Feldversuch mit transgener Gerste teilweise zerstört

„Geplanter und gezielter Angriff“

Am Freitag vor Pfingsten wurde der im Rahmen der Sicherheitsforschung von der Universität Gießen durchgeführte Freisetzungsversuch mit gentechnisch veränderter Gerste teilweise zerstört. Die wissenschaftliche Auswertung des Versuchs ist dadurch nicht mehr in vollem Umfang möglich. Gegen die bei der Aktion Festgenommenen wurde am Mittwoch von Seiten der Universität Strafanzeige erstattet.

Freisetzungsversuch mit transgener Gerste auf dem Gelände der Universität Gießen

Versuchsfeld. Auf einer Fläche von knapp zehn m in der Mitte eines Areals von etwa 400 m2 wurden im April 5000 gentechnisch veränderte Gerstenpflanzen ausgepflanzt.

Bereits Wochen vor dem Zerstörungsversuch war im Internet und auf Flugblättern für das Pfingstwochenende zur „Feldbefreiung“ aufgerufen worden. Der hessische Rundfunk kündigte die Aktion bereits zwei Tage vorher in seiner Programmvorschau an, war also offensichtlich über den genauen Termin informiert und mit einem Fernsehteam zur Stelle, als einige Aktivisten zum Feld vordrangen und damit begannen, Pflanzen rauszureißen. Laut Polizeiangaben wurden dabei sechs Personen festgenommen, gegen die nun wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung ermittelt wird.

In einer Presseerklärung wandte sich die Universität Gießen entschieden gegen diesen Angriff auf ein wissenschaftliches Forschungsprojekt und stellte Strafantrag. Es handele sich bei der Aktion nicht um einen spontanen Übergriff von Gentechnik-Gegnern, so der Präsident der Universität Gießen, Stefan Hormuth, sondern um „geplante und gezielte Angriffe auf ein unabhängiges Forschungsprojekt.

Bislang ist noch nicht abzusehen, wie hoch der Schaden zu bewerten ist. Ein Teil des Versuchsfeldes ist bei der Aktion zerstört worden. „Dennoch werden die wichtigsten Teile unseres Forschungsprojekts erreicht werden,“ so Karl- Heinz Kogel vom Institut für Pflanzenpathologie, der das Projekt leitet. Mit einer solchen Attacke sei nach den Vorankündigungen grundsätzlich zu rechnen gewesen, sagte Kogel. Man habe deshalb schon vorher einige Pflanzen geerntet. Er und seine Mitarbeiter hatten in den vergangenen Wochen auf Information gesetzt, sich auch in öffentlichen Auseinandersetzungen den Kritikern gestellt und versucht, Befürchtungen und Vorbehalte auszuräumen.

Bei der freigesetzten gentechnisch veränderten Gerste handelt es sich um zwei verschiedene Linien. In eine der beiden Linien wurde ein Gen aus einem Bodenpilz eingebracht, das eine Pilzresistenz vermittelt. Die andere Linie wurde entwickelt, um die Braueigenschaften der Gerste sowie ihre Verdaulichkeit als Tierfutter zu verbessern. Hier wurde ein Gen aus einem Bodenbakterium übertragen. Karl-Heinz Kogel und seine Mitarbeiter untersuchen in ihrem Projekt, ob die gentechnische Veränderung Auswirkungen auf nützliche Pilze hat, die mit den Pflanzen in Symbiose leben.

Feldzerstörungen auch in Nürtingen.

Am Pfingstmontag wurde in Nürtingen (Baden-Württemberg) ein Versuchsfeld mit gv-Mais zerstört. Auf der etwa ein Hektar großen Fläche führt die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen Feldversuche in Zusammenarbeit mit dem Bundessortenamt durch. Ähnliche Versuche mit gv-Pflanzen gibt es in Nürtingen seit elf Jahren. Während fünf dieser Jahre wurden die Forschungsarbeiten durch gewaltsame Zerstörungen zum Teil erheblich behindert, so die Hochschule in einer Pressemitteilung.