Kartoffelschädling sorgt für dicke Knollen

02.06.2010 | von Redaktion Pflanzenforschung.de

Die Larven der Kartoffelmotte richten in Zentralamerika großen Schaden an (Quelle: © iStockphoto.com/ hagit berkovic)h

Die Larven der Kartoffelmotte richten in Zentralamerika großen Schaden an (Quelle: © iStockphoto.com/ hagit berkovic)h

Bisher wurden sie mit Pestiziden bekämpft, in Zukunft könnte ihre Spucke als Wachstumsverstärker für Kartoffeln dienen: Die Larven der Motte Tecia solanivora fressen mit Vorliebe die gesunden Knollen und richten damit große Schäden an. Wissenschaftler haben nun entdeckt, dass die Kartoffelpflanze die Schäden auszugleichen versucht, indem sie besonders dicke Knollen entwickelt.

Tecia solanivora ist eine Motte, deren Larven vor allem in Zentral- und Mittelamerika große Fraßschäden an den Knollen verursachen. Im Jahr 2000 wurde der Schädling erstmals auch auf den kanarischen Inseln entdeckt. Die Kartoffel stellt vor allem für die Andenvölker ein Grundnahrungsmittel dar, der Einsatz von Pestiziden gegen die Motte ist jedoch sehr kostspielig. 

Ursprünglich wollten die Wissenschaftler der Universität Göttingen in Zusammenarbeit mit Forschern aus Südamerika und den USA die von der Motte verursachten Schäden auf Kartoffelfeldern untersuchen. Dabei beobachteten sie, dass Pflanzen und Schädling gegenseitig voneinander profitieren. Die Kartoffel reagiert auf den Insektenspeichel, indem sie besonders große und schwere Knollen produziert. Fraßverluste einer Knolle kann die Pflanze so mit den anderen Knollen ausgleichen. Den Motten steht mit den größeren Kartoffeln mehr Nahrung zur Verfügung, sodass sie sich verstärkt fortpflanzen.

Vermutlich erhöht eine im Larvenspeichel enthaltene Substanz die Photosyntheserate, sodass die Pflanze mehr Stärke produziert, wodurch die Knolle größer wird. Die Kartoffel erträgt diese Symbiose jedoch nicht endlos. Sind nur 10 Prozent der Knollen befallen, nimmt die Kartoffel das 2,5-fache zu. Steigt der Befall auf 10-20 Prozent, nimmt die Knolle noch um das Doppelte zu. Bei einem Befall von über 50 Prozent bleibt das Kartoffelgewicht jedoch gleich.

Die Wissenschaftler hoffen nun, den Wirkstoff aus dem Insektenspeichel isolieren zu können, um ihn dann gezielt als Wachstumsverstärker in die Knollen injizieren zu können. Allerdings scheint der Mechanismus nicht bei allen Kartoffelsorten zu funktionieren. Bisher haben die Forscher den Effekt bei einer von sieben untersuchten Sorten beobachtet, weitere Studien sowohl mit kommerziellen als auch mit wilden Sorten sollen folgen. 


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ScienceDaily: To Double Spud Production, Just Add a Little Spit