Untersuchung des Einflusses von Bt-Mais auf Blattläuse und deren spezialisierte Gegenspieler

(2001 – 2004) Georg-August-Universität Göttingen, Institut für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz, Abteilung Agrarentomologie

Thema

Am Beispiel der häufig vorkommenden Getreideblattläuse sollten mögliche Auswirkungen der Bt-Maispflanzen auf die Wechselwirkungen zwischen Blattläusen und ihren spezialisierten Gegenspielern (Parasitoide und Hyperparasitoide) untersucht werden.

Blattläuse am Maiskolben

Läuse am Maiskolben

Schlupfwespe, die aus der Mumie einer Blattlaus schlüpft

Die Populationsentwicklung der Getreideblattläuse wird durch einen ganzen Komplex von Gegenspielern reguliert. Hierzu zählen neben Marienkäfern, Schwebfliegen und anderen räuberischen Insekten insbesondere Schlupfwespen der Gattungen Aphidius und Praon. Die Weibchen der Art Aphidius ervi können mehr als 200 Blattläuse parasitieren und mit je einem Ei belegen. Nach ein bis zwei Tagen schlüpft eine Larve, die sich vom Innern der Blattlaus ernährt. Sie durchläuft mehrere Stadien, bevor sie sich nach etwa zehn Tagen in der mittlerweile völlig ausgefressenen Blattlaushülle verpuppt und eine so genannte „Blattlausmumie“ entsteht. Nach weiteren fünf Tagen schlüpft die ausgewachsene Schlupfwespe aus der mumifizierten Blattlaus.

Diese auch als Primärparasitoide bezeichneten Gegenspieler werden wiederum selbst von Schlupfwespen attackiert. Die Sekundär- oder Hyperparasitoide parasitieren die sich in der Blattlaus entwickelnde Larve des Primärparasitoiden.

Zusammenfassung

Im Rahmen eines Feldversuchs wurde der Getreideblattlausbefall von sieben verschiedenen Maissorten erfasst. Ein Einfluss der untersuchten transgenen Maissorten auf die Populationsentwicklung der Blattläuse ist nicht erkennbar.

Es zeigte sich kein Einfluss der transgenen Maislinien auf die Parasitierungsleistung der Parasitoide.

Es sind keine Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Schlupfwespenpopulationen (Parasitoide und Hyperparasitoide) zu erkennen.

Versuchsbeschreibung

Freiland

In die Untersuchungen wurden sieben verschiedene Mais-Varianten einbezogen: Zwei Bt-Linien (Mon810 und Bt176) und ihre jeweiligen isogenen Linien sowie drei konventionelle Sorten.

Erfassung der Blattlaus- und Gegenspielerdichte. In den verschiedenen Varianten wurden einzelne Pflanzen markiert und in wöchentlichen Intervallen wiederholt untersucht. Dabei wurde die Entwicklung der Blattlausdichte und ihrer natürlichen Gegenspieler durch genaue Zählungen auf allen Blattetagen bestimmt.

Ausschlusszelte. In acht mal zwei Meter großen insektendichten Zelten wird unter Freilandbedingungen der Einfluss verschiedener Maisvarianten auf Blattläuse und ihre Gegenspieler am Beispiel der Schlupfwespe untersucht.

Inklusionszelt, in denen Blattläuse und Schlupfwespen ausgesetzt wurden.

Ausschlusszelt von innen

Erfassung des Artenspektrums der Parasitoide. In den verschiedenen Maisvarianten wurden sowohl noch lebende als auch bereits mumifizierte Blattläuse gesammelt und die Parasotoide und Hyperparasitoide zum Schlüpfen gebracht. Dadurch konnte das jeweilige Artenspektrum der Parasitoide bei den verschiedenen Maissorten vergleichend bestimmt werden.

Direkter Einfluss der Maisvarianten auf Blattlaus und Gegenspieler Schlupfwespe. In so genannten Inklusionszelten (=Einschlusszelt, insektendichtes Gazezelt, Grundfläche vier mal zwei Meter, fasst ca. 90 Maispflanzen) wurde unter Freilandbedingungen der direkte Einfluss der Maisvarianten auf Blattläuse und ihre Gegenspieler am Beispiel der Schlupfwespe Aphelinus abdominalis und der Blattlaus Metopolophium dirhodum untersucht. Blattläuse und Schlupfwespen wurden in den Zelten ausgesetzt und die Entwicklung der Blattläuse und Blattlausmumien über mehrere Wochen verfolgt.

Labor

Untersuchungen zu den Entwicklungsstadien von Blattläusen. Auf zuvor im Gewächshaus angezogenen Maispflanzen (Bt-Mais und isogene Sorten) wurde die Vermehrungsrate, Reproduktions- und Lebensdauer der Mutterläuse sowie die Dauer der Larvenentwicklung ermittelt. Diese Befunde wurden mit den Ergebnissen der Feldversuche verglichen.

Ergebnisse

Freiland

Erfassung der Blattlaus- und Gegenspielerdichte. In den Jahren 2001 bis 2003 wurde der Getreideblattlausbefall von sieben verschiedenen Maissorten im Rahmen eines groß angelegten Feldversuches erfasst. Auf Bt176 und dessen isogener Sorte wurde in allen Jahren ein allgemein schwächeres Blattlausvorkommen als bei dem Mon810 Paar und den konventionellen Vergleichssorten festgestellt. Es ließen sich jedoch keine Unterschiede in der Populationsentwicklung der Getreideblattläuse bei Bt-Maissorten und den zugehörigen isogenen Sorten feststellen. Zu sehr ähnlichen Resultaten führte auch ein kleinerer, im Jahr 2003 durchgeführter Feldversuch an einem Standort in Göttingen, bei dem dieselben Untersuchungsmethoden zum Einsatz kamen. Ein Einfluss der untersuchten transgenen Maissorten auf die Populationsentwicklung der Blattläuse ist nicht erkennbar.

Zeltversuche. Ein Einfluss der transgenen Maislinien auf die Parasitierungsleistung der Parasitoide zeigte sich im Zeltversuch nicht.

Es sind keine Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Schlupfwespenpopulationen (Parasitoide und Hyperparasitoide) zu erkennen.

Labor

Untersuchungen zu den Entwicklungsstadien von Blattläusen. Es zeigten sich hier ähnliche Trends wie bei den Freilanduntersuchungen. Zwischen den transgenen und isogenen Varianten lassen sich keine Unterschiede feststellen.