Die Zukunft der Kaffeeproduktion beginnt heute

Wie das Klima den Kaffeeanbau beeinflussen wird und dieser wiederum das Klima

23.12.2014 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Prognosen zufolge werden sich im Zuge des Klimawandels die Anbaugebiete für Kaffee verschieben. (Bildquelle: © frankazoid/ iStock/ Thinkstock)

Prognosen zufolge werden sich im Zuge des Klimawandels die Anbaugebiete für Kaffee verschieben. (Bildquelle: © frankazoid/ iStock/ Thinkstock)

Die Nachfrage nach Kaffee steigt weltweit. Angesichts des Klimawandels und sich verändernder Standortbedingungen müssen neue Anbauregionen erschlossen werden. Traditionelle Anbaugebiete fallen aus der Produktion heraus. Um auch zukünftig Cappucino oder Espresso genießen zu können, wird schon heute nach alternativen Anbaugebieten gesucht, ebenso wie alternative Anbaumethoden getestet werden.

Der aromatische Geschmack, der intensive Duft und die belebende Wirkung des Kaffees (Coffea), vor allem aber der steigende Wohlstand der Menschen, lassen die Nachfrage nach Roh- und Röstkaffee weltweit steigen. Laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sind die Exporterlöse seit 2000 in den meisten Produktionsländern im dreistelligen Prozentbereich gestiegen. Dies könnte sich auf lange Sicht jedoch ändern, wie Forscher kürzlich berechnet haben. Grund ist der Klimawandel, der dazu führen könnte, dass sich rund die Hälfte der Anbaugebiete für Arabica-Kaffee (Coffea arabica) und Robusta-Kaffee (Coffea canephora) bis zum Jahr 2050 verlagern werden.

Brasilien ist am stärksten betroffen

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Wissenschaftler haben berechnet, dass vor allem Brasilien, der derzeit größte Produzent und Exporteur von Rohkaffe, bezüglich des Kaffeanbaus am stärksten vom Klimawandel betroffen sein wird.

Wissenschaftler haben berechnet, dass vor allem Brasilien, der derzeit größte Produzent und Exporteur von Rohkaffe, bezüglich des Kaffeanbaus am stärksten vom Klimawandel betroffen sein wird.

Bildquelle: © Pedarilhos/ iStock/ Thinkstock

Vor allem Brasilien, der mit Abstand größte Kaffeeproduzent und -exporteur der Welt, wird am stärksten betroffen sein. Die Verluste an geeigneten Flächen können dort voraussichtlich nicht durch die Erschließung neuer Anbauregionen aufgefangen werden. Diese werden im Jahr 2050 vor allem in Ostafrika und Südostasien zu finden sein. Da Kaffeeplantagen rund 30 Jahre im Voraus geplant und angelegt werden, ist es bei Weitem nicht zu früh, bereits heute Überlegungen anzustellen, wo neue Anbauregionen liegen und wie diese erschlossen werden können.

Neue Anbauflächen in Ostafrika und Südostasien

Während die in Frage kommenden Gebiete in Ostafrika vergleichsweise leicht erschlossen werden können, ist der Großteil der potentiellen Kaffee-Standorte in Südostasien heute von Regenwald bedeckt. Diese Flächen mittels Rodung nutzbar zu machen, wäre nicht nur für die dortigen Ökosysteme von verheerender Wirkung, sondern könnte auch das regionale und teilweise auch das weltweite Klima beeinflussen, wie eine weitere Studie nahelegt. Dies könnte wiederum den Anbau von Kaffee erschweren. Während höhere Temperaturen nämlich dem Arabica-Kaffee zusetzen, sind es vor allem größere Temperaturschwankungen, gegenüber denen der Robusta-Kaffee anfällig ist.

Begrenzte Möglichkeiten, Arabica durch Robusta zu ersetzen

Diese Anfälligkeit schränkt die Möglichkeiten ein, Robusta-Kaffee zukünftig an Standorten anzubauen, an denen ehemals Arabica-Kaffee wuchs, da Temperaturschwankungen in höheren Lagen zunehmen. Neben dem Klimawandel stellt aber auch die starke Nachfrage nach Arabica-Kaffee ein Hindernis dar, durch ein größeres Angebot an Robusta-Kaffee einen möglichen Produktionsrückgang bei Arabica-Sorten abzufedern. Grund ist der elegante und ausgewogene Geschmack des Hochlandkaffees, der dazu geführt hat, dass der Marktanteil des Arabica-Kaffees auf rund 70% am globalen Kaffeehandel gestiegen ist.

