Älter als gedacht

Blütenpflanzen gab es bereits vor der Kreidezeit

10.10.2013 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Blütenpflanzen sind die größte und wirtschaftlich bedeutendste Klasse der Pflanzen. Auch die Acker-Feuerlilie zählt dazu. (Quelle: © Denis Barthel/wikimedia.org; CC BY-SA 3.0)

Blütenpflanzen sind die größte und wirtschaftlich bedeutendste Klasse der Pflanzen. Auch die Acker-Feuerlilie zählt dazu. (Quelle: © Denis Barthel/wikimedia.org; CC BY-SA 3.0)

Forscher fanden rund 240 Millionen Jahre alte fossile Pollenkörner in Bohrkernen aus der nördlichen Schweiz. Die Funde legen nahe, dass Blütenpflanzen bereits vor der Kreidezeit entstanden.

Laubbäume zählen ebenso zu den Blütenpflanzen wie Nadelbäume, Magnolien, Orchideen oder Lorbeeren. Blütenpflanzen sind sehr vielfältig und haben sich weltweit verbreitet. Bisher ist jedoch umstritten, wann genau die Blütenpflanzen, auch Samenpflanzen (Bedecktsamer und Nacktsamer) genannt, entstanden. Der Siegeszug der Blütenpflanzen begann vermutlich bereits 100 Millionen Jahre früher als bisher angenommen, das legen neue Funde aus der Schweiz nahe.  

Gesteinsproben enthielten fossile Pollenkörner

Dafür untersuchten Forscher zwei Bohrkerne aus der nördlichen Schweiz (aus Weiach und Leuggern) und fanden darin fossile Pollenkörner. Datiert wurden die Funde auf rund 240 Millionen Jahre vor unserer Zeit. Der Pollen stammt somit aus dem frühen Erdmittelalter (auch Mesozoikum genannt), der Trias – genauer, der Mitteltrias (vor ca. 247 –235 Millionen Jahren).

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Blütenpflanzenähnliche Pollen aus der Trias.

Blütenpflanzenähnliche Pollen aus der Trias.

Bildquelle: © UZH

Die Wissenschaftler konnten in den Proben sechs verschiedene Pollentypen identifizieren. Die Pollenkörner wurden daraufhin mittels konfokaler Laserrastermikroskopie weiter untersucht. Sie ähneln von der Struktur den bisher ältesten fossilen Pollen-Funden von Blütenpflanzen, die aus der frühen Kreidezeit stammen. Die Forscher gehen davon aus, die ältesten bekannten Fossilien der direkten Vorfahren von Blütenpflanzen entdeckt zu haben und sehen die Funde als fossile Belege dafür, dass Blütenpflanzen sich bereits vor der Kreidezeit entwickelt haben.

Fossile Pollenkörner als Altersnachweis

Um die Entstehungszeit von Blütenpflanzen zu rekonstruieren, nutzen Forscher oft molekulare Daten zur Schätzung des Alters. Man benötigt zum Beleg jedoch fossile Funde. Bisher fehlten jedoch ältere Funde, die die existierende These unterstützten, dass sich die Blütenpflanzen schon früher entwickelt haben. Nachdem die beiden Forscher der vorliegenden Studie bereits 2004 (Hochuli/Feist-Burkhardt, 2004) eindeutig verwandte blütenpflanzenähnliche Pollen ebenfalls aus der Mitteltrias in Bohrkernen (Barentssee, südlich von Spitzbergen, Norwegen) fanden, besteht für sie kein Zweifel mehr: „Wir glauben, dass selbst sehr vorsichtige Wissenschaftler nun überzeugt sein werden, dass sich Blütenpflanzen lange vor der Kreidezeit entwickelt haben“, sagt Prof. Hochuli, Paläontologisches Institut und Museum der Universität Zürich.

Die Funde aus der Schweiz und aus Norwegen weisen darauf hin, dass die Blütenpflanzen sich bereits damals in unterschiedlichen Gebieten vorfanden. Zu der Zeit lagen beiden Gebiete in den Subtropen, die heutige Schweiz war jedoch wesentlich trockener.

Darüber hinaus vermuten die Forscher aufgrund der Struktur der Pollenkörner, dass die Pflanzen damals von Insekten bestäubt wurden. Da Bienen erst 100 Millionen Jahre später auf der Erde auftauchten, waren es zu der Zeit wahrscheinlich Käfer, schätzen die Forscher. Dass die Wissenschaftler in den Bohrkernen gerade Pollenkörner fanden, ist nicht ungewöhnlich. Denn bei fossilen Pflanzenfunden sind Pollenkörner sehr häufig, da sie relativ klein sind, in hoher Zahl von den Pflanzen produziert werden und besser konserviert werden, als beispielsweise Blätter, Stiele oder Blüten.


Quelle:
Hochuli, P.A. und Feist-Burkhardt, S. (2013): Angiosperm-like pollen and Afropollis from the Middle Triassic (Anisian) of the Germanic Basin (Northern Switzerland). In: Front. Plant Sci., 4:344, (online 01. Oktober 2013), doi: 10.3389/fpls.2013.00344.

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Titelbild: Blütenpflanzen sind die größte und wirtschaftlich bedeutendste Klasse der Pflanzen. Auch die Acker-Feuerlilie zählt dazu. (Quelle: © Denis Barthel/wikimedia.org; CC BY-SA 3.0)