschiedenen Nutztierarten durch, zum Teil auch über viele Generationen.

Futter aus gentechnisch veränderten Pflanzen: Keine Auswirkungen bei Kühen, Schweinen, Geflügel

Langzeit-Fütterungs-versuche mit Wachteln über zehn Wochen. (A) Lebendmasse der weiblichen Wachteln nach sechs Wochen, (B) Legeleistung und (C) Schlupfleistung der Wachteln, die mit isogenen (blau) und gentechnisch verändertem Mais (grün) gefüttert wurden.

Untersuchte Futtermittel: Körnermais, Maissilage, Sojabohnen, Zuckerrüben, Kartoffeln

Untersuchte Tierarten: Wiederkäuer, Schweine, Geflügel

Fütterungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen dienen vor allem zwei Untersuchungszielen:

  • Zum einen sind sie Teil der Sicherheitsbewertung gentechnisch veränderter Pflanzen und ermöglichen Rückschlüsse auf die menschliche Gesundheit.
  • Zum anderen kann in solchen Versuchen der Nährwert von Tierfutter aus gentechnisch veränderten und konventionellen Pflanzen verglichen werden. Dies ist wichtig, weil ein Großteil der bisher weltweit angebauten gv-Pflanzen an Nutztiere verfüttert wird. Mitarbeiter der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig (FAL) haben in den vergangenen Jahren siebzehn solcher Fütterungsversuchsreihen durchgeführt. Weltweit wurden bereits die Ergebnisse von über 100 Fütterungsversuchen mit gv-Pflanzen veröffentlicht.

Zehn Generationen Wachteln: Fütterung mit gentechnisch verändertem Mais

Zu den in Deutschland untersuchten Versuchstieren gehörten Wiederkäuer wie Milchkühe oder Rinder sowie Schweine und Geflügel.

Die FAL-Forscher verglichen bei den einzelnen Tierarten jeweils zwei Versuchsgruppen. Das Futter der einen Gruppe enthielt 20 bis 80 Prozent GVO-Bestandteile, die andere Versuchsgruppe erhielt nur entsprechendes konventionelles Futter.

Nach einem gewissen Versuchszeitraum wurden für die Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Tiere relevante Faktoren wie etwa das Gewicht der Jungtiere ermittelt. Je nach Tierart dauerten die Fütterungsversuche bis zu 250 Tage (bei Schweinen und Rindern). Bei Wachteln wurden in einem Langzeitversuch sogar über zehn Generationen hinweg Gewicht, Legeleistung und Schlupfhäufigkeit gemessen.

Bei keinem der 17 Fütterungsversuchsreihen konnten die Ressortforscher wesentliche Unterschiede zwischen den Tieren, die gv-Futtermittel erhalten hatten und denen, die konventionell gefüttert wurden, feststellen. Die ebenfalls durchgeführten Inhaltsstoffanalysen bestätigen diese substanzielle Äquivalenz (wesentliche Gleichwertigkeit). Denn auch hier stellten die Wissenschaftler keine Unterschiede fest: Bis auf die gentechnisch eingefügten neuen Proteine und DNA-Abschnitte waren die Inhaltstoffe der gentechnisch veränderten und der konventionellen Ausgangspflanzen gleich – im Rahmen der üblichen natürlichen Schwankungen.

Auch die international bekannten Studienergebnisse stimmen mit denen der deutschen Forschungsanstalten überein. Nur ein Unterschied zwischen Futtermitteln aus gentechnisch veränderten und konventionellen Pflanzen trat in verschiedenen Studien zu Tage: Tierfutter aus Bt-Mais enthält häufig geringere Mengen schädlicher Pilzgifte (Mykotoxine) als konventionelles Maisfutter. Denn die insektenresistenten Bt-Maispflanzen werden weniger häufig von Schimmelpilzen befallen.

Die bisher kommerziell genutzten gv-Pflanzen verfügen hauptsächlich über veränderte Anbaueigenschaften. Dass Nährwert und Inhaltsstoffe dieser Pflanzen mit denen herkömmlicher Pflanzen übereinstimmen, entspricht also der ursprünglichen Erwartung und Zielsetzung der Pflanzenzüchter. In Zukunft wird es vor allem darum gehen, Inhaltsstoffe und Nährwerteigenschaften von Pflanzen mit gentechnischen Methoden zu verändern. Bei solchen Pflanzen, so die BMELV-Forscher, wird es besonders wichtig sein, zu untersuchen, ob und wie sich die neuen Inhaltsstoffe ernährungsphysiologisch auswirken.

Neue DNA, neue Proteine: Abbau im Körper

In ihrem Beitrag fassen die Wissenschaftler der Ressortforschungsanstalten auch die Erkenntnisse zum Abbau der neuen Inhaltsstoffe von gv-Pflanzen zusammen. Dazu gehören neue DNA-Abschnitte sowie die infolge der eingeführten Gene neu gebildeten Eiweiße.

Weniger als 0,1 Prozent der gesamten DNA-Menge in gv-Pflanzen unterscheidet sich überhaupt vom Erbgut der konventionellen Ausgangspflanzen. In der wissenschaftlichen Literatur finden sich, so die BMELV-Ressortforscher, keine Hinweise darauf, dass sich diese neuen DNA-Abschnitte oder die neuen Proteine bei der Verdauung im Magen-Darm-Trakt anders verhalten als die aus herkömmlichen Pflanzen: Aufgenommene DNA und Proteine werden im Verdauungstrakt durch Magensäure und mikrobielle Aktivität rasch abgebaut. Bei einigen vorbehandelten Futtermitteln wie Silagemais wird bereits bei der Silierung ein Großteil der DNA und der Proteine durch Erhitzen oder Extraktion zerstört.

Selbst wenn einzelne DNA-Abschnitte die Vorbehandlung der Rohstoffe oder die Verdauung im Magen-Darm-Trakt überstehen, so die Erkenntnisse wissenschaftlicher Studien, sorgen verschiedene Mechanismen des tierischen und auch des menschlichen Körpers dafür, dass solche Gen-Abschnitte nicht aktiv werden können. Zum einen funktionieren die „Ein- und Ausschalt“-Elemente (Promotoren) der verzehrten Pflanzen-DNA in menschlichen und tierischen Zellen nicht. Die Gene können daher nicht aktiviert werden. Zum anderen kann der Körper fremde DNA-Abschnitte erkennen und ausschleusen.

Die Studie wurde verfasst von: Prof. Dr. Gerhard Flachowsky, Dr. Hartwig Böhme, Dr. Ingrid Halle (FAL, Institut für Tierernährung), Dr. Karen Aulrich (FAL, Institut für ökologischen Landbau); Dr. Frei Schägele (Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel), Hermann Broll (Bundesinstitut für Risikobewertung)