Wetterextreme und Temperaturschwankungen sind die größte Gefahr

Global betrachtet sehen die Forscher vor allem in den zunehmenden Klima- und Wetterextremen, wie zum Beispiel im Wechsel von überdurchschnittlich kalten und warmen Jahren oder in stärkeren Tag-Nacht- Temperaturschwankungen, die größeren Gefahren für den Kaffeeanbau. Hinzu kommt, dass die negativen Einflüsse in niedrig gelegenen Regionen stärker zum Tragen kommen, als in höheren Lagen. Ebenso verhält es sich auf den niedrigen Breitengraden, auf denen die Auswirkungen des Klimawandels deutlicher zu spüren sein werden, als in höheren Breitengraden. Dies führt dazu, dass vor allem die Standorte des Robusta-Kaffes betroffen sein werden. In diesem Zusammenhang heben die Forscher hervor, dass im Jahr 2050 selbst in der ursprünglichen Heimat des Tieflandkaffees, das Kongo-Becken, der Anbau von Robusta-Kaffee wahrscheinlich nicht mehr möglich sein wird.

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Robusta-Kaffee wird auch Tieflandkaffe genannt. Er gedeiht in niedrigeren Lagen als die Arabica-Sorten (Hochlandkaffee). Während er zwar Hitze gegenüber toleranter ist, machen ihm Temperaturschwankungen stärker zu schaffen.

Robusta-Kaffee wird auch Tieflandkaffe genannt. Er gedeiht in niedrigeren Lagen als die Arabica-Sorten (Hochlandkaffee). Während er zwar Hitze gegenüber toleranter ist, machen ihm Temperaturschwankungen stärker zu schaffen.

Bildquelle: © Zzvet/ iStock/ Thinkstock

Die Suche nach neuen Anbaugebieten ist komplex

Die Erschließung von Regionen für den Kaffeeanbau, die ökologisch und ökonomisch sinnvoll zu nutzen sind, sollte im ureigenen Interesse der Produzenten wie auch der Konsumenten liegen. Jedoch müssen dafür zuerst die ökologischen Zusammenhänge untersucht und offengelegt sowie die Alternativen abgewogen werden, z. B. was die Erschließung neuer Standorte oder die Anbauform betrifft. Bezogen auf die negativen Folgen der Regenwaldabholzung weisen die Wissenschaftler zum Beispiel darauf hin, dass sich diese reduzieren lassen, wenn die Abholzung nicht großflächig, sondern verteilt auf mehrere kleine Gebiete erfolgt. In einigen Fällen kann dies sogar zu einer gewünschten Zunahme der Niederschlagsmenge führen, wenn an den Waldrandgebieten warme und feuchte Luft aufsteigt und über den gerodeten Flächen in Form von Regen niedergeht.

Schattenanbau als Alternative?

In diesem Zusammenhang könnte auch der traditionelle Schatten-Anbau von Kaffee als eine nachhaltige Alternative zum Sonnenanbau wieder an Bedeutung gewinnen. Kennzeichen dieser ursprünglichen Methode ist, dass die Kaffeepflanzen im Schatten anderer Bäume gepflanzt werden, in dem sie zwar langsamer wachsen und längere Zeit zum Reifen benötigen, dafür jedoch den Boden und bestehende Ökosysteme geringer belasten und darüber hinaus Lebensraum für andere Tiere wie z. B. Vögel bieten. Ein weiterer entscheidender Aspekt ist zudem die Züchtung neuer Kaffeesorten, die gegenüber Hitze und Trockenheit toleranter sind. Da der Anbau von Kaffee Jahrzehnte im Voraus geplant wird, besteht die große Herausforderung darin, auf zukünftige Klimaszenarien und Standorte vorbereitet zu sein.

PS: Während des Schreibens dieses Beitrages wurden vier Tassen Kaffee genossen. Es besteht daher die Hoffnung, dass dies auch zukünftig möglich sein wird. 


Quellen:

  • Bunn, C. et al. (2014): A bitter cup: climate change profile of global production of Arabica and Robusta Coffee. In: Climatic Change, 128 (355), (13. Dezember 2014), doi: 10.1007/s10584-014-1304-z
  • Lawrence, D. u. Vandecar, K. (2014): Effects of tropical deforestation on climate and agriculture. In: Nature Climate Change, 5, (18. Dezember 2014), doi:10.1038/nclimate2430

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Titelbild: Prognosen zufolge werden sich im Zuge des Klimawandels die Anbaugebiete für Kaffee verschieben. (Bildquelle: © frankazoid/ iStock/ Thinkstock)