Im Auge des Betrachters

Warum haben Tropenfrüchte so vielfältige Farben?

11.10.2018 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Primaten im Kibale-Nationalpark von Uganda. Dort sammelten Forscher Früchte für ihre Studie. (Bildquelle: © Alan Houle/Wikimedia.org/CC BY 4.0)

Primaten im Kibale-Nationalpark von Uganda. Dort sammelten Forscher Früchte für ihre Studie. (Bildquelle: © Alan Houle/Wikimedia.org/CC BY 4.0)

Die große Farbpalette von Früchten ist faszinierend und beschäftigt die Wissenschaft seit Jahrhunderten. Forscher aus Deutschland haben dazu neue Erkenntnisse gewonnen.

Das Auge isst mit – nicht nur bei Menschen. Pflanzen haben daher gelernt, Früchte in vielfältigen Farben zu produzieren, damit sie bevorzugt gefressen und so die Verbreitungschancen der Samen erhöht werden. So lautet die älteste und am weitesten verbreitete Hypothese zur Entstehung und Funktion der Fruchtfarbe. Doch steckt möglicherweise mehr dahinter als nur eine fortwährende, von Hunger getriebene Selektion? Unter Beteiligung der Universität Ulm haben Forscher nun untersucht, ob nicht auch genetische oder abiotische Faktoren die Farbgebung beeinflussen.

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26 der 97 Pflanzenarten stammten aus dem Ankarafantsika National Park auf Madagaskar.

26 der 97 Pflanzenarten stammten aus dem Ankarafantsika National Park auf Madagaskar.

Bildquelle: © Frank Vassen/Flickr/CC BY 2.0

Tropenfrüchte aus Uganda und Madagaskar

Da das menschliche Auge naturgemäß nur ein bestimmtes Farbspektrum wahrnehmen kann, setzten die Forscher bei der Farbanalyse ein Spektrometer ein. Mit diesem untersuchten sie die reifen Früchte und Blätter von fast 100 Pflanzenarten aus Uganda und Madagaskar. Anders als vielleicht erwartet, fanden die Forscher bei den Farben keinen signifikanten genetischen Zusammenhang innerhalb von Verwandtschaftsgruppen.

Genetisch näher verwandte Pflanzenarten haben nicht zwangsweise ähnlich gefärbte Früchte. Vielmehr wurde die jahrhundertealte Selektions-Hypothese erneut bestätigt und ergänzt: So bevorzugen Vögel eher rote, Säugetiere tendenziell grünere Früchte.

Die bunte Welt der Vögel

Der Grund dafür ist Folgender: Vögel sehen die Welt bunter, da sie ein ausgeprägteres Farbempfinden als Säugetiere haben. Folglich müssen Pflanzen stärkere visuelle Reize und Kontraste bieten, um Vögel auf sich aufmerksam zu machen. Außerdem werden Säugetiere nicht nur durch das Aussehen von Früchten beeindruckt. Es zählen auch der Geschmack, der Duft oder die Haptik.

Abiotische Faktoren beeinflussen Fruchtfarbe

Interessanterweise fanden die Wissenschaftler Hinweise darauf, dass abiotische Einflüsse die Farbgebung mitbestimmen. Für Menschen ist dieses Phänomen aber nicht sichtbar, da er sich auf das Reflektionsverhalten von UV-Licht bezieht. Während Blätter und Früchte aus unserer Sicht farblich meist völlig anders aussehen, spürte das Spektrometer Gemeinsamkeiten im Reflektionsgrad von UV-Licht auf.

Mehr als nur Sonnenschutz

Die Forscher vermuten dahinter in erster Linie einen Schutzmechanismus der Blätter und Früchte vor zu viel Sonneneinstrahlung und Lichtstress. Möglich sei aber auch, dass bestimmte Vögel bei der Futtersuche durch das reflektierte UV-Licht angelockt werden könnten. Eine aus unserer Sicht vollkommen uninteressante Frucht könnte aus Vogelsicht sehr attraktiv erscheinen.

Dies gilt ganz grundsätzlich für die Erforschung der Fruchtfarbe, wie Kim Valenta erklärt: „Mit Ausnahme einer Handvoll anderer Primaten dürfte wohl kein anderes Tier die Farbwelt so sehen wie wir.“ Erst Werkzeuge wie Spektrometer helfen uns zu erkennen, mit welchen Farben die Früchte tatsächlich noch so „prahlen“ können.


Quelle:
Valenta, K. (2018): The evolution of fruit color: phylogeny, abiotic factors and the role of mutualists. In: Nature Scientific Reports, (24. September 2018), https://doi.org/10.1038/s41598-018-32604-x.

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Titelbild: Primaten im Kibale-Nationalpark von Uganda. Dort sammelten Forscher Früchte für ihre Studie. (Bildquelle: © Alan Houle/Wikimedia.org/CC BY 4.0)